Montag, 15. Januar 2018

Notengespräch

 
"Und, wie siehst du dich?"

 Das folgende Notengespräch ist fiktiv.

"Hey Fritz, setz' dich, wir müssen mal ein bisschen reden."

"Okay?"

"Du hast mir letztes Mal gesagt, dass du mit dem Kollegen XY Beef hattest. Magst du erzählen?"

"Naja, er hat halt mich und Paul auseinandergesetzt, irgendwie ohne Grund, und als ich dann wissen wollte, warum er das gemacht hat, hat er mich rausgeworfen."

zustimmendes Nicken

"Alles klar. Hey, solche Sachen kommen vor. Ich bin damals auch wesentlich mehr als einmal rausgeflogen."

"Mhm."

"Ich hab dich in den letzten Wochen im Unterricht ein bisschen beobachtet, und ich muss dir mal eine Sache ganz direkt sagen. Du hast ein ganz schön großes Maul."

Schweigen

"Du reißt den Mund sehr weit auf. Immer irgendwelche Sprüche parat. Und ich sage dir, das ist ja auch in Ordnung. Ich komme da super mit klar. Solange du mir dann im Unterricht auch zeigst, dass du was drauf hast, finde ich das sogar klasse."

Schweigen, Frust

"Das klingt fies, ich weiß. Aber, so ist es nun mal. Und ich wiederhole mich: Das ist in Ordnung. Aber es gibt auch Lehrer, die damit nicht so gut zurechtkommen, und mit denen legst du dich dann eben an. Nimm' das für dein Leben mit: Nicht jeder kann mit einem lockeren Mundwerk umgehen. Wenn ich weiterhin dein Lehrer bin, haben wir kein Problem, solange du auch Leistung zeigst. Du bist ein Großmaul. Aber das ist in Ordnung so. Zeig' mir, dass du Englisch kannst, und wir werden überhaupt kein Problem haben."

Schweigen, kleines Lächeln

"Mhm."

----------------------------------------------

Es kommt immer wieder vor, dass Schüler von sich selbst eine ganz andere Wahrnehmung haben als andere Menschen. Das sind Zähne, die gezogen werden müssen, aber immer mit dem positiven Grundton am Ende, dass man da etwas draus machen kann. So dass man mit einem gemeinsamen Lächeln auseinander gehen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen