Mittwoch, 30. November 2022

Wozu brauche ich SchülerInnen?


"Wenn du willst, dass etwas gut gemacht wird, machst du es am besten selbst."

Diesen Spruch habe ich früh einmal gehört und nie wieder vergessen - kein Wunder, das ist quasi ein Autisten-Credo. Und dann dürfte das ja auch für das Unterrichten gelten. Ergo: Für guten Unterricht brauche ich nur mich, SchülerInnen sind da nebensächlich. 

Das ist meine etwas sarkastische Reaktion auf die Lage in meinem Englisch-Grundkurs in Zwölf. Es sind sowieso nur neun Leutchen da, aber oft stehen Sachen an, Projekte, Wandertag, Klausur anderer Fächer, und so kommt es nicht selten vor, dass ich mit nur vier oder drei SchülerInnen dasitze. Mit etwas Glück fünf. Bei drei Wochenstunden hilft alles nichts: Wir ziehen den Stoff forsch durch, und alle, die nicht da sein konnten, müssen die Sachen selbständig nacharbeiten. 

Dieses fürchterliche Wort mit "selbst-". Irgendwie könnte das ein richtig schlodderiger Grundkurs werden. Mit heute vier TeenagerInnen (sic, ich könnte kotzen) in einem winzigen Raum da unten im Oberstufentrakt. Das erinnert mich ein bisschen an meinen eigenen Leistungskurs Latein vor zweiundzwanzig Jahren. Wir waren erst zu siebt, dann zu sechst, und nachdem es am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Heide acht Jahre lang keinen Leistungskurs in diesem herrlichen Fach gegeben hatte, konnte ein gewisser Uwe Petersen ("Peer Hedersen") es sich nicht nehmen lassen, diesen Kurs vor seinem Ruhestand an sich zu reißen. In der "Besenkammer" (Raum Dreizehn).

Wir hatten da echt sehr viel Spaß. Und wir hatten den Kuchen-Dienstag. Den ich jetzt, "nach" Corona, endlich wieder umsetzen kann. Und ich denke, das werde ich mit genau diesem Minikurs machen. Wir legen das auf den Montag (weil Doppelstunde); jeden Montag bringt jemand selbst gebackenen Kuchen für alle mit, reihum. Backmischung ist in Ordnung. Das sorgt für einen stärkeren Zusammenhalt im Kurs.

Und dafür brauche ich dann eben doch SchülerInnen.

Dienstag, 29. November 2022

Mein Hiwi

Mein Doppelgänger, der den Nervkram für mich erledigt.

Heute geht es um einen Gedanken, den die große Buba mir schon häufiger erklärt hat und den ich mittlerweile absolut nachvollziehbar finde: Ich brauche einen Hiwi. 

So einen, der bitte die Texte der Schüler korrigiert, denn davon gibt es in diesem Schuljahr viele Stapel. Er darf gern einmal die Woche das Bad putzen, auch durchsaugen und die Wasch- und Spülmaschine warten. Und bitte meine Emails lesen. Die Steuererklärung machen. Dann hätte ich genug Zeit, mich auf das zu konzentrieren, was mich wirklich interessiert: Das Unterrichten. HBs und Aspis erkennen. Und Videospiele, und Filme.

Eigentlich ist das ein altbekannter Topos, und ich könnte mir vorstellen, dass viele von Euch ihn kennen: Die lästigen Arbeiten, im Englischen chores, die das Leben und der Beruf mit sich bringen, möchte man am liebsten weghaben, die fressen nur Zeit auf.

Aber sie sind wichtig. Wichtig für meine SchülerInnen, damit sie sehen können, welche Fehler sie machen, und hoffentlich daraus lernen, und wichtig für mich und die Lebensqualität in der Wohnung. Und ich kann sie mir ja etwas versüßen, indem ich zum Beispiel schöne Musik dabei höre, und dann machen sich die kleinen Arbeiten fast von selbst.

Ganz ohne Hiwi.

Montag, 28. November 2022

Neigungsgruppe "Astrophysik", 7.Klasse


Es geht eine Krankheitswelle um; wie es aussieht, war heute ein Viertel des Kollegiums krank, und Klassen gern zur Hälfte. So hatte ich heute nicht einmal die Hälfte meiner Rollenspieler in der Neigungsgruppe am frühen Nachmittag. So können wir die Jagd auf den Schatz des Hexenmeisters nicht fortsetzen - also haben wir uns zusammengesetzt und einfach geredet. Womit ich nicht gerechnet habe: Dass wir über Astrophysik reden würden.

Ausgangspunkt war die Frage eines Schülers: "Was ist nichts?" inklusive Abwandlung "Wo ist nichts?". Wir sind dann recht schnell in unserem Universum gelandet - aber da ist auch nicht nichts, Stichwort dunkle Materie. Dann haben wir über stellare Objekte gesprochen und ich war beeindruckt, dass ein Schüler sich da tatsächlich ziemlich gut auskannte, inklusive abonnierter Youtube-Kanäle - ziemlich cool!

Und dann durfte ich rumnerden und erzählen, was ein schwarzes Loch ist, und wir haben sinniert darüber, wie es wohl wäre, mit annähernd Lichtgeschwindigkeit zu reisen. "Annähernd? Wie wäre es denn mit doppelter Lichtgeschwindigkeit?" - "Das ist nach unserem Stand aller Naturgesetze nicht möglich." - "Aber in den Filmen und Spielen kommt sowas doch vor?!" - "Genau. Genau deswegen sind es Filme und Spiele - weil sie über das, was real möglich ist, hinausgehen. Aber de facto ist es nicht möglich, dass sich ein Objekt mit der Geschwindigkeit eines Photons bewegt."

Eigentlich war das eine coole Neigungsrunde heute, weniger laut, weniger rumpelig als sonst. Aber ich freue mich auf die nächste Woche, dann machen wir den Hexenmeister vom flammenden Berg platt!

Donnerstag, 24. November 2022

Corona-Nachwirkungen


Corona selbst war bei mir gar nicht so schlimm, aber ich habe immer noch Tage, an denen ich extrem müde bin. Morgens komme ich kaum aus dem Bett, wandere wie ein Zombie durch die Wohnung, verpeile in der Schule irgendwie alles und gehe in jeder freien Stunde in den Ruheraum und schlafe direkt ein - zum Glück habe ich den Timer am Handgelenk, sonst würde ich wohl einfach durchschlafen. Wäre nicht das erste Mal, und letzte Woche habe ich einen Schultag verschlafen.

Zum Glück kommen diese Tage nicht so oft vor, aber wenn, dann sind sie extrem nervig, denn ich kann mich nicht aufbringen, meine Schularbeiten zu machen (und mit Kursen in Klasse Neun bis Zwölf gibt es davon eine ganze Menge in Form von Korrekturen), noch nichtmal ein Videospiel zu spielen, sondern einfach nur daliegen und einschlafen. Abends kommt dann manchmal doch noch wieder ein Energieschub. Momentan kommt noch eine Erkältung dazu, geht aber hoffentlich fix vorüber.

Die gute Nachricht: Die Tage werden weniger, und weniger frequent. Habt Ihr auch so etwas in der Art erlebt?

Samstag, 19. November 2022

Linie 3 nach Dietrichsdorf ("Ich fahre!")

Noch wirkt es etwas surreal...

vorweg: Ich habe die Liniennetze leider in keinem anderen Grafikformat zur Hand, deswegen müsst Ihr mit dem Gedöns unten vorlieb nehmen. 

Wer mich richtig gut kennt und gleichzeitig weiß, was in der Kommunalpolitik so vor sich geht, könnte sich gefragt haben, warum ich gestern über eine classroom debate geschrieben habe anstatt über das Event am siebzehnten November, auf das ich seit Wochen hin gefiebert hatte. Es war fett im Kalender markiert, ich habe alles Mögliche an News dazu verfolgt, was ich finden konnte, gefühlt tausende Male den einschlägigen Artikel in der Wikipedia angeklickt. Ganz pragmatisch: Am letzten Schultag einer Woche steckt mein Kopf noch komplett in der Schule fest. Da war gestern kein Platz für Anderes.

Am Donnerstag hat die Kieler Ratsversammlung getagt. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Stadtbahn Kiel ist beschlossene Sache. Nachdem Neunzehnhundertfünfundachtzig die letzte Tram in der Landeshauptstadt gefahren ist und viele sich gewundert haben, warum man sie eingestellt hat; nachdem ein zwischenzeitlich als greifbar wahrgenommenes Projekt namens StadtRegionalBahn auf dem Tisch lag; nachdem das ganze Vorhaben zum Erliegen gekommen schien, obwohl es so viele Fürsprecher dafür gab.

Und es dauert gar nicht mehr lange! (das soll Ironie sein) Wenn alles zügig geht, dürfte um Zwanzig Dreiunddreißig släsch Vierunddreißig die erste Linie in Betrieb genommen werden. Wenn es zügig geht. Mir wabern da Horrorszenarien vor dem geistigen Auge herum, wie der Flughafen BER, die Elbphilharmonie und Stuttgart 21. Egal, man wird ja wohl noch hoffen dürfen. 

Das Ganze ist ein ziemlich großes Projekt für Kiel, weil im Rahmen der Umsetzung das Stadtbild drastisch verändert wird, und damit sind nicht nur die Gleise auf den Straßen und die Stromleitungen gemeint. Gleichzeitig soll mehr Grün in die Innenstadt gebracht werden, die Bahn soll auf Rasengleisen fahren - der neue Kieler Holstenfleet zeigt einen Hauch dessen, was da kommen könnte - verkehrsberuhigte Bereiche ohne Autos, mehr Bäume in der Stadt. 

Dann natürlich die Frage, wo die Bahn langfahren soll. Geplant sind erstmal vier Linien, die je nach Bedarf auf sechs erweitert werden könnten. Die Linie 1 soll von der Universität nach Wellingdorf führen - über die Holtenauer Straße, Bergstraße, Lorentzendamm, Hauptbahnhof, Hummelwiese, Karlstal, HDW. Wenn alles läuft, soll sie am einen Ende zum Rungholtplatz verlängert werden, am anderen zur Fachhochschule Kiel.

Das vorerst geplante Zielnetz

Die Stammstrecke - jener Streckenabschnitt, der von allen Linien befahren wird - reicht von Karlstal bis zur Andreas-Gayk-Straße und Ziegelteich. Hier soll durch die Zehnminutentaktung der vier Linien alle zweieinhalb Minuten eine Bahn entlang rollen.

Wenn sich alles entwickelt wie geplant, dann dürfte für mich irgendwann die Linie 3 sehr interessant werden, mit der ich von der Hummelwiese bis nach Dietrichsdorf werde fahren können, Toni-Jensen-Haltestelle Lüderitzstraße inklusive. Andere Linien werden in die Wik führen, nach Mettenhof, Projensdorf und nach Elmschenhagen.

Der Kieler Süden ist leider zumindest in den ersten Realisierungsphasen nicht an das Bahnnetz geknüpft. Das könnte sich ändern, wenn man das geplante Netz aller möglichen Erweiterungen betrachtet - dann soll eine Linie nach Schulensee führen - durch Hassee, wäre interessant für mich), eine andere nach Meimersdorf und auch Holtenau und Schilksee sollen erreicht werden. Das hängt zum großen Teil von der Stadtentwicklung ab.

Klar, das wird alles ewig dauern, und erstmal jede Menge Stress in Form von Bauarbeiten mit sich bringen. Egal, ich freue mich wie ein Kind unter'm Weihnachtsbaum und werde, wenn es soweit ist, natürlich alle Linien vorwärts, rückwärts, seitwärts und ran fahren!

Der Plan mit allen möglichen Erweiterungen


Freitag, 18. November 2022

A teacher's redemption


"Killing should be a festival."

"Uh, no, I mean... killing someone should be a celebration of life, uhm..."

Der heutige Schultag ist meine persönliche teacher's redemption. Ich erinnere mich an meine erste Englisch-Lehrprobe im Referendariat, genauer an den ersten Studienleiterbesuch. Ich wollte zum Einstieg in die Stunde einen stummen Impuls ausprobieren und hatte ein Bild einer Hinrichtungszelle mit Liege für die Injektion an die Wand geworfen.

Zehn Jahre später würde ich das nicht noch einmal versuchen. Stumme Impulse mache ich hin und wieder noch, und es fühlt sich gut an, wenn ich zum Beispiel nur einen Stift hinlegen muss und die narrative Analyse einer Kurzgeschichte macht sich wie von selbst. Ein Genuss, würde Herr Kruse gesagt haben.

Damals hat der Impuls allerdings nicht funktioniert, und die Stunde hat mit einem endlosen, unangenehmen Schweigen begonnen - und ich glaube, mein Gehirn hat aus Selbstschutz den Rest ausgeblendet. Damals kam jedenfalls nix von Schülerseite. 

Heute war es an der Zeit für eine Classroom Debate. Rollen verteilt, Strikter Ablauf - opening statements, rebuttals, open discussion, closing arguments, vote. Okay, der Ablauf war dann für die Tonne, denn: Diesmal hat es geklappt, und die Schüler hatten Einiges zu sagen zu folgendem Statement:

"We should introduce the death penalty in Germany."

Klar, eine formale Debatte ist ein Rollenspiel, das heißt, es mussten sich SchülerInnen für und gegen das Statement finden, Moderator, audience, halbe Stunde Vorbereitung und dann ging es los, und bereits nach dem ersten opening statement ging es in die offene Diskussion. Okay, also den Ablauf üben wir nochmal, aber ich wollte die Diskussion nicht abbrechen, weil ich es interessant fand, was da gesagt wurde. Kosten für Hinrichtung vs. Kosten für lebenslang. Ob es ein Genuss sei, jemanden zu töten. Es ging ziemlich fix Richtung Rassismus, als das Argument more immigration = more crime genannt wurde, und die Debatte hätte gern noch eine halbe Stunde länger dauern dürfen.

Ich merke also, in einem E-Kurs im zehnten Jahrgang kann sowas laufen. Das macht die versaute Lehrprobe damals wieder wett. Und interessant, dass sich in der Abstimmung am Ende acht SchülerInnen für die Todesstrafe ausgesprochen haben. The times are'a'changin'...

Freitag, 11. November 2022

Stilblüten und eine Eins


Korrekturen über Korrekturen. Zehnter Jahrgang, Aufgabe war es, eine Inhaltsangabe zu einer Episode der Twilight Zone zu schreiben, zwei Punkte in der Erzählstruktur zu erkennen und eine Aussage zu bewerten. Da kamen interessante Sachen bei herum:

"Tina work the father to kill."

"The whole family is sitting on the dinner table."

"After the family is done eating her..."

"He finds the doll in her daughter."

"On after dinner agreed the father she get rid of."

"He try with all object to kill, because not success."

und mein Schmunzel-Favorit:

"The mother will the separation, because she denking he sick is."

Aber es gab auch eine beinahe brillante Arbeit:

"In the episode "Living Doll" from the series "The Twilight Zone", released in 1964 and published by Rod Serling, we follow the story of a man called Erich Streator, whose stepdaughter's new doll acts really strange. 

The story begins with Annabelle Streator and her daughter Christie returning home and Christie showing her stepdad Erich the new Doll she got. The Doll can speak and more, but Erich isn't really amused by that. This doesn't changes for the better when the Doll tells Erich that she hates him, when no one else heard it. Since then, every time they are alone together in the room, she acts strange and tells him how much she hates him and wants to kill him.

Erich confronts Annabelle, thinking she is the one controlling the Doll and saying these hate statements, which she denies. Shortly after, he throws the doll away, but then he gets a phonecall from the doll. He discovers that the Doll isn't in the trashcan anymore. When he found the Doll in Christies bed, he decides to destroy her, but somehow he couldn't harm her with his tools. Later, he gives the Doll back to Christie, but in the following nights he hears the sounds of the Doll. While searching for her, he stumbles over the Doll. He falls down the stairs and dies. When Annabelle found him, the Doll starts to talk to her too, saying she shouldn't harm her.

The storys conflict is that the Doll only talks to Erich when he is alone, making him believe his partner is the one who plays her game with him. This makes Annabelle and the viewers question his sanity, because he gets very paranoid and starts to hate the Doll in an obsessed way, which seems insane for those who don't really know that the Doll is actually acting strange. In my opinion, this is the biggest conflict in the story, because if Annabelle would trust him or even know that the Doll is up for no good, they wouldn't argue all the time. Then the relationship between the characters wouldn't fall apart.

The conflict gets solved when the Doll then speaks to Annabelle. This clears the actions of her husband and made her understand. This is also the turning point, revealing that the doll is actually alive and doesn't only goes for Erich, but for Annabelle too. (...)"

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Ich bewundere die Lexik und Satzkonstrukte des jungen Mannes, der diese Inhaltsangabe und Analyse geschrieben hat. Da sind ein paar Unschärfen, aber wir sprechen hier von einer zehnten Klasse, die mit einer Oberstufenklausur konfrontiert wurde. Ich bin begeistert!

Montag, 7. November 2022

Eine Demokratie kippt...

Mit dem Psycho-Logo, weil es mich intensiv beschäftigt.

Morgen ist ein wichtiger Tag für die USA - es stehen die midterm elections an, Zwischenwahlen, die immer zwei Jahre nach der Präsidentenwahl stattfinden. Die Mehrheiten im House of Representatives und im Senate werden gebildet. Diese Wahlen gelten als Stimmungsbarometer für die Arbeit der vor zwei Jahren gewählten Regierung, und es sieht echt übel aus für die Amerikaner - und für ihre Demokratie.

Joe Biden hat extrem niedrige approval ratings, Vizepräsidentin Kamala Harris war in den zwei Jahren quasi nonexistent, ein Mob aus aufgebrachten Bürgern hat im Januar vor zwei Jahren das Kapitol gestürmt; dabei sind fünf Menschen um's Leben gekommen und vier Mitglieder der Capitol Police haben in der Folge Suizid begangen. 

Die Republikaner stellen zahlreiche Kandidaten auf, die die Wahlergebnisse von Zwanzig Zwanzig leugnen. Kandidaten, die sagen: "Wenn ich als Repräsentant gewählt werde, werden die Republikaner in diesem Bundesstaat nie wieder eine Wahl verlieren" - und das ist kein dahergesagter Spruch: Die Republikaner sind seit Monaten dabei, das Wahlrecht so zu verschärfen, dass in erster Linie Minderheiten darunter zu leiden haben, die für gewöhnlich die Demokraten wählen.

"Entweder wir gewinnen die Wahl, oder die Wahl wurde manipuliert" - das hat Trump vor zwei Jahren gesagt und es ist mittlerweile ein Credo der republikanischen Partei, und das macht mir Angst. Dort nähert man sich dem status quo einer Diktatur an: Freie, faire Wahlen könnten in Zukunft abgeschafft werden - wozu braucht man sie, wenn man die Wahlergebnisse sowieso nicht akzeptiert?

Die Demokratie ist eine anstrengende Regierungsform, und sie fordert Kompromisse, Zugeständnisse und Mitarbeit. Viele Amerikaner wollen diese Mühen nicht mehr auf sich nehmen. Zu sagen, dass Amerikas Demokratie bröckelt, ist nicht mehr aktuell, das konnte man schon vor zwei Jahren bei dem Angriff auf das Kapitol sehen. Wir sind mittlerweile einen Schritt weiter, und deswegen sind die Zwischenwahlen morgen so wichtig wie nie zuvor.

Eine Demokratie kippt.

post scriptum: Das wollte ich heute eigentlich mit meinem zwölften Jahrgang behandeln, aber ich habe einen Magen-Darm-Infekt und so wurde nichts daraus. Irgendwo musste ich das einfach loswerden, und ich habe Angst, dass es bei uns auch so kommen wird. Die Zeichen sind jedenfalls nicht mehr zu übersehen - in Amerika wird dem Ehemann der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi mit einem Hammer der Schädel eingeschlagen, in Deutschland wird Walter Lübcke auf seiner Terrasse hingerichtet. Wo wird das hinführen?

Samstag, 5. November 2022

Geburt


Ich hatte irgendwann in meiner Jugend das Gefühl, dass ich keinen Draht zu meinen Brüdern finde - zweieiige Zwillinge, vier Jahre älter als ich. Genauer gesagt kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich dieses Gefühl einmal nicht hatte. Sie hatten ihre Zimmer oben im Haus, ich unten. Für mehr Details ist dieser Blog der falsche Ort.

Ich habe auf diesen Seiten schon öfters erwähnt, dass sich die Situation - beziehungsweise dieses Gefühl - in den letzten Jahren etwas geändert hat. Spätestens, seitdem ich versuche, die mental history meiner Familie etwas besser zu verstehen, weil ich denke, dass einer meiner Brüder ebenfalls auf'm Spektrum ist. 

Heute geht es um den anderen. Eigentlich gestern, wenn man genau sein möchte, aber ich habe die Mail erst heute gelesen, vorhin, zwischen Wäsche und Staubsaugen und günstiges-HDMI-Kabel finden.

Mein Bruder ist Vater geworden.

Diese Nachricht kommt nicht ganz so überraschend, denn eine Schwangerschaft bemerkt man in der Regel noch irgendwann vor der Geburt, und natürlich spricht sich das dann durch die Familie, und alle sind ganz aufgeregt und man bekommt einen angepeilten Stichtag irgendwo im November. In diesem Fall also gestern. Mein Bruder hat eine einen Tag alte Tochter - dieser Satz wirkt so surreal auf mich, weil ich nie gedacht hätte, dass es mal dazu kommen wird. Jetzt steht er da als Tatsache und ich bin seltsam berührt und bei'm Korrekturlesen kommt mir tatsächlich eine Träne in's Auge.

Ich freue mich riesig für meinen Bruder, und ich strahle auch eine Runde für meine Eltern mit, die sich dann ja doch irgendwann mit der Wahrscheinlichkeit abgefunden hatten, dass sie keine Großeltern mehr werden. So wird sich meine Ma nun an den Begriff "Oma" gewöhnen müssen, und mein Pa wird "Opa". Und ich glaube, dass sie damit keinerlei Probleme haben werden; ganz im Gegenteil, ihre Freude dürfte meine noch weit übersteigen.

An dieser Stelle erinnere ich mich an die beiden Geburten der Sannitanic, und wie die Zeit danach war, genau genommen bis heute, denn das hört ja nicht auf, der Stress, die Schlaflosigkeit, die vollgeschissenen Windeln, das Geschrei - und die Liebe und Zuneigung, die es nur zwischen Kind und Eltern gibt.

Und ich bin jetzt also Onkel, aber um mich geht es in diesem Beitrag nicht. Ich muss unbedingt irgendeine Nachricht für meinen Bruder fertig machen, keine dämliche zwei Euro fünfzig-Postkarte, sondern irgendwas Persönliches. Klar - dieser Beitrag wird seinen Weg auf die eine oder andere Weise auch zu ihm finden, aber ich möchte ihm gern persönlich sagen, wie stolz ich auf ihn bin.

Kommt noch. Erstmal verarbeiten! Und eine Runde strahlen...

Gilt für uns alle.

Dienstag, 1. November 2022

I Need Your Help: Sprachniveau


vorweg: Liebe Englischkollegen, ich brauche einmal Eure Hilfe, um das Sprachniveau eines Schülertextes einzuschätzen. Aspis springen in der Regel sofort auf die Fehler eines Textes an, das kann es schwer machen, einen guten Text zu erkennen. Würdet Ihr netterweise einmal den folgenden Text überfliegen und mir Eure Einschätzung geben? Nur zur Sprache, nicht zum Inhalt. Ich tippe ihn inklusive aller Fehler ab.

Klasse 10 (G9)

Ass.: Outline the events of "Judgment Night" in a summary. Explain the episode's title. (60 min.; Hilfsmittel zweispr. WB)

In the episode "Judgment Night" from the series "The Twilight Zone" by Rod Serlig from the year 1959, it's about the SS Queen of Glasgow on it's way over the Atlantic to New York in 1942 during the second world war.

Carl Lanser is a passenger aboard the ship, he seems to be very confused as he is brought to dinner with other passengers. They chat a bit and ask him where he is from When he replies that he is from Frankfurt, the other passengers seem a bit unnerved. when he is asked what his job is he gets a bit angry when he doesn't remember.

After a bit more chatting the Captain walks in and chats with them. Suddenly Carl spills his coffee and when someone was trying to clean it up he stood up and yelles at him. Afterward the captain jokes about Carl talking like a U-boat Captain. A bit later the captain of the ship talks to Carl and asks for his pass but the only thing Carl seems to remember is his name and birth Location. Carl is send to his cabin where a crew member finds a hat from the Kriegsmarine.

A while later he remembers how and when the ship will sink while they are slowing down to a stop. The Captain of the ship gets a feeling of being watched throuhg the thick fog.

Carl goes out to the back of the ship and notices a light from a U-boat, he panics and runs around the ship, when he realizes that seemingly nobody is on board anymore. He runs out and sees that the U-boat has surfaced and is aming at the ship. The U-boat openes fire multiple times on the ship and Carl is thrown in to the Water where he drowns. Shortly after it cuts to the captain of the U-boat and it turns out that it was Carl Lanser who is arguing with one of his crew members about sinking the SS Queen of Glasgow. The crew member mensions that Carl could die for 100s of times.

"Judgment Night" is a loop and sort of a hell for Carl Lanser, dying for 100s of times.