Freitag, 2. November 2018

Gay Movie

Für so etwas braucht man Mut!

Irgendwo da draußen wird jetzt ein Leser zufrieden darüber sein, dass ich mir endlich Love, Simon (2018) angeschaut habe, ein gay movie. Aber was genau ist eigentlich ein Schwulenfilm? Alien: Covenant (2017) hat eine Szene, in der "zwei Männer" sich küssen, in Großaufnahme, und unter den Truppen befindet sich ein schwules Ehepaar. Das allein macht noch kein schwules Kino aus; Alien bleibt nach wie vor SciFi-Horror. LGBTQ-Charaktere finden sich immer öfter in modernen Kinofilmen, und das ist auch gut so, es gab Zeiten, da war das undenkbar.

Es gibt aber auch Filme, die das Schwulsein als Hauptthema haben. Sorry, liebe Diversity-Verfechter, dass ich in diesem Beitrag mit "schwul" die gesamte LGBTQ meine. Viele Filme drehen sich um das Coming Out, und das ist auch kein Wunder, denn für einen schwulen Jungen stellt dieser Schritt einen wichtigen Wendepunkt im Leben dar. Regisseur Greg Berlanti hat sich auch diesem Thema gewidmet, wenngleich man meckern darf, dass zu sehr Feelgood-Atmosphäre aufkommt. Aber es ist Greg Berlanti, der weiß, wie man Medien für Teenager macht (Dawson's Creek) und hat sich auch im schwulen Genre betätigt (The Broken Hearts Club). Er weiß, was er tut, und deswegen war der Film auch wirklich schön.

Aber er bringt nicht wirklich Neues in die Kinowelt, oder? Es gibt bekannte und erfolgreiche Filme über das Outing (Beautiful Thing / Get Real), braucht man diesen Film dann überhaupt?

Und die Antwort muss JA lauten. Zum einen ist es nett zu beobachten, wie sich schwule Protagonisten im Kino-Mainstream durchboxen und weite Anerkennung finden (wie z.B. Call Me By Your Name). Zum anderen haben diese Filme einen Effekt auf Jugendliche, die sich noch nicht geoutet haben: Sie machen Mut. Es wird nicht einfach, aber es wird besser - das sagen diese Filme, und diese Aussage werden wir auch noch in vielen Jahren brauchen. Was Berlantis Film "nötig" macht, ist das Upgrade auf die Generation Handy. Es gibt sehr viele Szenen, die direkt aus einem modernen Schüleralltag entnommen wurden, und das hilft den heimlichen Schwuppen, sich mit der Handlung des Films zu identifizieren. Das ist wichtig, und das sollte alle paar Jahre wieder auf der Leinwand landen.

Klar, der Film ist nicht hundertprozentig realistisch. Aber er ist genau auf seine Zielgruppe zugeschnitten und macht vielleicht ein paar Teenagern Mut. Wer mehr Realismus möchte, kann sich die Story der beiden Männer in Freier Fall (2013) anschauen. Heute war mir einfach nach einem bunten Film über das Outing, und den habe ich bekommen.

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