Samstag, 17. September 2016

Graf Maibusch ist tot!


Das war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass nach dem Mensa-Nostalgie-Flash auch der "Nachts im Institut"-Gedanke noch einmal kommt.

Es ist doch nicht zu glauben, was Schlüsselgewalt mit Studenten anstellen kann. Kann man sich vorstellen, dass es Studenten gegeben hat, die sich nachts in der Uni aufgehalten haben? Und zwar nicht, um zu lernen, zumindest nicht im klassischen Sinne.

Am frühen Abend haben sie sich versammelt, nachdem das gesamte Personal das Institut verlassen hatte (wobei es da auch mal die eine oder andere witzige Ausnahme gegeben hat). Total verrückt: Sie hatten sich zu diesem Abend verabredet. Jemand sei ermordet worden, so hieß es. Und wer an der Mörderjagd teilnehmen wollte, musste als Eintritts"geld" zwei Tafeln Schokolade für das gemeinsame "Gehirn-Zermarter-Büffet" mitbringen, das dann in etwa so ausgesehen haben soll:


Unglaublich. Sie alle verschanzten sich in der Kommandozentrale, während einer von ihnen durch die Flure und Büros schlich, um die Hinweise auf den Tathergang zu verteilen, mal mehr, mal weniger gut versteckt. Kleine weiße oder wahlweise rote Zettelchen mit einem großen Fragezeichen auf der einen und der Hinweisbeschreibung auf der anderen Seite. Und in dem einen oder anderen Raum hielt sich auch mal ein Verdächtiger auf - sei es nun Frau Schmidt, die hinterhältige Hausfrau, Herr Hansen, der gutgläubige Gärtner, Frau Sauerlich, die besonders feiste beste Freundin, Herr Flip, der eitle Erbe, Fraulein Maria, die nuttige Nichte, oder Herr Fröhlich, der korrupte Anwalt des Grafen Henry Maibusch.


Gerüchte, der Graf sei an einem Schokoladeschock gestorben, wurden nie bestätigt. Auch die Frage, warum Graf Maibusch alle paar Monate dann wieder von den Toten auferstanden war, nur um sich erneut ermorden zu lassen, hat sich niemand ernsthaft gestellt - im Gegenteil, alle waren froh, wenn endlich mal wieder ein Mord passiert war. Nachdem man sich also mit Nervennahrung gestärkt hatte und die Abenddämmerung den nächtlichen Schatten gewichen war, bewaffneten die Detektive sich mit Schreibblock, Stift und Kerzen.


Jawohl, Kerzen. Schließlich sollte es alles stilecht sein. Und eine stilechte Kerze verteilt beim Umhergehen ihr stilechtes Wachs auf dem Plastikteppich - was dazu führte, dass die Detektive sich ab und an am Morgen nach der Tat noch einmal trafen, um zu bügeln. Teppiche. Am Wochenende im Institut. Noch Fragen?


Und dann gingen die Lichter aus, eine unheimliche Musik schallte von irgendwoher und eine geheimnisvolle Atmosphäre hüllte das Anwesen Graf Maibuschs ein, vormals angeblich Institut für klassische Altertumskunde. Und sie schafften es - jedes Mal! Immer gelang nach reichlich Grübelei und teils stundenlangen Befragungen einem Detektiv die Klärung des Falls. Es muss sich unglaublich gut angefühlt haben, den Fall endlich gelöst zu haben - ich kann das nicht beurteilen, denn... das sind ja alles nur Gerüchte. Und ich habe nie Detektiv gespielt.


Das muss auch eine tolle Zeit gewesen sein, für alle Beteiligten. Unter dem Decknamen Cluedo trieben sie es immer mal wieder, mal mit Experimenten mit Leichen, mal in unterirdischen Partylocations, mal in einem ägyptischen Museum, mal mit explodierenden Gummistiefeln - ein krankes Gehirn, das sich so etwas ausdenkt. Aber sie hatten es sich ehrlich verdient. Sie kämpften alle im Lateinstudium um ihren Abschluss, und sie brauchten einen kleinen Ausgleich, da reicht einmal pro Jahr intelligenter Trash im Dezember nicht aus. Und, liebe Detektive, solltet Ihr dieses lesen: Es liegt immer noch ein jungfräulicher Fall irgendwo herum, keine Sorge, das ist nicht vergessen!

Nachts im Museum war gestern! Ein alter Hut! Allerdings... Nachts im Institut war auch gestern. Denn ich glaube, solche Unternehmungen entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist, der derzeit in manchen Büros der klassischen Altertumskunde in Kiel herrscht...

Klack! Zisch!!!

post scriptum: Na, wer entdeckt die Inkonsequenz in diesem Beitrag?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen