Ein Experiment, das ich derzeit für die Schule vorbereite, lässt mich an die Zeit der Saturnalien zurückdenken. Acht Jahre lang stand ich mit der Truppe der Altphilologen auf der Bühne, um ein Publikum zu unterhalten. Und nach jeder Aufführung war ich scharf darauf, die Aufnahmen zu bekommen (wenn es sie denn gab; das ging Zweitausendvier los mit Conny und Papas Kamera). Ich habe mir die Saturnalien danach immer wieder angesehen, allerdings nur die Partien, in denen ich auf der Bühne war. Ein klarer Fall von Selbstverliebtheit?
Mich hat das tatsächlich fasziniert, dass mich nur die Szenen interessieren, in denen ich auf der Bühne stehe, und ich habe mich gefragt, ob ich wirklich ein kleiner Narzisst bin (und diese Möglichkeit hat nicht gerade für gute Laune gesorgt). Dann ist mir allerdings aufgefallen, dass es mir keine Freude bereitet, wenn ich mich selbst sehe, wie ich das Publikum begeistere. Das ist es also nicht.
Mit dem heutigen Wissen lässt sich das alles ganz einfach erklären. Klar, zum einen kann es sich um das Schauspielherz handeln, das in mir schlägt: Ein guter Schauspieler analysiert seine Leistungen. Es dürfte sich aber auch hier wieder um Perfektionismus handeln, den (natürlich nicht nur) Aspis sehr gut kennen: Wir funktionieren wie Geigerzähler für Fehler. Wir beobachten Menschen, Filme, Vorgänge, und suchen nach den Fehlern. Immer mit der Frage, wie man es besser machen könnte.
Und genau so habe ich bei'm Ansehen der Saturnalienvideos immer nur mich angeschaut und meine Performance auf Fehler gescannt. Ein erhebendes Gefühl, weil ich etwas vielleicht gut gemacht habe, ist da nicht vorhanden; gerade dieser Fokus auf Fehlern ist tatsächlich typisch für das Asperger-Syndrom. Und genau das ist auch der Grund für das Schulexperiment, aber darüber ein anderes Mal.
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