Es könnte so einfach sein... |
Es gibt mal wieder Neuigkeiten aus dem Bürokratiergehege. Diesmal allerdings von seinem Seelenbruder, dem Ministerium für - ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie es sich derzeit nennt und es interessiert mich auch nicht. Das scheint sich in den vergangenen Monaten und Jahren mehrfach geändert zu haben. Ich nenne es einfach mal Bildungsministerium.
Das ist eine Sache, die vielleicht der eine oder andere Leser nachvollziehen kann, der sich in Schleswig-Holstein um eine Vertretungs- oder Planstelle im Regelschuldienst beworben hat. Über das dafür verantwortliche System pbOn habe ich schon einmal geschrieben. Es soll nun auch kein IQSH- oder pbOn-Thrashing werden, sondern ein Testament meiner eigenen Unfähigkeit, meiner absoluten Orientierungslosigkeit im Bürokratiergehege. Da kann ich noch so oft komplexe Sachverhalte erklären können: Ich bin nicht in der Lage, eine ordentliche Bewerbung zu erstellen.
Wenn ich mich nicht verzählt habe, arbeite ich derzeit nach meinem mittlerweile dreizehnten Arbeitsvertrag. Das bedeutet also, dass ich mich bereits dreizehn Mal online beworben habe. Dreizehn Mal musste ich ein Anschreiben fertigstellen, meinen Lebenslauf aktualisieren, in der Zwischenzeit hat sich meine Adresse geändert, meine Telefonnummer, meine Mailadresse und der Kreis der Menschen, die ich liebe. Doch eines blieb während all' dieser Änderungen unverändert - die freundlichen Antworten der Sachbearbeiterinnen im Online-Bewerbungssystem.
Denn jedesmal, wirklich jedes Mal, wenn ich glaubte, alle benötigten Bewerbungsunterlagen eingereicht zu haben, hatte ich kurze Zeit später eine Mail im Postfach mit folgendem Inhalt: "Es gibt Neuigkeiten zu Ihrer Bewerbung." Mit einem Link, wie ich mir die Neuigkeiten online anschauen kann. Klingt wie Spam, aber als angestellter Lehrer in Schleswig-Holstein fühlt man sich gern wie Spam behandelt, also passt das ja. Similia in similibus solvuntur, oder so ähnlich hat Herr Limmer das uns erklärt.
Leider waren die Neuigkeiten im System nie wirklich positiv. Da konnten die Sachbearbeiterinnen das auch noch so freundlich formuliert haben, immer schwang ein gewisser genervter Tonfall mit, wenn es hieß: "Sehr geehrter Dr Hilarius, bitte..."
"...laden Sie Ihren aktuellen Arbeitsvertrag hoch."
"...ergänzen Sie die zweite Seite Ihres Arbeitsvertrages."
"...entfernen Sie die Hausnummer in der Straßenzeile Ihrer Grunddaten."
"...ändern Sie Ihre Laufbahn auf [Sek II-Lehrer]."
"...aktualisieren Sie Ihren Lebenslauf um die derzeitige Beschäftigung."
"...belegen Sie Ihren Zivildienst."
Und das sind nur ein paar der Aufträge, die ich jeweils zu erledigen hatte. Nie war gleich alles korrekt und vollständig. Auch heute nicht. Es ist, als ob diese Zurechtweisungen für die Sekretärinnen im Ministerium eine Art Lebenselixier darstellen, ohne das sie nicht existieren können. Irgendwie muss ja jeder sein Geld verdienen, und wenn es durch Zurechtweisungen Anderer geschieht, nicht wahr, Herr Lehrer?
Ich sollte zufrieden sein, dass ich diesmal nur besagte Hausnummer entfernen musste, alles Andere war korrekt. Damit bin ich wieder auf dem Arbeitsmarkt für Vertretungen verfügbar, mal schauen, wann sich die erste Grundschule meldet, oder alternativ ein Gymnasium auf Sylt. Beides für mich gleich relevant.
Ich frage mich, wie das erst irgendwann (vielleicht einmal) bei einer unbefristeten Stelle laufen soll.
Ich frage mich, ob ich es überhaupt irgendwann einmal auf die Reihe bekommen werde.
Vielleicht werde ich doch Kassierer bei Sky.
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