So wie einst Dirk Bach, könnte ich mich auch rauslehnen und die Schlimme Ecke ein wenig beobachten... |
Wer den Beitrag von vorletzter Nacht gelesen hat, erkennt die Anspielung. Es geht also mal wieder um unser kleines Viertel. Und die Welt ist so klein: Meine Mutter hat damals im Studium nebenan in der Rendsburger Landstraße eine Wohnung gehabt, und auch die große Buba kennt jemanden in ebendieser Straße. Wenn ich fünfzig Meter gehe, laufe ich an der Danewerkstraße vorbei, in der Er wohnt. Ein paar Nummern weiter wohnt ein ehemaliger Stupa-Kollege. Im gelben Haus schräg über die Straße hat eine Brachenfelder Kollegin gewohnt. Trägt alles dazu bei, dass ich mich "zuhause" fühle - und dass ich dadurch berufstechnisch extrem unflexibel bin, weil ich nicht wegziehen möchte. Da wäre die Kieler Gelehrtenschule ja eigentlich die perfekte Option für den Beruf; das geht in die Gesamtgedanken ein.
Aber ich bin völlig von meinem eigentlichen Thema abgekommen. Seit einer Woche ist der Wulfsbrook gesperrt. Whatever, Baustellen gibt es überall. Aber das hat ein paar Auswirkungen, die spannend sind. Wer die Gegend nicht kennt: Wenn man aus Kiel über die Hamburger Chaussee rausfährt, hat man nach dem Waldwiesenkreisel (beliebter Ort für Autounfälle) die Möglichkeit, entweder nach links abzweigend auf der Hamburger Chaussee zu bleiben und Richtung Molfsee zu fahren, oder aber rechts abzweigend auf der Rendsburger Landstraße gen Russee zu tingeln. Und sollte man die falsche Ausfahrt gewählt haben, gibt es immer noch die Möglichkeit, über den Wulfsbrook zwischen den Straßen zu wechseln.
Beides beliebt, die Hamburger Chaussee ist eine recht vielbefahrene Straße, besonders Blaulicht-intensiv wegen der anliegenden Helios-Klinik. Umso erstaunlicher ist es, wie ruhig es in unserer peacigen Gegend sein kann - doch das war einmal. Wie gesagt, der Wulfsbrook ist gesperrt, man kann also nicht mehr so einfach zwischen Rendsburger Landstraße und Hamburger Chaussee wechseln, sondern muss jetzt den umständlichen Weg mitten durch unser Viertel nehmen, durch die Helgolandstraße.
Und so kommt es, dass ich seit letztem Montag tatsächlich auf die Fußgängerampel achten muss, bevor ich die Straße zum Sky oder der Sparkasse kreuze, denn es herrscht Stau. In der Helgolandstraße, in der sonst nur hin und wieder ein paar Autos fahren, ist es laut geworden, es wird gedrängelt, es wird gehupt. Menschen werden noch unruhiger und stressiger, als sie es sowieso schon sind, hinter ihrem Steuer. Die Schlange der wartenden Autos reicht quer über den Karpfenteich (lustiger Ausdruck, wenn man es mal bedenkt...), dazu die Wagen, die alles zugeparkt haben, das sorgt für - ja, für was eigentlich?
Man hat die Wahl, sich dem Stress hinzugeben, zu hupen, möglichst schnell vorankommen zu wollen. Sich aufzuregen, den Blutdruck steigen zu lassen. Scheiße, mach' mal schneller da vorne! Diese dämliche Baustelle im Wulfsbrook, ich könnte kotzen, auch die Buslinie Zweiundsechzig fährt jetzt anders, ich muss Umwege laufen, kann nicht einfach mal kein Stau sein? Das Gefühl habe ich schon einmal beschrieben.
Oder man nimmt es, wie es ist. Man akzeptiert seine Lage. Man realisiert, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist, dass es auch andere Autofahrer gibt, die ebenso die Umleitungen nehmen müssen, die ebenso für ihren Weg länger brauchen. Und man versucht, zu entspannen.
Und ich? Ich genieße die Tatsache, dass ich von meiner Wohnung aus all' das ansehen kann, wenn ich das will. Und dass ich im dritten Stock wohne. Über den Dingen. Wörtlich und im übertragenen Sinne.
Zeit für ein Bad.
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