Donnerstag, 22. März 2018

Peacige Gegend

Waldwiese - gehört einfach dazu.

Ich mag es ja eigentlich nicht, von fremden Menschen unerwartet angesprochen zu werden. Oder, sagen wir es so, ich habe Angst davor. Weil ich nicht weiß, ob ich vielleicht unangemessen reagieren werde usw., hochbegabtes Kopfzerbrechen, das eigentlich echt nicht nötig wäre.

Wie dem auch sei, heute bin ich angesprochen worden. Da setzt sich im Bus eine ältere Dame neben mich, nachdem sie gefragt hat, ob der Platz frei sei. Und leitet direkt über in ein Gespräch, und ich war so überfordert mit der Situation, dass ich einfach das Gehirn beiseite geräumt und mitgemacht habe. Warum das möglich war - weiter unten. Jedenfalls erzählen wir so über Kiel, über unsere Berufe, sie kommt aus der Gegend um Hannover, was hat uns nach Kiel gezogen, wir reden über Mieten, vielleicht sind es die schwarz lackierten Fingernägel, jedenfalls geht sie schnell in's "Du" (was mir sehr zusagt) und wir unterhalten uns, als wären mehrere Jahrzehnte Altersunterschied gar nicht präsent.

Und so unterhalten wir uns auch, wo wir wohnen und wie wir wohnen. Über die Mieten, die am Blücherplatz in die Höhe geschossen sind - ist ja auch so, wer kann sich schon Blücherplatz leisten? Ich unterrichte Blücherplatz, erkläre ich ihr, ich unterrichte Düsternbrook, und wir verstehen uns. Und ich erzähle ihr, dass ich mich in Hassee verdammt wohlfühle. Natürlich liegt das auch an der Art der Wohnung und was ich daraus mache, aber es ist schon ein nettes Viertel. Gar nicht weit zum Drachensee oder Russee, wenn man in die Natur möchte, gute Verkehrsanbindung, es fühlt sich nicht so tot an, hier findet auch mal Alltag statt, natürlich haben wir hier auch kleinere oder größere Problemchen, Einbrüche, Pöbeleien und Zeugs, aber ich find's hier toll, und die ältere Dame auch. Sie sagt: "Hassee ist eine ganz peacige Gegend." Und allein die Verwendung dieses Ausdrucks qualifiziert sie dafür, in Hassee zu leben.

Das war also wirklich eine unterhaltsame Busfahrt; normalerweise bin ich immer froh, wenn man mich nicht anspricht, sondern ich in Ruhe nachdenken kann, Stunden durchgehen, Erlebnisse verarbeiten, all' sowas. Aber heute war die olle Areté hyperaktiv; in meinen zwei Freistunden bin ich nach Hause gefahren, just in dem Moment kommt der Paketbote vorbei, ich kann das Paket in Ruhe auspacken, mich drüber freuen und wieder in den Bus zurück Richtung Schule steigen - Laune im oberen Drittel, und wenn ich dann von so einer fetzigen Oma angesprochen werde, mache ich nicht dicht, sondern gehe drauf ein und genieße den Moment. Wie sagte einst der Dalai Lama?

"Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen