Wenn man kein Geld zur Verfügung hat, überlegt man, wo man kürzen kann. Da fällt einem erst auf, was man eigentlich für ein Luxusleben führt. Und wenn man dann sagt, dass man kaum genug Geld habe, dann ist das Jammern auf ganz hohem Niveau. Mir ist aufgefallen, wie wenig ich eigentlich brauche - aber ein paar Dinge gibt es, die sind unverzichtbar für einen Hauch Lebensqualität. Das ist mir aufgefallen, als ich aus dem Fenster geschaut habe:
Ich wohne an einer vielbefahrenen Kreuzung. Direkt vor meiner Haustür befinden sich eine Sparkassenfiliale, eine Bushaltestelle und eine Sky-Filiale. Ich sehe einen Mann, der eine Wolldecke auf dem Boden ausbreitet. Stereotyp obdachlos, und ich frage mich: Was hat dieser Mann überhaupt noch? Ich frage grundsätzlich: Was brauche ich?
Er hat einen Hund bei sich. Jemand, der ihm Gesellschaft leistet. Bei mir ist es auch so: Ganz ohne soziale Kontakte geht es nicht, egal, wie gut ich allein zurechtkomme. Ich bin sehr froh, dass ich diese wenigen Menschen habe, die immer für mich da sind. Und ich kann mir ungefähr vorstellen, wie froh dieser Mann da unten ist, dass sein Hund bei ihm ist.
Er trinkt eine Flasche Bier. Ein Rest von Genuss, etwas, das ihn von innen wärmt. Wenn ich nichts mehr habe im Leben, das ich genießen kann, wozu lebe ich dann überhaupt noch? Und ich gönne ihm diesen Genuss von ganzen Herzen.
Er greift in seine Jackentasche. Ich erwarte, dass er ein Leckerli für seinen Hund herausholt, aber es kommt etwas ganz anderes hervor: Er nimmt ein Räucherstäbchen, zündet es an und steckt es neben seine Decke zwischen die Gehwegplatten. Ich lächele von einem Ohr bis zum Anderen. Der Geruch gibt ihm ein Gefühl von Heimat, von Zuhausesein. Das finde ich toll.
Ich stelle also fest: Solange ich keinen Cent zur Verfügung habe, bin ich froh, wenn ich diese mindesten Dinge zum Leben habe: Mitmenschen, Räucherstäbchen und eine Tasse Tee.
Und plötzlich bin ich glücklich mit ganz wenig.
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