Montag, 28. März 2016

Zuviel Aufregung

Es ist mir zu windig. Erika Steinbach pöbelt schon wieder dumm herum. Die AfD gewinnt zu viele Wählerstimmen. Das Wetter ist mir zu kalt, die Heizung zu warm. Das Brot ist mir zu trocken. Frauke Petry zu rechts, Sahra Wagenknecht zu links, die kaputte Deckenlampe zu weit oben, mein Kontostand zu weit unten.

Im Meckern, Pöbeln, Rumjammern, Lästern bin ich verdammt gut. Früher war ich darin noch besser: Nie, wenn mir etwas gut gefiel, konnte ich das zugeben. "Nein, das finden alle gut, das finde ich scheiße." - "Nein, das ist überhaupt nicht mein Genre." - "Nein, so etwas höre ich nicht." - "Nein, solche Spiele spiele ich nicht."

Bloß keine Blöße geben. Warum dieses Verhalten? Darüber denke ich öfters nach. Ich glaube, ich wollte unnahbar scheinen. Niemanden an mich heranlassen, unerreichbar und überlegen wirken. Harte Schale, weicher Kern, oder so. Und bei dem Vorhaben muss ich ziemlich dämlich gewirkt haben. Heute weiß ich, dass es nicht schlimm ist, wenn ich etwas toll finde. Das sind nämlich alles Dinge, die mich ausmachen. Ansonsten verstelle ich mich, versuche mir eine Persona zuzulegen und widerspreche damit meinem eigenen Anspruch auf Authentizität.

Und außerdem: Durch das eingangs beschriebe Meckern werden die Sachverhalte nicht besser. Die Dinge sind, wie sie sind. Ich muss lernen, mir nicht passende Umstände aktiv zu ändern (denn es ist *meine* Welt und *mein* Leben), und wenn ich sie nicht ändern kann, dann sollte ich das schneller einsehen und versuchen, mit diesen Umständen zu leben und vielleicht sogar das Gute darin zu sehen. Und sollte ich doch einmal allzu zufrieden mit einer nicht tragbaren Situation sein, so habe ich wunderbare Freunde, die mich darauf hinweisen.

Ich habe gerade meinen Blutdruck gemessen, 102/71. Mein Hausarzt hat mich früher darauf hingewiesen, dass ich zu leicht erhöhtem Blutdruck neige. Das mag an der sogenannten "Weißkittel-Hypertonie" gelegen haben, jedenfalls hat es mich ermahnt, mich nicht mehr zu sehr aufzuregen und entspannter an die Dinge zu gehen. Auch das Meditieren mag da helfen - jedenfalls scheint derzeit alles im Lot zu sein.

Und so geht es unaufgeregt in den Ostermontag-Abend.

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