Mittwoch, 21. September 2016

Neun Euro Neunundneunzig


Zweiter Hinweis für das Kühlschrankrätsel: Ihr Name hat irgendwie irgendwas mit der Antike zu tun.

Mitte der dritten Schulwoche. Für mein HB-Gehirn (und das gilt auch für autistische Denktresore), das gern gedankliche Klarheit hat, Sicherheiten, Verlässlichkeiten, war die Zeit bisher sehr problematisch. Man trifft Absprachen, hält sich dann nicht daran, ich weiß nicht, woran ich bin. Ich gebe die Organisation der Lernmaterialien aus der Hand - ein Fehler, das war zwar ein sehr nettes Angebot, aber ich merke, dass mich die fehlende Kontrolle extrem verstört. Und dann geht es los mit dem Reinreden in den Unterricht.

Ich habe ein Konzept von Unterricht im Kopf. Das ist nicht aus der Uni, das ist nicht aus Fachbüchern, das ist einfach da. Ich habe eine Vorstellung davon, wie ich meinen Unterricht gestalte. Das mag dann gern mal ungewöhnlich sein. Wir schauen Gruselserien, wir machen Hampelmann-Spiele, ich werfe die Einsprachigkeit über Bord. Klingt, als wäre das kein guter, zielführender Unterricht. Oder, muss scheinbar so klingen, denn sonst würden nicht so viele Tipps kommen, was ich vielleicht anders machen sollte.

Das Problem dabei: Ich kann das nicht. Mein Unterricht funktioniert am besten, wenn ich ihn einfach so machen darf, wie ich will, ohne dass mir da jemand reinredet. Das war in SPO gar kein Problem: In einer ein- bis zweizügigen Schule haben die Klassen nicht viele Vergleichswerte. Aber wenn in einer sechszügigen Schule ein Lehrer alternativen Unterricht macht, fällt das natürlich auf und wird zum Gesprächsthema.

Ist ja auch in Ordnung. Ich habe in den vergangenen Jahren als Rückmeldung seitens derer an Schule Beteiligten erhalten, dass meine Methode funktioniert. Sie ist schräg, und sie würde vermutlich bei sonst niemandem klappen, weils Pädagogik aus dem Herzen ist, nicht aus dem Fachbuch. Hier soll keine Wertung stehen! Es gibt wirklich fantastische Handreichungen für Lehrer, es gibt so viele Hilfestellungen, man wird wirklich nicht allein gelassen.

Aber genau das würde ich mir wünschen - mal allein gelassen zu werden. Bitte, liebe Kollegen, gebt mir einen kleinen Vertrauensvorschuss, lasst mich einfach meinen Unterricht machen, so wie ich denke, dass er klappt. Denn es ist für mich nur schwer zu ertragen, wenn mir immer wieder reingeredet wird. Deswegen war das Referendariat für mich eine Tortur besonderer Güte.

Vielleicht ist es wie mit Erziehung, ich kann mir vorstellen, dass man auch in dem Bereich dazu neigt, anderen reinzureden. Aber wenn es keine Probleme gibt - dann lasst die Leute doch machen, oder? Ich muss das hier schreiben, weil die geliebte gedankliche Klarheit, die meinen Puls ruhig hält, immer noch nicht eingekehrt ist. Es ist chaotisch und wühlig, und ich habe damit zu kämpfen.

Und warum dann dieser selten dämliche Titel? Die verrückte Buba ahnt es vielleicht schon, und auch die Andere wird es nachvollziehen können: Ich war gerade einkaufen und bin mit mehreren Produkten genau auf die Summe 9,99 Euro gekommen. Und das hat auf mich eine beruhigende Wirkung ausgeübt. Klingt komisch, ist aber so. Das hat mir auf dem Heimweg etwas Ausgleich verschafft.

Und ich erwähne jetzt mal nicht die mit Kreide spielenden Kinder, die mich angesprochen haben und den Zug fast wieder zum Entgleisen gebracht hätten, wenn ich sie nicht ignoriert hätte.

Hoffentlich kehrt bald etwas Ruhe ein.

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