Meine Schulwoche endet donnerstags, und das liebe ich. So war es auch in St.Peter-Ording. Alternativ kann die Woche auch am Dienstag beginnen. Ich unterrichte so viel wie möglich, solange ich drei freie Tage habe. Was das in Stunden bedeutet, handhabt jede Schule anders. Für mich ist das wichtig, damit ich genug Zeit für mich selbst habe. Wie hin und wieder bereits angedeutet, ist die Schule nicht auf Platz Eins der Prioritätenliste in meinem Leben. Ich möchte die Welt entdecken, und dazu brauche ich Zeit.
"Du hast doch nachmittags frei!"
Ja, ähm, nein. Für mich fühlt es sich anders an - ich weiß nicht, ob das am Gehirn liegt. Ein Arbeitstag ist ein Schultag, von Anfang bis Ende. Ich kann nicht einfach das Gehirn abschalten, wenn ich nach Hause komme. Das HB-Gehirn lässt sich da leider nicht so einfach kontrollieren, es sorgt dafür, dass sehr gründlich über die Schule nachgedacht wird. Daher brauche ich die Balance: Vier Tage Schule, drei Tage ich. Ich lebe nicht, um zu arbeiten.
Wie es aussieht, werde ich das zweite Halbjahr an der KGS bleiben können. Und aufstocken, zum Glück. Geld ist immer ein blödes Thema. Das Bewusstsein, jetzt immerhin für ein halbes Jahr Kurse zu bekommen, macht einen riesigen Unterschied zu bisher. Bis heute ging es nur darum, den Unterricht stattfinden zu lassen. Ich konnte mir kaum Namen merken und mein Gehirn hat sich gedacht, naja, wenn ich nach zwei Monaten eh' wieder weg bin, dann muss ich keine Denkzeit in die KGS investieren.
Mit Dienstantritt Anfang Dezember ist alles, wie erwartet, in die Grütze gegangen. Ich habe keinen Überblick mehr über meine Ernährungsgewohnheiten, meine Wohnung ist mittlerweile total versifft und ich habe noch einen Berg Post abzuarbeiten, und ich habe Kontakte vernachlässigt - eigentlich sollte Er schon vor zwei Wochen einen Videogruß bekommen haben. Nix da. Ist halt so: Mit tiefen Einschnitten, und dann noch kurzfristig, komme ich nicht klar. Schnittmenge Autismus.
Jetzt sieht das alles anders aus. Ich habe eine Gewissheit, für ein halbes Jahr. Jetzt gibt mein Gehirn grünes Licht dafür, die Dinge vernünftig zu machen: Unterricht vorbereiten, Putzplan zuhause, Konto langsam wieder ausgleichen.
Und vor allem wird sich im Unterricht Einiges ändern - denn jetzt sind das meine Lerngruppen, nicht mehr nur sechswöchige Vertretung. Jetzt lohnt es sich, Rituale einzuführen, klare Ansagen zu machen und durchzuziehen, jetzt lohnt es sich, deutlich strenger zu werden - denn heute gab es schon wieder Notenverhandlungen und mir wird immer mehr bewusst, wie sehr ich das hasse. Ich fühle mich damit unwohl; deswegen hatte ich die letzten drei Tage über die Notengespräch-Beiträge geschrieben. Ich werde andere Saiten aufziehen, denn ich bin etwas ernüchtert von der Arroganz und Ignoranz mancher Schüler. Ich werde ein paar Methoden aus der GemS-Zeit durchsetzen.
Im Prinzip also ein Neustart. Jetzt noch einmal mit Gefühl. Und ich werde das Halbjahr nutzen, um auszuloten, ob ich nicht vielleicht doch lieber wieder an eine Gemeinschaftsschule gehen möchte. Und da ich den Eindruck habe, dass mein Schulleiter, Herr Schöneich, einen ganz guten Blick für mich hat, werde ich hin und wieder zu ihm in's Gespräch gehen. Ergebnisoffen.
Endlich ist diese Holterdipolterphase vorbei.
Emotion? Unsicher.
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