Samstag, 4. Dezember 2021

Eltern und Verantwortung


Es hört einfach nicht auf.

Vor ein paar Tagen gab es in den USA ein weiteres school shooting - es ist deprimierend, dass der Begriff dort mittlerweile im allgemeinen Sprachgebrauch aufzufinden ist. An der Oxford High School in Michigan hat ein fünfzehnjähriger Schüler vier Menschen mit einer Handfeuerwaffe getötet und sieben weitere verletzt. Und, wieder einmal, hätte das alles vermieden werden können - aber nicht nur durch strengere Waffengesetze, denn:

Es gab eindeutige Hinweise auf düstere Gedanken des Teenagers, Zeichnungen von Gewaltphantasien, Terrorismusdrohungen gegen die Schule, ein abgetrennter Tierkopf, der vom Dach der Schule geworfen wurde (es klingt alles wie im Film, und das ist erschütternd), Hinweise, die im Unterricht ebenso einkassiert wurden wie eine Onlinesuche auf dem Smartphone nach Munition - und die Waffe? Die hatte der Vater vier Tage zuvor zusammen mit dem Sohn eingekauft; wie die Mutter in sozialen Netzwerken postete, als "Weihnachtsgeschenk" für den Sohn.

Diese Waffe wurde dann in einer unverschlossenen Schublade im Haus aufbewahrt, auf die der Sohn jederzeit Zugriff hatte. Behalten wir also im Kopf: Der Vater hat die Waffe zusammen mit dem Sohn eingekauft. Sie wurde unverschlossen aufbewahrt. Die Gewaltphantasien des Jungen waren bekannt. Die Drohungen gegen die Schule waren bekannt. Die Mutter hat ihrem Sohn eine SMS geschrieben - mit einem LOL dazu - dass er nur lernen muss, sich nicht schnappen zu lassen. Bang bang you're dead, der Rest ist Geschichte. 

Es ist wieder einmal alles so abgelaufen wie in Gus Van Sants Film Elephant (2003), meiner Meinung nach der beste Film über Amokläufe an Schulen, den es gibt - weil er beobachtet und nicht kommentiert oder wertet, und damit eine exzellente Diskussionsgrundlage für die Schule gibt. The banality of evil, diesen Ausdruck gibt es im Englischen.

Was diesen Amoklauf jetzt besonders interessant zu verfolgen macht, ist nicht der Umstand, dass ein Fünfzehnjähriger nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden wird (und ihm damit lebenslange Haft droht), sondern dass beide Eltern ebenfalls angeklagt werden mit dem Strafbestand involuntary manslaughter - da sie durch ihre Nachlässigkeit zur Durchführung dieses Amoklaufs maßgeblich beigetragen haben.

Ich persönliche finde das gut und ein wichtiges Zeichen - liebe Eltern da draußen, wie seht Ihr das?

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