Freitag, 23. September 2016

Englisch in der Grundschule


"I spy with my little eye... something... blue!" Diese englische Variante des "Ich sehe was, das du nicht siehst", haben meine Fünftklässler heute mit Leidenschaft gespielt - auf Englisch. "Is it this?" - "No." - "That there?" - "Yes right!" Und ich muss sagen, ich fand das toll.

Ich habe immer gern gegen Englisch in der Grundschule gewettert. "Die Kinder sollen lieber erstmal richtiges Deutsch lernen, bevor es mit Englisch losgeht!" - Das war meine Standard-Kampfansage. Und sie klang eigentlich auch ganz logisch. Und erst jetzt fange ich an, sie zu überdenken, angesichts dessen, was mir da in der Klasse entgegenstrahlt.

Die Kiddies, die wir unterrichten, wachsen in einer Welt auf, in der Globalisierung das Normalste der Welt ist. Sie haben Kontakt mit Flüchtlingskindern, und es wird für sie nichts Besonderes sein. Sie wachsen in eine Welt hinein, die Englisch einfach braucht. Weltsprache und so. Das war eine ganze Zeit anders, aber man kann die Augen vor den Tatsachen nicht verschließen.

Was mich immer gestört hat, war der unverbindliche Lehrplan für Englisch an Grundschulen in Schleswig-Holstein. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sieht er Singen, Spiele, Reime und ähnliches vor. Das Mündliche hat erstmal Vorrang vor dem Schriftlichen. Über Spaß sollen die Kinder an die Fremdsprache herangeführt werden. Das klingt ganz nett (und als Fan der Suggestopädie kann ich das nur befürworten) - das Problem zeigt sich dann aber an den weiterführenden Schulen.

Da werden die kleinen Monster neu zusammengewürfelt, und in der fünften Klasse einer Gemeinschaftsschule finden sich Kinder in einer Vielfalt, die größer nicht sein könnte. Ein Panoptikum der Menschlichkeit. Manche Kinder haben an ihrer Grundschule schon richtige Vokabeltests geschrieben. Manche können auf Englisch schon bis dreißig zählen (ich habe echt gestaunt). Sie können Farben und Tiere benennen. Und, was mich besonders fasziniert: Sehr viele von ihnen haben überhaupt kein Problem mehr mit dem th-Laut (ich hab' ne gute Anleitung gefunden: Die Zunge an die oberen Zähne drücken und dann wie eine Biene summen - das bekommen die Kleinen super hin!).

Andere haben wirklich unverbindlich in die Sprache hineingeschnuppert und bringen kaum Kenntnisse mit. Ein Umstand, der in I-Klassen noch stärker zum Tragen kommen kann - wenn ein Kind einen festgestellten Förderbedarf "Lernen" hat, muss man davon ausgehen, dass alles an der Grundschule Gelernte nach den Sommerferien wieder verloren ist. Wir haben also in der fünften Klasse eine enorme Leistungsheterogenität, und das erste Ziel sollte es sein, die Kiddies bis zum Ende des fünften Schuljahres auf einen Stand zu bringen.

Und ich glaube, das werden meine kleinen Racker auch schaffen. Ich hatte heute sehr viel Spaß in der Stunde und dafür, dass es mal wieder eine Randstunde war, haben sie tolle Leistungen gezeigt. Also... vielleicht ist Englisch in der Grundschule doch keine so schlechte Idee!

post scriptum: Der nächste Kühlschranktipp - sie ist kalt, das hatten wir schon, und wie Stahl (kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viele Metallteile ummontiert werden mussten, damit der Schrank in die Einbauküche passte).

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