Samstag, 17. Dezember 2016

Saturnalien: Eine Retrospektive

Saturnalien 2006 - nach Meinung dieses Bloggers die beste Aufführung seiner Zeit dort

Gestern war ich zur diesjährigen Aufführung der Saturnalien am Institut für klassische Altertumskunde der CAU Kiel. Und auch wenn ich sie in den vorherigen Jahren gemieden habe (um Flo nicht zu begegnen, ja, krank, ich weiß), so hatte ich heute wirklich Lust darauf, und es hat sich gelohnt.

Das Phantom der Leibnizstraße, 2007

Was die Saturnalien sind, kann jeder hier nachlesen. 2003 war die erste Aufführung, die ich - damals als Zuschauer - miterlebt habe, bevor ich dann in den folgenden acht Jahren selbst auf der Bühne gestanden habe. Und es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht, wobei nach einigen Jahren eine gewisse Routine eingekehrt ist und die Aufregung vor der Aufführung (und irgendwie auch die Vorfreude) nicht mehr so groß war.

Gute Musen, schlechte Musen, 2008
 
Ich habe es geliebt, bissige und biestige Beiträge zu schreiben, die sich immer an einem Fünkchen Wahrheit aus dem alltäglichen Institutsleben orientiert haben. Der Grad der künstlerischen Freiheit in Sachen Karikierung, Übertreibung und komplett freier Dichtung wurde hierbei sehr unterschiedlich gewählt. Ein Sketch, der sich gleichzeitig sehr stark an der Realität orientiert hat und dennoch sehr abgedreht war, war Die psychedelische Prüfung.

Die psychedelische Prüfung, 2011
 
Und ich habe es nicht immer hinbekommen, gute Sachen zu schreiben. Sehr viel Ausschussware, das meiste davon auf meinem Rechner dem Verfall preisgegeben. Das hat besonders Beiträge getroffen, die sich zu sehr an Minderheiten orientiert haben, wie zum Beispiel Mittellateinstudenten. So hat es Spaß gemacht, den Sketch Paläographische Rezepturen zu schreiben, verstanden haben ihn allerdings nur die wenigsten, und zwar die, die sich mit Paläographie auseinandergesetzt haben. Und selbst dann musste man ordentlich aufpassen. Merke: Saturnalienbeiträge nie zu anspruchsvoll machen, schließlich möchte das gesamte Publikum unterhalten werden.

Mythologie für Mettenhof, 2009

Was mich im Nachhinein ein bisschen angefressen hat, war mein eigenes Verhalten während der kreativen und der Probenphase. Ich liebe es, Dinge zu planen, tendiere aber leider dazu, sie dann komplett an mich zu reißen - ohne, dass ich das überhaupt mitbekomme. So bin ich dann zum Chef und Sklaventreiber geworden, ohne dass ich das jemals wollte. Und ich war in Ansätzen ein Perfektionist und bin damit den anderen Saturnaliern ordentlich auf die Nerven gegangen.

Willkommen im Saturnalienzoo, 2010
Wie gesagt, ich selbst bemerke das eigentlich nie und bin drauf angewiesen, von Anderen ein entsprechendes Feedback zu bekommen, damit ich mal etwas an meinem Fehlverhalten ändere. Das habe ich aus jener Zeit gelernt und ein Standardsatz in meinem Kommunikationsrepertoire ist entstanden - wenn mir mal wieder jemand erzählt, wie sehr er oder sie sich über das Verhalten eines Mitmenschen aufregt: "Hast du ihm das denn einmal gesagt? Denn woher soll er sonst wissen, dass er etwas falsch macht, vielleicht bekommt er das überhaupt nicht mit und sieht gar keinen Bedarf, da etwas zu ändern."

Entern oder Bachelorn, 2007
Leider machen viele Menschen zu selten den Mund auf, gerade wenn es um einen Freund geht, den man nicht verletzen möchte. Nanu, woran mag ich da nur grad denken, ich bin gar nicht mehr bei den Saturnalien mit den Gedanken. Dort habe ich dann wenigstens bei meiner letzten Aufführung versucht, mich zurückzunehmen. Wirklich geklappt hat es zwar nicht, aber es war deutlich mehr von der "Ihr macht das schon"-Haltung da, die mir früher gut zu Gesicht gestanden hätte.

Heute Nacht nur und Ich war noch niemals..., 2006
Es war eine fantastische Zeit, sehr geil und abgefahren, und hat mein Studium extrem aufgewertet. Ich möchte sie auf keinen Fall missen, denke gern daran zurück und schaue mir alte Aufzeichnungen an.


Saturnalia quidem tota nostra

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen