Donnerstag, 17. März 2016

Das Urteil Salzhemmendorf

Im August des letzten Jahres wurde auf eine Flüchtlingsunterkunft in Salzhemmendorf ein Brandanschlag verübt, zwei Menschen entkamen den Flammen nur knapp. Heute wurde das Urteil für die Angeklagten gesprochen: acht, sieben und viereinhalb Jahre Haft. Die Verteidigung will in Revision gehen.

Es sind hohe Strafmaße, die verhängt wurden. Und das finde ich sehr beruhigend. Das Gericht erklärte, dass mit den Motiv und allen gesichteten Indizien die "Fratze des Nationalsozialismus" deutlich sichtbar geworden sei. Die Verteidigung und die Angeklagten beteuern, sie seien keine Nazis. "Keine Nazis, aber..."

Ich habe diese Thematik bereits in einem Beitrag angesprochen - dieses heuchlerische "Aber". Doch, die Angeklagten haben aus Fremdenhass gehandelt, und das ist ganz eindeutig eine nationalsozialistische Tendenz. Ich hasse diese widerlichen Rechtfertigungen, man hat da versucht, Menschen zu ermorden! Ich bin gegen die Todesstrafe, aber ich bin für empfindliche Haftstrafen bei versuchtem Mord.

Ich bekomme nämlich Angst, dass ich irgendwann mal zufällig auf der Straße so einer Pegida-Gruppe begegne - die ja nicht gewalttätig seien (man sollte sie im Duden unter "Lippenbekenntnis" abbilden) - und dass dann die einzige Möglichkeit, nicht selbst eine Tracht Prügel abzubekommen, in der Vorspiegelung besteht, ich sei selbst ein ausländerfeindlicher, neonazistischer Vollpfosten. Ich kann gut schauspielern. Aber diese Vorstellung ist mir zuwider.

Ich wünschte, es könnten mehrere derartige Urteile gesprochen werden. Der Umstand, dass viele dieser Brandanschläge ungeklärt bleiben, legt sich wie eine Tapete aus Fremdenhass auf die Wände meines Alltags. Ich versuche dann, immer neue Räume zu beziehen, Orte zu bewohnen, an denen ich diesem widerlichen Gedankengut entkommen kann. Zum Glück halten der gesunde Menschenverstand und mein persönliches Umfeld mir immer einige solcher Orte bereit.

Ich könnte sonst gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte. Und wer gerne etwas Brechreiz verspüren möchte, der möge nochmal den Auftritt Björn Höckes bei Günther Jauch aus dem letzten Jahr goutieren - zum Glück sprechen unser Bundesjustizminister Heiko Maas und Journalistin Anja Reschke eine sehr deutliche Sprache. Anders kann man diesem Hass nicht begegnen.

Verständnis habe ich dafür schon längst nicht mehr.

Hier geht's zur Jauch-Ausgabe vom 18.10.2015

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