Indiana Jones war für mich immer ein aufregendes Abenteuer, egal ob als Film oder in Folge als Videospiel (interessant, wie
Tomb Raider dieses Konzept umgedreht hat, als Videospiel gestartet ist und nun auch als Filmreihe existiert, inklusive Geschlechtsumkehrung). Der
B-Movie-Charakter, die Mischung aus Actionsequenzen und Rätseln, das Erforschen alter Ruinen und ein Hauch des Übernatürlichen. Kein Anspruch auf Realismus, sondern einfach einmal in ein Abenteuer fallen lassen. Nicht viel Nachdenken müssen, tolle Schauplätze erleben.
Nun habe ich vor Kurzem den fünften und letzten Teil der Reihe gesehen, Indiana Jones and the Dial of Destiny (2023). Nur leichte Spoiler hier für diejenigen, die ihn noch sehen wollen. Wenn ich es genau betrachte, ist der Film nicht schlecht. Er hat das, was die anderen Teile auch haben: Actionsequenzen (auch wenn ein Pferdegalopp durch U-Bahn-Tunnel meine suspension of disbelief arg strapaziert), mythologische Artefakte, trashige Dialoge, eine wilde weibliche Partnerin, ein größenwahnsinniger Antagonist (gespielt von Mads Mikkelsen, den ich seit Hannibal (2013-2015) für einen faszinierenden Schauspieler halte, grenzenlos verschwendet in Casino Royale (2006)), Wissenschaftler, aber natürlich spielt auch der Krieg wieder eine Rolle. Und auch einen positiv wahnsinnigen Wissenschaftler haben wir, herrlich nerdig gespielt von Toby Jones, der für solche Rollen prädestiniert ist.
Der Plot ist vollkommen absurd, aber das macht nichts. Altphilologen, -geschichtlern und Archäologen wird sich der Magen umdrehen, wenn sie sehen, was hier mit der Antikythera des Archimedes angestellt wird, aber gerade diese Albernheit macht den Spaß bei Indy aus. Also sollte es doch ein tolles Finale für eine wunderbar unterhaltende Reihe sein, oder?
Wären da nicht die Spezialeffekte. Ausgerechnet! Spielberg hat das damals alles per Hand gemacht, echte Requisiten, echte Stunts. Ein erschreckend hoher Anteil des neuen Films wurde per CGI gemacht - ich hätte nichts dagegen, wenn es mir nicht ständig in's Auge springen würde, dass es Spezialeffekte sind. Sie sind teilweise grottenschlecht choreographiert (Autofahrt), teilweise schlecht animiert (eine bestimmte Kriegsszene) und schlecht mit dem Sound abgestimmt. Harrison Ford wurde für den Prolog per Computer verjüngt, einigermaßen in Ordnung, aber die Stimme passt nicht, und sofort tritt der Effekt des uncanny valley auf. Er bewirkt, dass ich realisiere, dass das da auf dem Bildschirm nicht echt ist. Dass ich nur einen Film sehe. Immersionsfaktor null.
Und das ist so schade, denn eigentlich hat dieser Film Herz. Er hat ein tolles Ende, rundet die Reihe inhaltlich perfekt ab, Mads Mikkelsen ist ein charismatischer Gegner, und wenngleich es etwas zu lange dauert (der Film ist gefühlt eine Dreiviertelstunde zu lang), bis wir endlich zu den Abenteuer-Ausgrabungen kommen (davor eine Actionsequenz nach der anderen, mit oben erwähnter mittelmäßiger und stark schwankender Qualität), ist es für mich trotzdem ein schönes Erlebnis gewesen.
Ich war nur echt baff, dass man in einer Zeit grandioser Spezialeffekte so einen Scheiß bauen kann.
Hat jemand von Euch ihn gesehen?
post scriptum: Welch' Gegensatz. Ich sehe mir gerade Alex Garlands Miniserie "Devs" (2020) an. Mal von seinem jüngsten Werk "Men" (2022) abgesehen, sind seine Science Fiction-Werke echte Kunstwerke. Viel Auge für's Detail. Brillante Spezialeffekte. Hochglanz, und alles wirkt echt. Garlands Werke bringen mich zum Nachdenken (er hat von Tarkovsky gelernt). Nichts mit uncanny valley - und dann frage ich mich, ob die Macher des fünften Indy-Filmes absichtlich schlechte CGI verbaut haben? In einem Versuch, dem B-Movie-Charme nachzueifern?
Wer weiß?