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Wieder einmal gibt es zwei unabhängige Themen und ich konnte mich nicht für eins entscheiden. Also beide: Wer sich für eine Seite aus dem Tagebuch eines Hochbegabten interessiert, kann direkt weiterlesen und unten gibt es dann aktuelle Gedanken zu einem Filmklassiker.
Schwerverbrecher
Heute morgen - genauer mittag - bin ich vom Klappern des Briefschlitzes aufgewacht. Ich mag es, einen freien Tag zu haben, dafür nehme ich auch gern ein Gehaltsminus in Kauf, denn der Gegenwert - geistige Ausgeglichenheit - lässt sich nicht in Geld bemessen. Nun denn, langsam wackele ich aus meinem Bett heraus, nehme den Brief in die Hand und schaue auf den Absender... und bin schlagartig wach. SCHEISSE! Mit einem Mal fällt mir eine Geschichte ein, die ich dieser Tage vor lauter Notengesprächen, Konferenzen und Planungs(un)sicherheiten völlig in den Hintergrund gedrängt habe.
Ich hatte im Dezember die Befürchtung, dass die Umstellung von Arbeitslosengeld zu Gehalt nicht sauber läuft, dass irgendwas schief geht. Nicht ganz zu Unrecht: Das Gehalt für den Dezember ist erst gut eine Woche in den Januar hinein überwiesen worden. Natürlich gibt es dann Probleme mit Miete, Strom, was auch immer wir an Rechnungen so haben, kennt man ja. So konnte zum Beispiel der Dauerauftrag für die Miete nicht ausgeführt werden, worüber ich ein paar Tage später informiert worden war.
Parallel erhielt ich damals ein Schreiben, in dem um Klärung der Kontosituation gebeten wurde, na super, sowas liebe ich ja. Natürlich sollte man in dieser Situation möglichst schnell einen Termin bei der Bank abmachen und die Situation erklären. Nicht so Dr Hilarius! Da ich zum Zeitpunkt jenes Schreibens immer noch weder Arbeitslosengeld noch Gehalt bekommen hatte, habe ich mir einen Termin im Kalender eingetragen, an dem ich das erledige, weil es wohl sinnvoll wäre, zu wissen, ob das ALG überhaupt kommt und wie hoch das Gehalt ist. Dachte ich.
Während ich also auf den Erhalt meiner Bezüge wartete, habe ich versucht, mich an der KGS einzuleben. Natürlich erfolglos: Wenn ich Ende Januar sowieso wieder raus bin, wozu dann die Mühe? Doch dann zeichnete sich ein Silberstreif am Horizont ab, wow, ich kann vielleicht bleiben, ich kann aufstocken, super, hmmmm, wie benehme ich mich jetzt den Schülern gegenüber, und dann kamen die drei Notengespräche-Sachen und mein Gehirn voll auf Konzeption des zweiten Halbjahres fixiert. So sehr, dass mein eingetragener Termin am Montag verstrichen ist, ohne dass ich davon etwas mitbekommen habe.
Und nun dieser Brief - es reicht schon, den Absender "Bank" zu lesen und ich krümme mich zusammen. Ich fühle mich wie ein Schwerverbrecher, weil ich diesen Termin verpasst habe, und ich fühle mich, als ob ein Gang zum Schafott bevorsteht. Und ich ärgere mich über die Hochbegabung: Warum müssen HBs aus allem ein Riesendrama machen? Und warum gibt es diese Phasen, in denen mein Gehirn sich voll auf eine Sache einschießt und alles drumherum nicht mehr mitbekommt?
Und dann höre ich schon wieder den Satz "Hochbegabung ist doch was Tolles!"
Montag nach den Zeugniskonferenzen wird das endlich geklärt. Aber Ihr kennt das, oder? Wie solche Dinge wie eine Last auf einem liegen, und wie man bei Briefen wie diesem nur den Absender liest und direkt durch ist? Wie albern. Und ich glaube, das gibt es nicht nur bei Hochbegabten, aber ich vermute, diese Gefühle und diese Situation sind bei HBs ein paar Stufen intensiver. Augen zu und durch!
Regisseur Herk Harvey selbst taucht in einer wichtigen Rolle auf - hier lächelt er... |
Kultfilm
Ich hatte einmal im Blog darüber geschrieben, dass ich lieber etwas Neues sehen möchte, nicht immer diese Wiederholungen. Die Regel bei mir ist, dass ich einen Film einmal sehe und es reicht. Auch wenn er noch so toll ist - ich habe keinen Grund, ihn nochmal zu schauen. Aber ein paar Filme gibt es doch, die ich immer wieder gern sehe, ein richtiger Genuss. Manche Filme gewinnen durch wiederholtes Anschauen. Da entdecke ich immer wieder etwas Neues, oder ich genieße es, wie der Regisseur eine Atmosphäre erzeugt.
Einer dieser Filme ist Carnival of Souls, ein Film, der ursprünglich unbeachtet geblieben ist. Unabhängig finanziert, hat Regisseur Herk Harvey sämtliche Freiheiten gehabt und ein kleines Kunstwerk erschaffen. Der Film hat seine Schwächen, ganz klar (z.B. das Schauspielern), aber er hat so viel Gutes - die unheimliche, bedrückende Atmosphäre, die nicht zuletzt durch die effektive Filmmusik erzeugt wird. Der Film hat einen Twist am Ende, der vielleicht nicht originell sein mag (aber das war M.Night Shyamalan auch nicht), aber ich habe heute gemerkt, dass ich den Film in seiner Gesamtheit genieße, die Qualität des Films ist nicht auf das twist ending angewiesen. Genau deswegen hat er sich dann seit den Achtzigern zu einem richtigen Kultfilm entwickelt.
Heute habe ich ihn zum ersten Mal in einer colorierten Version gesehen und, noch wichtiger, mit der originalen englischen Tonspur. Es ist, als ob ich einen anderen Film sehe! Die deutsche Synchro ist eigentlich in Ordnung, aber im Englischen passt wirklich alles zusammen. Ein Beispiel: Die Protagonistin wechselt im Film zwischen zwei Bewusstseinsebenen. Im Englischen wird das dadurch vermittelt, dass ihre Stimme plötzlich mit einem Echo hinterlegt ist. Im Deutschen wurde dieser Effekt nicht übernommen, das finde ich sehr schade.
Und so kann ich den Tag nun doch mit einem positiven Grundton beenden, denn auch wenn mein Kopf von dieser ganzen Bank-Schulgeschichte voll (und voll unten) war, hat Carnival of Souls es geschafft, mich vollkommen in seinen Bann zu ziehen. Auch beim zehnten Ansehen.
post scriptum: Einen weiteren dieser Immer-wieder-ansehen-Filme gibt es gleich in Form von "Coraline". Manche Filme sind wie ein Fünf-Gänge-Menü, man kann sie in aller Ruhe und komplett genießen.
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