Samstag, 27. Oktober 2018

School Hopping

Immer wieder aufregend

Mein Leben stand für mich irgendwie immer fest. Da war ein klarer, gerader Plan, den ich verfolgen wollte, das hat mir Sicherheit gegeben. Ich mache mein Abitur, dann studiere ich eben schnell Latein und Englisch, mache dann mein Referendariat und bekomme einen Job.

"Schmink' dir das ab."

Sehr charmant, danke auch, aber genau das hat die Sannitanic (die bald platzt) damals zu mir gesagt. Und ich hab' sie angelächelt und mir gedacht, ach, lass' sie mal reden, die ist eh' immer so negativ und pessimistisch. Hey, ich habe Latein studiert, damit kann ich mir meine Schule aussuchen!

Abgeschminkt.

Es ist jetzt etwa zehn Jahre später. Ich hatte mich an etwa dreißig Schulen im Land initiativ beworben, weil ich dachte, dass mir jemand antworten wird. Nein. (Die große Buba kennt den Tonfall.) Da kam nix zurück, außerdem war meine Examensnote mit Eins Komma Neun einfach zu schlecht, da gab es viel bessere Bewerber - und mir führt das auch heute noch vor Augen, dass die Note des Zweiten Staatsexamens nichts über die pädagogische Kompetenz eines Junglehrers aussagt.

Ich habe mich dann irgendwann damit abgefunden, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis ich die richtige Schule für mich gefunden hatte. Und auch wenn es immer wieder eine richtige Tortur war, an eine neue Schule zu kommen - neue Schüler, neue Kollegen, neue Orte, neue Fahrstrecken, neue Klassenstufen, neue Curricula, für den Hochbegabten der absolute Horror - so hatte dieses school hopping eine unschätzbar wertvolle positive Seite.

Meine erste Schule fand ich toll. Das war alles so aufregend, und es lief für mich scheinbar gut. Ich bin bei Schülern und Eltern gut angekommen, und wenngleich mich ein paar Dinge etwas störten, so dachte ich mir, dass es diese nervigen Dinge überall geben wird und ich das einfach hinnehmen müsste. Ich war soweit, Husum als meinen festen Schulort zu akzeptieren.

Einzig durch das Zerwürfnis mit meiner Schulleiterin, das um ein Haar das Ministerium erreicht hätte, und den daraus resultierenden Schulwechsel nach St.Peter-Ording habe ich kennen gelernt, wie Schule auch anders funktionieren kann. Ich habe an der zweiten Schule ein aufgeschlossenes, kollegiales Kollegium kennengelernt, bunte, wilde Schüler, Schulsozialpädagogik in Gestalt von Thekla, und das alles hat mein Bild von der ersten Schule in Husum drastisch relativiert.

Auf einmal wirkte meine erste Schule für mich kalt, rücksichtslos, falsch, der absolute Horror und ich war so glücklich, von dort weggekommen zu sein. Dieses In's-Verhältnis-Setzen wäre nie geschehen, wenn ich in Husum geblieben wäre, und ich bin unendlich dankbar dafür. Es lässt sich vielleicht nachvollziehen, dass ich an mittlerweile sechs verschiedenen Schulen trotz aller Unannehmlichkeiten sehr wertvolle Eindrücke sammeln konnte. Ich konnte Schulen miteinander vergleichen, konnte feststellen, was für unterschiedliche Schulkonzepte dort herrschen und konnte auch ein wenig erfahren, welche Eigenschaften eine Schule haben sollte, an der ich mich wirklich wohlfühlen kann.

Auch wenn das jetzt wahrscheinlich blöd klingt, manchen Kollegen gegenüber, die nie eine zweite oder dritte (oder sechste) Schule kennengelernt haben: Ich möchte das nicht missen. Das waren sieben harte Jahre (vorausgesetzt, ich werde in Plön bleiben können), aber ich mag mir gar nicht ausmalen, was mir gefehlt hätte, wenn ich in Husum damals fest übernommen worden wäre, so wie eine Mitrefi damals.

Und ich bin dankbar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen