Weinen ist etwas unpraktisch, wenn man dabei eine 3D-Brille trägt.
Dabei war dieser Tag eigentlich anders geplant. Ich wollte dem Hansa-Park meinen ersten Besuch im Jahr 2016 abstatten. Sonne war angekündigt - und Leute, was für ein Wetter war das heute! Doch zwei Gründe trugen dazu bei, dass ich meinen Plan geändert habe. Gestern im Lauf des Tages hat es mich mit Erkältungssymptomen richtig flachgelegt, und wenngleich ich die Hoffnung hatte, heute wieder fit zu sein, musste ich beim Blick in den Spiegel einsehen, dass dem nicht so ist. Kopfschmerzen, schnodderig, alles, was dazu gehört.
Der zweite Grund schallt aus dem Internetforum des Hansa-Park: Kärnan hatte keinen guten Start in die Saison. Die sowieso schon aus berüchtigtem Grunde geringe Kapazität der Achterbahn ist durch Pannen, Testläufe und eine Evakuierung noch weiter gesunken. Es wirkt, als müsse der Kärnan erst aus seinem Winterschlaf erwachen. Ich möchte ihn in besserem Zustand erleben.
Also habe ich zwei Möglichkeiten: Ich beweine den Tag, der hätte sein können. Ich trauere, dass er nun nicht ist, ich versinke in einem Sumpf aus Selbstmitleid, och mann, eigentlich wolltest Du doch erleben, wie weit sie mit der Thematisierung der Bahn gekommen sind, bisschen an die Luft und die Sonne genießen, danach den Tag mit grandioser Meditation perfekt ausklingen lassen.
Oder aber ich mache einen neuen Plan, lasse den Ablauf ähnlich, tausche den Besuch im HaPa durch andere Aktivitäten aus. So bin ich heute doch noch rausgekommen für einen Marsch Richtung Einkaufszentrum, Menschen erleben, die in Panik ihre Ostereinkäufe verrichten. Gibt es eigentlich nach Ostern kein Klopapier mehr? Man möchte es angesichts der übervollen Einkaufswagen meinen. Ich genieße den Anblick für einen Moment, aber dann schaltet mein Gehirn wieder auf den "zielstrebig"-Modus um und ich erledige alle Besorgungen, darunter auch die 3D-BD von Alles steht Kopf (Inside Out, 2015).
Ich habe schon so viel Gutes über den Film gehört und bin seit einigen Monaten neugierig darauf gewesen. Also habe ich meine Einkäufe nach der Heimkehr wegsortiert, dann die Wohnung abgedunkelt und auf Heimkino umgeschaltet. Und was soll ich sagen, ich bin beeindruckt. Man hat es tatsächlich geschafft, eine abstrakte Thematik, nämlich "Gefühle", greifbar zu machen und zu visualisieren. Ich selbst brauche oft Visualisierungen, um Sachverhalte zu verstehen, Hochbegabung hin oder her. Der Film arbeitet auf so vielen Ebenen, dass er alle Altersgruppen auf unterschiedliche Arten anspricht. Da haben Disney und Pixar ein ordentliches Werk auf die Leinwand gebracht, in 3D ein echter Genuss. Es hat mich mitgenommen und ich konnte gegen Ende die Tränen nicht zurückhalten - das ist einigermaßen unpraktisch, wenn man dabei eine 3D-Brille trägt, hat aber den Genuss in keinster Weise gemindert. Ich halte diesen Film für pädagogisch wertvoll.
Er hat mich sogar so beeindruckt, dass überhaupt kein Platz mehr war für Kummer über den Tag, der hätte sein sollen. Und das sollte mir eine Lehre sein in Sachen Flexibilität. Man kann immer das Beste aus einer Situation herausholen. Außerdem bestätigt es mir wieder, dass es mich zufriedener macht, wenn ich "Neues" konsumiere. So werde ich für die Meditation in ein paar Minuten ein brandneues Album der Ultimae Records hören, mein Garant für Downtempo-Chillung. Aes Dana und MikTek haben zusammengearbeitet und das Album Far & Off herausgebracht. Ich freue mich aufs Meditieren.
Ein perfekter Tag. Die Quittung kommt.
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