Montag, 13. Dezember 2021

Aus Verzweiflung


Und so beginnt eine weitere Woche, die ich krankgeschrieben auf der Couch verbringen muss. Muss? Das klingt irgendwie falsch, denn es stört mich ja nicht. Langsam kehrt eine gewisse Routine ein, Handtuch zusammenballen und zwischen die Beine stopfen, Waschlappen nass machen, mit gefrorenem Kühlpack füllen, drauflegen, Hände abtrocknen, Controller in die Hand nehmen, Geister zu Tode fotografieren. Und wir erinnern uns, dass Routinen und Rituale für Aspis beruhigend wirken, also ist das eigentlich super. Mir geht es eigentlich gut.

Wenn da nicht die Arbeitsunfähigkeit wäre. Ich hege ja tatsächlich Hoffnung, dass ich zumindest in der nächsten Woche die kleinen Monster wiedersehen darf. Ich tue einfach so, als ob das klappen wird, und werde ihnen nachher eine nette Mail schreiben, der Tenor: Hey guys, es tut mir so leid, dass ich immer noch nicht wieder in der Schule sein kann. Vielleicht sehen wir uns ja in den letzten paar Schultagen vor den Weihnachtsferien - und die möchte ich dann gern nutzen für eine Klassenarbeit. 

Das ist eine Verzweiflungstat, geschuldet dem Druck, eine bestimmte Anzahl Leistungsnachweise innerhalb eines Schuljahres einzuholen. Also gebe ich den Kiddies auf, alles, was wir vor meinem Ausfall gemacht haben, komplett zu wiederholen, Vokabeln, Grammatik, und zimmere daraus eine Klassenarbeit für jede Lerngruppe zurecht. Gibt ein tolles Bild ab:  Die Schüler schreiben Dr Hilarius brav Briefe, wie gewünscht, und als "Dank" gibt es eine Wiedersehens-Klassenarbeit, quasi eine Anagnórisis-Kontrolle - ich bin gespannt, ob ich die Kleinen überhaupt noch wiedererkenne.

Ich hoffe einfach, wenn ich den Schülern jetzt schreibe, dass sie dann genügend Vorlauf haben, um den Stoff zu reaktivieren. Und dass sie ihren Englischlehrer dafür nicht allzu sehr hassen.

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