Samstag, 20. Oktober 2018

Überraschend


Das wird ein Beitrag für Videospiel-Nerds. Nach über zwanzig Jahren Kontakt mit Videospielen bekommt man irgendwann das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Es fühlt sich an, als habe jedes Spiel eine Wüste, eine Eislandschaft, ein Ort, der in Finsternis liegt, eine gebirgige Region, einen Wald. Und vieles mehr. Es könnte die Gefahr bestehen, dasselbe Spielerlebnis wieder und immer wieder zu haben; dabei hatte ich einst geschrieben, wie sehr ich mir Neues wünsche. Neu-Gier eben.

Manchmal schafft es ein Videospiel dann doch, mich zu verwirren, herauszufordern, den Wunsch zu wecken, alles zu entdecken. Ni No Kuni hatte damals diesen Effekt, als im post-game-content das Spiel auf eine Metaebene gebracht wurde, unerwartet, verwirrend und schön.

Und nun ist es also wieder soweit. Gestern hatte ich das neue Dragon Quest XI beendet, ein schöner Abschluss für die Ferien, dachte ich. Mir war klar, dass da noch irgendwas kommen würde, nach den Credits, das gehört mittlerweile fast zum guten Ton. Noch stärkere Ausrüstungsgegenstände, neue Alchemie-Rezepturen, geheime Gegner, eine bis dahin verschlossene Tür, die nun offen steht. Das ist der Standard, den ich mittlerweile oft erlebt habe, macht ja auch Spaß, wirft mich aber nicht um. Ich wollte heute nur mal eben schauen, was denn dieses Leuchten in den seltsamen Ruinen zu bedeuten hat - und spoilerfrei kann ich sagen, dass mir der Teppich unter den Füßen weggezogen wurde.

Eine sehr kreative Art, das Spiel zu verlängern, hat mich sofort gepackt. Und wenngleich dadurch alles Vorhergegangene in Frage gestellt wurde, so gab es das ganze Spiel über kleine Anzeichen auf diese Wendung. Ich mag es, wenn mein Geist manipuliert wird, ich mag es, wenn ich staunen kann. Denn je älter man wird, umso schwieriger ist es, in's Staunen zu kommen - ich merke das immer wieder, wenn ich Roger Eberts spätere Rezensionen lese.

Gut, was ich jedenfalls sagen will, ist wieder dieser Hochbegabtenscheiß: Der Plan für heute war perfekt, ich wollte viele Dinge erledigen und am Ende des Tages auf all' die Ergebnisse schauen können - nix da, wenn das Gehirn entscheidet, dass es da etwas Anderes gibt, das irgendwie interessanter erscheint. Also denn, morgen ein neuer Versuch!

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