Mittwoch, 7. Dezember 2016

Ungewöhnliche Musik


"Kannst du mir gute Musik zur Meditation empfehlen?" fragt mich eine Freundin. "Was Ruhiges, aber nicht so mit Vogelzwitschern und Wasserplätschern." Sofort schießt uns eine Vorstellung solcher Musik in den Kopf. Einfach, weil wir die Vielfalt der Musikgenres erst entdecken müssen.

Jahrelang habe ich zur Meditation das Album Hallucinogen in Dub gehört. Für mich ein Zeichen, dass es funktioniert. Aber für Otto Normalverbraucher sind da zu viele Effekte dabei, Psybient eben. Allerdings ist mein definitives Meditationsalbum in diesem Jahr vom Thron gekickt worden, davon hatte ich schon einmal berichtet. Und plötzlich entdecke ich ein neues Genre: "Beatless Ambient".

Voreingenommen, wie ich bin, dachte ich immer, dahinter verstecken sich Töne, die ohne Struktur durch die Gegend wabern, keine Rhythmen, alles ganz laaaaaaaaanggezogen - laaaaaaaaaangweilig! Doch dann habe ich, ganz mutig, vor Kurzem ein neues Album ausprobiert, das eben jenem Genre angehört und ich bin hellauf begeistert.

Die Scheibe heißt Oxycanta und wurde zusammengestellt von Mahiane, mit bürgerlichem Namen Sandrine Gryson aus Frankreich. Sie hat sich ein Konzept überlegt, das mit obigem Bild zusammenhängt.

Und dann hat sie namhafte Vertreter der Downtemposzene zusammengetrommelt, um eine Compilation zu erstellen. Da finden sich Szenegrößen wie Aes Dana, Solar Fields, Cell oder Hybrid Leisureland aus Japan - jeder gibt seine Interpretation des Themas wieder und Mahiane mischt die einzelnen Songs zu einem 75minütigen Klangteppich, der alles Andere ist als laaaaaaaanggezogen und laaaaaaaaangweilig. Die Realität hat mich mal wieder aus meiner Voreingenommenheit herausgeholt.

Das Album gleitet leichtfüßig vor sich hin, jep, kein stumpfer "utz utz"-Beat. Und dennoch werden ganz unterschiedliche Tempi präsentiert und komplexe Rhythmen entworfen. Das Album beginnt zwar wie Fließbandware, positiv gestimmter Mainstream, plakativ - aber sofort wird klar, dass hier ein anderes Werk vorliegt. Es wird düster. Es wird mystisch. Es wird traurig. Es wird modern. Es wird minimalistisch. Es wird aggressiv. Es wird klagend. Da passiert eine ganze Menge, und es ist ein Genuss für die Ohren, wenn man ein gutes Soundsystem oder Kopfhörer besitzt.

Ich genieße bei meinen Meditationen, den Kopf "frei" zu haben, der Kopfhörer würde stören, belasten, deswegen habe ich meine Meditationsfläche so hergerichtet, dass ich inmitten der Surround Sound-Anlage liege und mich von Oxycanta verwöhnen lassen kann.

Danke, Mahiane!

post scriptum: Auch auf dieser Scheibe tauchen die Vögel auf - allerdings erst gegen Ende, so dass es nicht heraussticht, weil man sich auf dem Weg dahin bereits hat einstimmen lassen.

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