Freitag, 12. Januar 2018

Wie in einem Spiegel...

...und wenn man beim Blick in den Spiegel so langsam ahnt, dass man richtig sein könnte...
...sasom i en Spegel würde Ingmar Bergman gesagt haben, wenn er die richtigen Schriftzeichen nicht zur Verfügung gehabt hätte, und velut in speculum inspicere wird den Phaedrus-Schülern bundesweit bald zum Hals heraushängen.

Ich habe mir heute Good Will Hunting (1997) angeschaut. Mal wieder; denn zum ersten Mal habe ich ihn damals im Kino gesehen und nach heutiger Revue damals nicht verstanden. Ich dachte, es geht nur um irgendsoein Supertalent, ein Typ, der ganz viel weiß. Und ich habe ihn mir damals angeschaut, um Matt Damon mit freiem Oberkörper zu sehen. Ja, so dachte ich, Sex rund um die Uhr. Und schön distanziert, denn nie wäre ich damals auf die Idee gekommen, dass ich auch so schlau sein könnte. Ja, die Klassenarbeiten waren oft gut, aber ich hatte damals MCSchleiff neben mir sitzen, der wesentlich mehr wusste als ich. Wie gut! So konnte ich mir immer wieder einreden, dass ich nicht so einer bin. So ein spezieller Mensch wie Will Hunting.

Heute habe ich mich ein wenig weiterentwickelt, ich weiß mehr über mich, und ich habe mich gefragt, ob der Film vielleicht einen Menschen wie mich darstellt.

Und das tut er.

Ich habe nie nach "ähnlichen" Menschen gesucht, ich habe nur immer wieder erfahren dürfen, dass es sie nicht gibt. Ich war eben anders. Und dann einen Film zu sehen, der das eigene Mindset widerspiegelt... ich kann das Gefühl nicht beschreiben. Es wirkt auf einmal alles bekannt, immer wieder bin ich verlockt zu sagen "Ja natürlich reagiert Will Hunting so. Das kenne ich!", und es ist ein sehr schönes Gefühl. Endlich kann ich mir erklären, warum und vor allem wie ich anders bin. Für den Durchschnitts-Kinogänger geht es in dem Film um einen besonderen Menschen. Für mich? Story of my life, insbesondere der negativen Szenen und Zurückweisungen.

Und dann ist es sehr beruhigend, zu erleben, dass solch' eine Story ein happy ending haben kann, oder zumindest: dass es weitergeht.

Und warum ich das schreibe? Es geht nicht nur um das Wiedererkennen. Es geht darum, dass es ganz spezielle Menschen braucht, um mich für das wertschätzen zu können, was ich bin. Wie ich bin. Das kommt nur sehr selten vor; Matthias Ramm war damals so ein Mensch. Und ich frage mich dieser Tage, ob ich wieder einen solchen Menschen getroffen habe.

Und ob ich die Gelegenheit nicht beim Schopf packen sollte.

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