Zweihunderteinundsechzig.
Zweihundertdreiundsiebzig.
Zweihundertfünfzehn.
Zweihundertzwei.
Hundertvierunddreißig.
"Wie geht es dir?" - diese Frage bringt mich immer wieder aus dem Flow. Mein Kopf grätscht dazwischen und fragt sich, ob das nun eine ernst gemeinte Frage war oder nur eine Nettigkeitsfloskel. Und selbst wenn es ernst gemeint ist, kann ich darauf nicht sofort antworten: Möchte mein Gegenüber meinen Gesundheitszustand wissen? Oder die Stimmung? Jetzt gerade in diesem Moment? Oder im Großen und Ganzen?
Ich ertappe mich dabei, wie ich immer wieder mit "Gut" antworte, weil es mir in dem Moment gerade auch richtig gut geht. Das kann auch vorkommen, wenn ich gerade in einer ziemlich üblen Phase bin. Es ist ein bisschen wie der Unterschied zwischen Klima und Wetter: Das Eine meint die Temperaturentwicklung über einen langen Zeitraum, das Andere meint das Wetter, das jetzt gerade draußen zu sehen ist.
Ich muss jedesmal schmunzeln, wenn in den USA ein Republikaner folgenden Satz bringt: "If the climate is getting warmer, then why does it snow outside?" Nicht ausgedacht - ein Abgeordneter hat tatsächlich einen Schneeball in den Senat mitgenommen, um zu zeigen, dass die Erderwärmung Humbug ist. Aber zurück zur Stimmung.
Mein Stimmungswetter kann ich ganz einfach feststellen - lache ich gerade? Bin ich zufrieden? Schwieriger wird es dann tatsächlich mit dem Stimmungsklima, denn wie kann ich das herausfinden? Wie kann ich mich über einen längeren Zeitraum beobachten und nachher handfest sagen, ja, die allgemeine Lage geht den Bach runter, auch wenn ich noch so schöne Tage verlebe?
Und damit wären wir bei den Zahlen vom Beginn des Beitrags. Man findet sie im Blog auf der rechten Seite, im Blog-Archiv. Dort wird mir angezeigt, wie viele Beiträge ich in einem bestimmten Monat oder einem bestimmten Jahr geschrieben habe. Zur Erinnerung: Ich habe diesen Blog aufgemacht, als ich die Nordseeschule in St.Peter-Ording verlassen habe. Ich wollte mir etwas geben, was in der Arbeitslosigkeit eine Regelmäßigkeit erzeugt, und so habe ich mit dem Gedanken angefangen, jeden Tag einen Beitrag zu schreiben.
Das klappt nicht immer, es gibt immer wieder Gründe, warum es an einem Tag nicht zu einem Beitrag gekommen ist. Wenn man sich die Summe der Beiträge nach Jahren anschaut, sieht man, dass es immer weniger geworden sind, im letzten Jahr war ein Tiefpunkt erreicht. Und der Hauptgrund in Zwanzig Zwanzig, heute mal keinen Beitrag zu schreiben, war fehlende Lust, Motivation, whatever. Ich habe mir gedacht, es vermisst doch eh' keiner, wenn mal an einem Tag kein Beitrag kommt. Und warum mir die Lust gefehlt hat, ist bekannt: Keine Schule, die mich gern bei sich behalten würde. Ein Schulwechsel nach dem anderen, für einen Aspi der absolute Horror.
Die Blogzahlen sind also ein wunderbares Indiz für mein Stimmungsklima in den letzten fünf Jahren. Es ist immer weiter bergab gegangen, selbst wenn immer wieder Tage dabei waren, an denen es mir blendend ging.
Das war einer der Hauptgedanken für meine Silvester-Meditation vor ein paar Monaten. Und ich habe mir vorgenommen, wieder am Konzept festzuhalten, jeden Tag einen Beitrag zu schreiben, und wenn er noch so dämlich ist. Und jetzt gibt es auch kaum noch etwas, was mich runterzieht (wenn ich an der Toni bleiben kann) - die ersten Schritte zum Glück sind klein, aber: Auch eine Reise von zehntausend Meilen beginnt immer mit dem ersten Schritt. Weiß nicht mehr, von wem dieser Spruch stammt, aber es ist etwas dran.
Und ich habe ganz bewusst ein paar Monate gewartet, um hier im Blog darauf aufmerksam zu machen - weil ich Angst hatte, dass das wieder nur ein Strohfeuer ist. Ich wollte, dass sich das "gefestigt" hat, dass es zu meinem Tagesplan gehört - und das habe ich inzwischen erreicht: Ich habe in drei Monaten mehr Beiträge geschrieben, als im letzten Jahr in sechs Monaten.
Sehen wir das einfach mal als eine Klimaberuhigung ;-)
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