Sonntag, 1. August 2021

Bucket List: One down!!!


Zweiundzwanzig Uhr Dreiundfünfzig an diesem Donnerstag, den Neunundzwanzigsten Juli Zwanzig Einundzwanzig. Vor zwei Stunden habe ich beschlossen, diesen Artikel nicht auf Hauen und Stechen noch heute Abend herauszubringen, denn dafür hätte ich viel stutzen müssen. Der Grund ist einfach, dass der heutige Tag sehr reichhaltig war - Details folgen - und so habe ich mich entschieden, diesen Beitrag weiterzuführen und am Sonntagabend zu veröffentlichen, mit allem, was mir bis dahin noch eingefallen sein wird.

Das war einfach zuviel, und das ging schon heute Vormittag los, als ich die Wohnung... soviel dazu, ich musste eben noch die Melone vierteln und in den Kühlschrank bringen. Sollte ich am besten immer in der Wohnung haben. Saftig, erfrischend, durstlöschend, nicht so süß, womöglich sogar noch ein bisschen gesund. Ab vom Schuss. Also, ich verlasse die Wohnung und will die Straße überqueren, da sehe ich einen Autokraft-Bus, der beide Fahrspuren Richtung Innenstadt blockiert. Offensichtlich ist der Bus mit dem vorderen Teil in das Wartehäuschen Diesterwegstraße gefahren, warum auch immer, Scherben, abgebrochene Plastikteile und eine Busfahrerin, die sich vermutlich gerade richtig scheiße fühlt, während sie Unfallfotos macht.

Okay, dann halten die Busse eben ein bisschen versetzt und ich gehe in die Stadt zum Einkaufen. Dann funktioniert alles reibungslos - bis ich zum Geldautomaten gehe und mir eine wichtige Mitteilung angezeigt wird. Was, habe ich schon wieder das Konto überzogen, oder wie? Nein, ich werde darauf hingewiesen, dass ab Oktober Einzahlungen ab zehntausend Euro geprüft werden müssen und die Herkunft des Geldes angegeben werden muss. So ein Mist! Jetzt kann ich die hunderttausend, die ich jeden Monat durch Drogenhandel und Stricherei verdiene, nicht mehr einfach unauffällig auf das Konto bringen? Sauerei. Liebe Aspis, das war Ironie.

Dann sind die Teilnehmerlisten der Kurse per Mail rumgegangen und ich sehe, dass ich mich auf viele bekannte Gesichter freuen kann, wenn ich noch schnell zwei Kurse tauschen kann. Aufregend, und das erinnert mich daran, dass Thalia nu allet in sich hochfährt, morgen ist nun endgültig der Zeitpunkt für den Opernboogie. Und so verbringe ich die Busfahrten mit Textproben, Mimik, Gestik und Konsorten. Bus im Kopf, Geld im Kopf, Opernboogie im Kopf, Kurse im kommenden Schuljahr im Kopf...

...und dann der neue Film heute. Also, neu für mich, denn es gibt ihn bereits seit gut zwei Jahren. Während des Vorspanns sehe ich, dass es ein Film von Peter Stri...WHAT? Peter Strickland??? Das ist doch der interessante auteur, der Berberian Sound Studio (2012) kreiert hat, eine liebevolle Hommage an den Giallo, foley artists, die Siebziger und Polanski, psychologischer Horror vom Feinsten. Und der hat diesen Film gemacht? Auf einmal bin ich sehr, sehr aufmerksam, Bus weg, Geld weg, Oper weg, alles konzentriert sich auf In Fabric (2019), eine Horrorsatire, die man einfach nur als Treuegelöbnis an den Giallo bezeichnen muss, ein Film über ein mörderisches Kleid. Schon nach einer Viertelstunde bin ich voll drin, verliere alles um mich herum, nur noch schauen und per Timer Wasser trinken und im Kopf bereits den Blogartikel dazu schreiben (der sicherlich irgendwann kommen wird). Ganz, ganz selten kommt es vor, dass ich bei einem neuen Film am Ende applaudiere. Obwohl niemand da ist, der den Applaus hören könnte. Cloud Atlas (2013) war so ein Film, oder A Quiet Place (2017).

Aspi Heaven.

Und plötzlich ist es laut Uhr Zeit für den Blog, aber mein Kopf ist vollkommen überfüllt, mit allem. Ich lasse mich nicht hetzen: Meditation, ausführlich, die Eindrücke verarbeiten und den Text noch einmal durchgehen. In Ruhe essen, zweite Meditation, und jetzt sitze ich hier und schreibe morgen weiter, denn morgen Vormittag ist unsere Dienstversammlung, die das neue Schuljahr einläutet.

Jetzt den Film noch einmal mit der deutschen Tonspur schauen, dann ab in's Bett!

Thalia Unchained

Und so schnell kann ein Wochenende um sein, Sonntag, kurz nach Neunzehn Uhr. Ich habe den Freitag und den Samstag gebraucht, um diese eine Dienstversammlung zu verarbeiten. Warum? Eigentlich sollte der Opernboogie doch Routine sein?

Ist er ja auch. Aber an dieser DV hängt noch mehr dran. Und das fängt alles an mit dem Schlusssatz meines Vortrags für die Kollegen, als alle anfangen zu klatschen, okay, so weit so bekannt, aber dann stehen plötzlich alle Kollegen auf für standing ovations. Das hat mir dann etwas Angst gemacht, ich war total verunsichert, weil ich das nicht so eingeplant hatte. In dem Umfang ist das bisher noch an keiner Schule passiert, und ich habe seitdem versucht zu verstehen, woran das gelegen haben könnte.

Dabei war gerade der Anfang des Opernboogie noch sehr handzahm geraten, Hand in der Hosentasche und bloß nicht zu viel Mimik oder Gestik, weil ich mir nicht sicher war, wie das Ganze bei den Kollegen ankommen könnte. Spätestens als Anne dann einmal vor Lachen fast vom Stuhl gefallen ist, war das Eis gebrochen: Das Publikum verschwindet in meiner Wahrnehmung, plötzlich sehe ich ihn direkt vor mir, den Ritter Jörg und das Opernhaus, das zusammenbricht. Erst der Schlusssatz "Ernsthaft: Danke für eure Unterstützung!" fährt mich wieder etwas runter, und dann der Beifall, unter dem ich etwas verwirrt zu meinem Platz zurückgehe.

Das war ja nicht einfach nur ein Klatschen. Es war viel mehr, was damit bei mir angekommen ist - das Zeichen, dass das Kollegium mich aufnimmt. Dass es ihnen gefallen hat, und dass ich vielleicht also doch nicht einfach nur eine Belastung für die Schule bin - wie man es mir an den letzten Schulen sehr deutlich vermittelt hat. Und im Geiste sehe ich meine bucket list vor mir und realisiere, dass ich einen der Punkte jetzt als erledigt abhaken kann:

- "Meine" Schule 

Irgendwann möchte ich an einer Schule unterrichten, die mich nimmt, wie ich bin. An der ich etwas bewirken kann, ohne alles kaputtzumachen. An der meine Arbeit nach anfänglichem Misstrauen geschätzt wird, und an der ich meine pädagogischen Konzepte umsetzen kann. An der ich mich wohlfühle.

Ich habe "meine" Schule gefunden. Und ich freue mich riesig auf den Unterrichtsbeginn morgen. Ich sehe zwei meiner Lerngruppen aus dem letzten Schuljahr wieder, und statt der Lebenspraxis übernehme ich jetzt noch eine fünfte Klasse in Englisch. Und meine stellvertretende Schulleiterin hat mir klargemacht, dass ich ein Recht auf Stundenplanwünsche habe, und sie dachte nur, sie tut mir einen Gefallen, wenn sie mir diese Lerngruppen (und damit eben fünf Tage in der Woche) gibt. Ich hätte einfach nur meinen Mund aufmachen müssen.

Ich bin in der Meditation immer wieder diesen Vormittag durchgegangen und nach und nach ist der ganze Druck von mir abgefallen. Ich hatte das Wochenende über ein Strahlen im Gesicht, so ein tolles Gefühl, jetzt kann es richtig losgehen.

Toni, ich komme!

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