Aller Anfang ist schwer... |
Es ist früher Abend, als ich im Bus
sitze. Langsam dämmert es, kein Wunder, es ist Herbst. Es wird
kälter, aber so wirklich nehme ich das nicht wahr, denn ich fühle
mich schon kalt genug. Ich fahre zum Bahnhof, habe einen Rucksack mit
Zeitschriften, Büchern dabei, außerdem eine Sporttasche mit Wäsche,
die gewaschen werden muss.
Bevor ich am Bahnhof in meinen Zug
steige, hole ich noch vom Zeitschriftenladen den aktuellen
Intelligenztrainer und von Pizza Hut etwas Wegzehrung. Ich habe noch
über zwanzig Minuten, bis der Zug nach Neumünster abfährt, und so
genieße ich die Pizza, habe einen Viererplatz im Zug ganz für mich
und schaue hinaus, auf das, was sich später einmal Bahnhofshalle
nennen soll. Es dauert schon ewig, es wird auch weiterhin ewig
dauern, kann mir aber egal sein, ich mache mir sowieso nicht viel aus
Kiel, ich werde hier neun Semester studieren und dann haue ich wieder
ab.
Es ist im Herbst Zweitausenddrei, und
ich habe die erste Woche in meiner neuen Wohnung hinter mir, in
meiner neuen WG, und ich vermisse meine Eltern wirklich sehr. Ich bin
so froh, dass jetzt Wochenende ist und ich sie besuchen kommen kann.
Die ersten Nächte in Kronshagen waren die Hölle. Alles so allein
und ruhig und Conny nervt.
Eine gute halbe Stunde Fahrt später
sitze ich im Anschlusszug nach Dithmarschen. Das ist der, der nur
zwanzig Kilometer in der Stunde fährt und alle paar Minuten
Warnsignale in die Nacht hinaus trötet, falls Kühe auf den Gleisen
grasen. AKN. Nach H, und dann nach B.
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Das war vor fünfzehn Jahren. Heute
sitze ich wieder im Zug, wieder die Pizza neben mir. Nur dass es
jetzt nicht mehr die AKN ist, sondern die nordbahn, und dass die
Kieler Bahnhofshalle fertig ist. Und dass ich nicht mehr in
Kronshagen wohne, nicht mehr in einer WG, und meine Wäsche
inzwischen selbst wasche. Und der Intelligenztrainer heißt
mittlerweile Intelligenzrätsel.
Hat sich also Vieles verändert, und
mittlerweile will ich auch gar nicht mehr aus Kiel weg. Aber es war
ganz spannend zu erleben, wie all' diese Gefühle bei so einer
Zugfahrt wieder hochkommen können.
Vermisse ich das Studium? Nein.
Jedesmal, wenn ich einen Film über Studenten sehe, bin ich
eigentlich ganz froh, dass ich einen Schritt weiter bin.
Unabhängiger, selbstbewusster. Und mehr nach vorne schaue. War eine
geile Zeit, aber ich bin froh, dass sie vorbei ist.
Coming of age und so...
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