Ein paar der wenigen Sachen, die nicht planlos in der Wohnung herumstehen. |
a.k.a. liegengelassen. Heute geht es mir um ein Phänomen - das Chaos in meiner Wohnung - das ich gern mit der Hochbegabung erklären möchte. Und weil ich das so gern möchte, mache ich das jetzt auch, obwohl vermutlich siebenundneunzig Prozent aller normalbegabten Leser das ganz genauso kennen und es nichts mit der Intelligenz zu tun hat. Die Erklärung klingt einfach so nachvollziehbar, also raus damit.
Halten wir noch einmal zwei Dinge fest: Wir wissen, dass das HB-Gehirn immer drei bis fünf Schritte voraus ist. Ich leben selten im Hier und Jetzt, auch wenn ich das sollte und deswegen trainiere. Im Kopf bin ich immer schon eine halbe Stunde, eine Woche oder vier Jahre weiter. Alles zu seiner Zeit, ja, würde ich gern sagen, aber sobald mein Gehirn etwas findet, wovor ich Angst haben könnte - oder auf das ich mich freue - dann stürzt es sich gedanklich darauf. Das zweite ist der Umstand, dass das HB-Gehirn sich gern auf eine Sache so stark fokussiert, dass es Anderes aus dem Blick verliert (zum Beispiel so unnötige Dinge wie Essen).
So nehme ich zum Beispiel den Glasreiniger und ein Wischtuch zur Hand, gehe zum anderen Ende der Wohnung, um die Fenster zu putzen. Sobald das erledigt ist, und genau genommen auch schon währenddessen, denke ich daran, was ich als Nächstes mache, und direkt nach der Arbeit gehe ich dann dazu über. Die benötigten Utensilien - Glasreiniger, Wischtuch - lasse ich einfach vor dem Fenster liegen. Oder ich packe ein neues Videospiel aus, gehe dabei durch die Wohnung; ist es ausgepackt, lasse ich die Folie an Ort und Stelle fallen. Oder ich gehe in's Bad, um Handtücher zu stärken. Den Eimer zum Anrühren der Stärke? Lasse ich auf der Waschmaschine stehen, denn ich muss zurück und die Handtücher zum Trocknen aufhängen, und dabei bin ich dann im Kopf schon wieder einen Gedanken weiter.
Dinge sofort erledigen, das versuche ich mir immer wieder zu sagen, und Müll nach dem Auspacken direkt in den Mülleimer zu werfen, oder gebrauchtes Geschirr direkt in die Spülmaschine zu räumen, oder Putzmittel wieder zurück in das vorgesehene Regal zu bringen. Ich versuche wirklich, das zu trainieren, aber was mir gegenan arbeitet, ist der Umstand, dass das Chaos ja vollkommen in Ordnung ist. Wie sagt man? Nur ein Genie beherrscht das Chaos, und ich habe bei zweiundneunzig Prozent der benutzten Sachen noch im Kopf, wo ich sie abgelegt habe.
Vielleicht spielt auch ein gewisser Rebound-Effekt eine Rolle: Meine Mutter hat immer sehr darauf geachtet, dass alles blitzblank, sauber und aufgeräumt ist (zu sehr?) - das habe ich übernommen, bis ich im Studium gemerkt habe, dass die Welt nicht untergeht, wenn etwas mal nicht am zugedachten Platz liegt. Und vieleicht schlage ich deswegen in das andere Extrem aus - als Ausgleich zu einer extrem aufgeräumten Kindheit.
Transgression, quasi.
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