"Lass' die Leute reden..." - wenn das nur immer so einfach wäre! |
"I don't respond well to being bridled."
Ich habe nicht mehr die geringste Ahnung, wo ich diesen Satz aufgeschnappt habe. Ich erinnere mich nur noch, dass er mit einem sehr britischen Akzent gesprochen wurde. Der Satz hat in mir einen Nerv getroffen, sonst würde ich ihn nicht bis heute im Kopf behalten haben. Ich lasse mir ungern Zaumzeug anlegen, könnte man ihn übersetzen. Es geht um eine Lebenseinstellung.
Aus meinem Kopf kommt eine ganze Menge Schwachsinn, dämliche Witze, irrationales Verhalten, aller möglicher Unfug. Hin und wieder ist aber auch eine kleine Genialität dabei. Oder zumindest stelle ich es mir so vor, sonst könnte ich nicht verstehen, warum ich scheinbar eine Faszination auf manche Menschen ausübe. (Yeah baby, lass' die Arroganz raus!)
Irgendeinen Grund muss es haben, wenn zum Beispiel eine Schule versucht, ausgerechnet Dr Hilarius für eine Vertretung zu gewinnen. Vielleicht könnte die eine oder andere Genialität ja etwas zur Schulentwicklung beitragen (oder auch nicht: Meine PFDS-Aufgabe im zweiten Staatsexamen wurde mit einer Drei benotet), vielleicht kann dieser Lehrer ja etwas Positives bei uns bewirken, bei den Schülern, Kollegen, Eltern, whatever.
Irgendeinen Grund muss es haben, wenn vielleicht eine Schulleitung sich auch im Vorstellungsgespräch nicht davon abbringen lässt, diesen Kandidaten einzustellen - auch wenn er selbst der Meinung ist, er sei für die Schule nicht geeignet (und nein, es geht nicht um die KGS). Mag sein, dass vereinzelt Menschen in mir ein gewisses Potential sehen, aber: Everything comes at a price.
Ich bringe Risiken und Nebenwirkungen mit, und ich warne auch offen und ehrlich davor. "Naja, dann musst du dich eben ein bisschen anpassen, Hochbegabte sollen das doch so gut können!" Das ist vielleicht richtig, aber nachdem ich mich meine gesamte Kindheit und Jugend über angepasst habe, möchte ich das Leben endlich mal als ich selbst genießen.
Ich habe eine bestimmte Vorstellung von Schule und Unterricht, die ich hier im Blog bis zum Erbrechen ausbreite - keine Sorge, YazzTazz, es kommen auch wieder andere Themen, aber momentan scheint es Wellen an der Schule zu geben und wann immer das der Fall ist, beginne ich, über mein Handeln nachzudenken.
Ich hatte deswegen mit dem Referendariat hin und wieder meine Probleme - weil sich meine Vorstellung von Unterricht und Schülern nicht mit dem deckte, was die Lehrerausbildung vorsah. Ich hatte die Wahl, mich anzupassen, Zaumzeug anzulegen, und allen genau das zu servieren, was sie sehen wollten - oder authentisch zu sein. Ich weiß nicht mehr, wann das war, aber ich habe mich noch vor der Examensprüfung für Letzteres entschieden. Und bleibe hartnäckig dabei.
Ich erinnere mich immer wieder gern an Thekla, Schulsozialpädagogin am Gemeinschaftsschulteil der Nordseeschule in St.Peter-Ording. Zum Abschied hatte ich mir von ihr einen Spruch gewünscht, einen Denkimpuls, etwas, was sie mir auf die Reise und für das Leben mitgeben könnte. Das hat sie auch gemacht; ich bekomme den genauen Wortlaut nicht mehr zusammen, aber es hieß in etwa:
"Du bist, wie du bist. Es werden immer wieder Leute versuchen, an Dir herumzufeilen, weil sie meinen, sie wüssten es besser. Lass' sie ruhig machen. Lass' sie feilen. Aber sie dürfen nichts abschlagen!"
Das hat bei mir einen Nerv getroffen, und tatsächlich werde ich immer wieder konfrontiert mit den von Thekla beschworenen Leuten. Sie versuchen, mir Zaumzeug anzulegen - natürlich meistens mit positiver Intention! Nach dem Motto: "Da steckt ein guter Lehrer drin, er muss nur noch dies und das machen und sich so verhalten." Und tatsächlich könnte ich mir das Leben wesentlich einfacher machen, ich würde viel weniger anecken, wenn ich mich anpasste, ich müsste nicht so viel Gegenwind (zum Beispiel seitens der Eltern oder Kollegen) aushalten. Aber das wäre mir zu anstrengend. Ich möchte das Leben entdecken und genießen. Authentisch - so, wie ich bin, gehe ich auf das Leben zu, wie es ist. Und genau deswegen will mir dieser Satz nicht mehr aus dem Kopf.
"I don't respond well to being bridled."
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