Freitag, 9. September 2016
Langsam wieder einhaken
So, die erste Schulwoche in Schleswig-Holstein ist vorüber. Ich kenne jetzt alle meine Lerngruppen und habe da einen bunten, herausfordernden Haufen Schüler, von denen ich sicherlich viel werde lernen können. Die letzte Stunde hat mir besonders gut getan; Team Teaching ist eine großartige Sache, wenn man eine I-Klasse unterrichtet. Wir waren heute zu dritt im Einsatz.
Langsam komme ich wieder rein in die Maschinerie Schule. Es tut so gut, morgens für etwas aufzustehen. Die Fahrt über die Autobahn genießen, bisschen frische Luft tanken. Und dann die Kinder erudieren (und wenn man nur einen Buchstaben austauscht, werden sie ganz schön abgeschabt!). Ich befinde mich in einem tollen Kollegium, endlich wieder, nachdem ich SPO verlassen habe, fühle ich mich gut aufgehoben.
Ich knüpfe die Kontakte zu den Schulbegleitungen, zu den Förderschullehrkräften, zum sozialpädagogischen Team. Einfach nur allein unterrichten war gestern. Nicht heute, nicht an einer Gemeinschaftsschule. Und das fühlt sich ziemlich gut an, wie kann man einen Vergleich ziehen... man befindet sich in einem Gewebe aus Bekanntschaften, Arbeit, was die Welt zusammenhält. Und die Arbeitslosigkeit war für mich, als würde ich aus dem Gewebe herausfallen. Abreißen, abstürzen, kein Halt mehr, kein Teil mehr von irgendwas sein.
Aber jetzt kann ich mich nach und nach wieder einhaken in das "Gewebe Realität". Ich komme an, und es fühlt sich gut an. Ich hatte damals in SPO Angst, dass es an keiner anderen Schule so gut sein würde wie dort. Aber es geht, ich glaube, ich bin hier richtig.
Und nun noch was - denn das Obere ist eigentlich nur ein post scriptum (prae scriptum), das mir während der Meditation eben eingefallen ist, der eigentliche Blogeintrag hat den Titel "Siezen":
"Sag mal, stört es dich gar nicht, wenn du geduzt wirst?"
"Wieso?"
"Naja, die Tunterella (Name selbstverständlich eventuell geändert) hat eben "Du, Herr Lehrer!" gerufen."
"Und wo ist das Problem?"
"Naja, wir sollen den Kindern doch beibringen, die Erwachsenen zu siezen, für einen respektvollen Umgang miteinander."
Das weiß ich. Aber ich verstehe es nicht. In meiner Auffassung der Welt ist es kein Zeichen von Respekt, wenn man jemanden siezt. Es ist einzig und allein ein Wort, eine antrainierte Anrede, die selten aus einer Überzeugung heraus entsteht.
Ich habe meine erste Schulleiterin gesiezt. Mein Respekt vor ihr war allerdings sehr schnell hinfällig. Meine jetzige Schulleiterin duze ich, habe sie aber umgehend als Autorität akzeptiert.
Ein gewisser mir naher Mensch weiß sehr gut, dass es mir auf Worte nicht ankommt. Respekt, oder Zuneigung, oder all solche wichtigen Dinge, zeigen sich meinem Empfinden nach nicht in Worten, sondern im Handeln.
Wenn die Schüler nach meiner Pfeife tanzen, dann dürfen sie mich auch duzen, alles voll in Ordnung - solange sie trotzdem ein Gefühl dafür haben, was das Konzept "Respekt" bedeutet. Und das bringe ich ihnen auf meine Weise bei.
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