Heute nur ein Nachtrag zum Eintrag über Liebe und Verantwortung von gestern.
"Wie erkennt man den Unterschied zwischen wahrem Mitgefühl und Idiotenmitgefühl?
Idiotenmitgefühl heißt, daß wir es immer allen Leuten recht machen und ihnen alles geben wollen, was sie sich wünschen, auch wenn es nicht wirklich gut für sie ist. Sie sind immer nett, immer bemutternd, immer lächelnd. Aber Sie sagen nie: "Nein. Das ist nicht in Ordnung." Sie ziehen keine Grenzen, was aber genau das sein könnte, was nötig ist.
Wenn jemand zum Beispiel sehr aggressiv ist und seiner Umwelt schadet, dann wäre es Idiotenmitgefühl, wenn man ihm gegenüber beschwichtigend und ausgesprochen freundlich wäre, statt nein zu sagen. So verhält man sich aus Furcht, die Person könne einen nicht mögen oder es könnte zu einer unangenehmen Konfrontation kommen. Es kann auch sein, dass wir einfach zu erschöpft sind, um uns zu behaupten. Wenn Ihr Kind gerade seine Hand auf den heißen Ofen legen will, dann würden Sie natürlich niemals sagen: "Gut so, Liebes. Mach nur weiter." Sie würden lautstark "Halt!" schreien. Solch echtes Mitgefühl mag in manchen Momenten grob erscheinen, aber Idiotenmitgefühl ist überhaupt kein Mitgefühl - es ist eher so etwas wie Bequemlichkeit."
(Chödrön, Pema: "TONGLEN. Der tibetische Weg, mit sich selbst und anderen Freundschaft zu schließen." Halifax 2001, 90f.)
(vielleicht liest Er dieses Zitat irgendwann einmal)
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