Tag Zwei. |
Vielleicht habt Ihr an Eurer Schule schulinterne Fachcurricula. Ich habe das gern als Papierkram abgetan, kümmert sich doch eh' keiner drum, wozu haben wir schließlich die Lehrpläne. Jetzt weiß ich die Vorteile eines schulinternen Fachcurriculums zu schätzen.
Ihr habt für Eure Schule festgelegt, wann welche Inhalte im Unterricht behandelt werden (und evtl. in einem Methodencurriculum auch darüber diskutiert, wie das gemacht werden soll). Ihr habt beschlossen, welche Inhalte den Schülern am Anfang von Klasse Sieben bekannt sein sollen. Ihr habt festgelegt, welche Inhalte mit dem Übergang in die Sekundarstufe Zwei bekannt sein sollen. Und wenn alles gut läuft, könnt Ihr Euch bei Eurer Unterrichtsplanung auch darauf verlassen und bestimmte Inhalte abrufen. Idealerweise könnt Ihr das.
Weniger ideal könnt Ihr das, wenn Ihr ein- oder zweijährige Bildungsgänge unterrichtet und womöglich jedes Jahr eine neue Lerngruppe bekommt, die aus unterschiedlichsten Schularten, Städten und Bundesländern zusammengewürfelt ist.
Die einen Schüler können in der Berufsoberschule bereits sehr gut mit (literarischen) Texten arbeiten. Die anderen können das gar nicht, manche sind dafür im Umgang mit geschäftlichem Briefverkehr top ausgebildet. Manche können Englisch, manche eher nicht so. Manche haben noch nie eine zusammenhängende Textproduktion durchgeführt.
Und jetzt, nach sechs Wochen Unterricht, soll dieser bunte Haufen an Prüflingen in der Lage sein, den ersten standardisierten Leistungsnachweis abzuliefern, und ich habe echt Angst davor. Festzustellen, dass das Leistungsspektrum genauso weit auseinandergeht wie die Lernausgangslagen. Und gerade um letztere festzustellen, beginnt man die Arbeit in einer neuen Lerngruppe ja mit einer Lernstandserhebung (die große Buba kotzt womöglich gerade über dieses Regelschullehrervokabular). Ich habe mich diesmal dabei aber leider nur auf die Sprachfertigkeit konzentriert.
Damit steht nun immerhin fest, worauf ich die nächsten fünf Monate Englischunterricht in der BO konzentrieren werde - die Schüler ganz konkret auf ihren Abschluss vorzubereiten. Und letztlich kann man als Lehrkraft keine Wunder bewirken - einige Schüler werden ihren Abschluss nicht schaffen. Vielleicht bei'm nächsten Mal.
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