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Dienstag, 18. Januar 2022

Fine Tuning


Heute habe ich mit der letzten Lerngruppe das Google Trends Game 2021 gespielt. Schön - das sorgt immer wieder für Spannung. Und es ist immer wieder faszinierend: Ich habe bisher kein Spiel ohne den Begriff Youporn oder Pornhub seitens der Schüler gespielt, heute in der siebten Klasse.

Was ebenfalls häufig auftaucht: Ein Team geht frühzeitig mit vielen Punkten in Vorsprung (gerade in Jahren mit offensichtlichen Suchbegriffen, Beispiel Covid-19), so dass es uneinholbar wirkt. Das nimmt den Schülern die Motivation, weiterzumachen. Also habe ich die Regeln ein bisschen angepasst: Zwanzig Minuten vor Spielende werden die zu verdienenden Punkte verdoppelt, zehn Minuten vor Ende verdreifacht. Außerdem hat das unterlegene Team den letzten Versuch, und zwar mit fünffacher Punktzahl. So bleibt es wirklich bis zum Ende offen, ob das Team "Window" oder "Door" gewinnt.

Und das Coronavirus rollt durch die Schulen, wir haben mittlerweile Jahrgänge, die täglich getestet werden müssen, Lehrkräfte inklusive - wie schaut es bei Euch aus, habt Ihr das Geschehen noch unter Kontrolle?

Samstag, 11. Dezember 2021

Zuviel Neues


Puh, ich bin mit der Zeit im Verzug. Ich hatte vollkommen vergessen, wie intensiv die Project Zero-Videospielreihe mich in das Geschehen einsaugt - die große Buba erinnert sich noch mit einem Schauern an unsere Erlebnisse mit Kunihiko Asous Camera Obscura. Und wenn ein Aspi sich in etwas vertieft, das ihn interessiert, dann verschwindet die Welt drumherum und er ist vollkommen fokussiert. 

Das ist ja eigentlich eine gute Nachricht: Ich habe etwas zu tun, mein Kopf ist beschäftigt. Allerdings bin ich zur Zeit leicht überfordert, wenn ich in's Nachdenken komme, denn ich habe nicht nur ein neues Videospiel, sondern ich habe auch eine neue Badewannenarmatur, und ich denke sehr viel darüber nach: Wie muss ich sie pflegen (denn sie ist hochwertig, da muss ich mich drum kümmern), wie toll finde ich den Thermostat, weil ich endlich nicht mehr überraschend eiskalt oder kochend heiß dusche, wie zufrieden bin ich mit dem minimalistischen Duschkopf ohne Schnickschnack, und Chrom glänzt so schön. 

Das wird noch eine Weile dauern, bis ich das verarbeitet habe, und dann kommt ein neues Spiel dazu? Das kann zu einem Gedanken-Overkill führen, und ich erinnere mich an etwas, was die Sannitanic mir mal erklärt hatte: Manche Eltern meinen es zu gut und schenken ihren Kindern regelmäßig reichlich neues Spielzeug - was leider keine gute Idee ist, denn gerade Kleinkinder sollten sich erstmal mit einem Spielzeug komplett auseinandergesetzt haben - wie funktioniert es, was kann ich damit alles anstellen, es dauert eine ganze Weile, bis ein Spielzeug wirklich "ausgespielt" ist. Das Kind vorher mit neuen Spielzeugen zu überschütten führt zu einer Überforderung.

Und genau daran musste ich heute denken, mit dem neuen Videospiel, der neuen Badarmatur, dem neuen "richtigen" Mikrofasertuch zur Pflege, das alles mit einer neuen Sorte Räucherstäbchen im Hintergrund. Ich muss das alles erstmal verarbeiten.

Habe ich die Episode richtig zitiert, Sannitanic?

Freitag, 12. November 2021

Videospiele im Unterricht - Kapitel 1


Kapitel 1 - Die Vorgeschichte

Ich weiß nicht, wie es Euch so geht, liebe Lehrkräfte, aber bei Vielem, was ich so erlebe, frage ich mich direkt "Kann ich das irgendwie in meinem Unterricht verwenden?" - besonders, wenn ich es toll finde. Immerhin, ein Zahn ist mir schon früh gezogen worden: Was ich toll finde, finden Schüler deswegen nicht auch gleich super. Menschen sind eben unterschiedlich. Während meines Studiums habe ich überlegt, ob ich eine Serie im Unterricht zeigen könnte - das war sozusagen die Geburt des Are You Afraid of the Dark-Projekts. 

Irgendwann im Referendariat muss die Idee aufgekommen sein, einen Schritt weiter zu gehen. Allerdings noch klein und unauffällig, denn das Referendariat hat mich gelehrt, keine Unterrichtszeit für Filme oder Serien draufgehen zu lassen, das ist alles kostbare Zeit, da wollen wir von Videospielen gar nicht erst anfangen. Und wenn ich dann darüber nachdenke, was ich an manchen Schulen schon für erzürnte Eltern hatte; das ist dann die Schattenseite des "Serie im Unterricht schauen": Gerade an einem Gymnasium - und erst recht an einem Elite-Gymnasium - kommen dann an einem Elternsprechtag erzürnte Mütter vorbei und erzählen mir, wie ich meinen Englischunterricht zu machen habe. Wenn sie dann selbst auch noch Englischlehrerin sind, umso schlimmer. Und das war vor Jahren, als ich noch sehr frisch im Schulsystem war, kein dickes Fell und leicht zu beeindrucken. 

Serien im Unterricht? Habe ich an den Gymnasien nicht wieder gemacht, und an der Berufsschule gar nicht erst daran gedacht. Der Lehrauftrag ist eben ein anderer, das muss ich akzeptieren. Umso deutlicher öffnete sich dann für mich eine Tür mit Lerngruppen, die keinen Bock auf Schule hatten. Da sitzen dann zwischen elf und achtundzwanzig Schülern, hochpubertär, keinen Bock auf gar nichts und erst recht nicht Englisch, denn das braucht man später eh' nicht, und dann auch noch der komische neue Lehrer an der Schule. Immer wieder erlebt - in St.Peter-Ording, in Neumünster, auch jetzt an der Toni. Das ist genau die Art Schüler, bei der jener Leitsatz aus dem Referendariat im Kopf wieder aufleuchtet. Bis zum Erbrechen gehört, immer und immer wieder, und in den Lehrproben natürlich versucht zu zeigen.

"Die Schüler da abholen, wo sie stehen."

(Die große Buba holt dat aber so vor, wie sie dat braucht.) Klar, der Satz ist eine Form von Phrasendrescherei, aber mit diesen Kids in schwierigen Situationen ist das einfach mal die goldene Regel: Finde den Zugang zu ihnen. Schau' sie Dir an! Im Englischen gibt es den Ausdruck "See them!" Und seit St.Peter-Ording habe ich GenZ (oder meinetwegen auch die Digital Natives) kennengelernt. Und in SPO habe ich zum ersten Mal das AYAOTD-Experiment gemacht. Als ich denn gesehen habe, wie gut das funktioniert hat, und wie einige Eltern tatsächlich davon begeistert waren, sind plötzlich wieder die Videospielgedanken in meinen Kopf zurückgekommen - denn ich liebe gute Videospiele.

Und so habe ich also fast sieben Jahre lang darüber nachgedacht: Wenn ich ein Videospiel mit Schülern würde machen wollen - welches nähme ich denn bloß? Welche Klassenstufe? Kann ich das überhaupt verantworten? Ich habe sieben Jahre lang ernsthaft gezweifelt - und an Schulen unterrichtet, an denen solch' ein Unterrichtsexperiment absolut tabu gewesen wäre; die Kieler Gelehrtenschule oder die Jungmannschule in Eckernförde und auch das Berufsbildungszentrum Plön hätten das (zu Recht?) niemals zugelassen. Sieben Jahre lang hin und her überlegen. Von einer Schule an die nächste wechseln. Und dann an der Toni landen, wo man ausprobieren darf. Und so kam es dann, wie es kommen musste.

Heute hatte ich in einer neunten und einer zehnten Klasse meine erste Videospielstunde.

Hier geht es zu Kapitel 2

Mittwoch, 16. Dezember 2020

Bester letzter Schultag EVAR!


Herzlich willkommen im Lockdown v2.0 - ich hoffe, Ihr bleibt alle gesund und munter. Gestern hatte ich meinen letzten Schultag, sehr spärlich, weil nur noch zwei Jahrgänge in der Schule waren und der Unterricht freiwillig. Also habe ich mir ein paar Sachen eingepackt, bin in die Schule gefahren und hatte tatsächlich nur vier Jungs aus einer meiner Klassen dort. Insgeheim hatte ich gehofft, dass genau diese vier Jungs dort sind, denn mein Unterrichtsprogramm für eine Doppelstunde Englisch war - Heteronormativität pur - genau auf Jungen in diesem Alter zugeschnitten.

Ich habe darüber schon einmal geschrieben - The Warlock of Firetop Mountain - also lasse ich die Spieledetails außen vor und erzähle von dem Erlebnis.

Vier Schüler, das ist die perfekte Teilnehmerzahl dafür: Einer bekommt zwei Würfel, um die Monsterkämpfe auszuwürfeln. Einer bekommt die Abenteuerwürfel, um z.B. bei Fallen und Herausforderungen Skill und Luck auszuwürfeln. Einer geht an die Tafel und verwaltet das Inventar und den "Kampfbildschirm", einer geht an die Tafel und verwaltet die Karte. Im Hintergrund nette Musik - diesmal gab es Saurian Exorcisms (2009) von Karl Sanders, zwar ägyptisch gefärbt, aber trotzdem ein tolles Ambiente für das Abenteuer im flammenden Berg.


Am Anfang etwas ungewöhnlich für die Kiddies, die das Spieleformat nur so ansatzweise kannten - aber immerhin, zwei von ihnen kannten schon Rollenspiele, kannten schon Begriffe wie "skill", "sword", "inventory" und weiteres. Ich habe den Spielleiter übernommen und ihnen die Geschichte aus dem Buch vorgelesen; auf Englisch, aber dabei stark vereinfacht für eine Orientierungsstufe und mit viel Pantomime. Das war im Nachhinein eine großartige Idee, denn nach einer Weile sind die Jungs in das Theater mit eingestiegen: Einer hat die Handlungen unseres Helden nachgespielt, einer hat die Monsterkämpfe richtig toll in Szene gesetzt. Da zahlt sich aus, dass die jüngeren Schüler noch eine sehr blühende Fantasie haben und sich gut in das Abenteuer hineinversetzen können. Und dadurch, dass es kein Videospiel ist, das ihnen die genaue Ausgestaltung der Höhlen und Räume vorgibt, können sie sich da frei entfalten, ganz ohne Handy und Technik.

Dann haben die Jungs vorgeschlagen, dass wir den Raum abdunkeln sollten, immerhin befinden wir uns in einer düsteren Höhle - gesagt, getan, und plötzlich ist die Zeit aus dem Bewusstsein komplett verschwunden, war schon schwierig genug, noch an das regelmäßige Lüften zu denken. Aber es war ein tolles Erlebnis, das wir hoffentlich irgendwann zu Ende führen können!