Donnerstag, 12. September 2019

Wow. Beeindruckt.

Ziel. Weg: steinig.

vorweg: Huchherrje, vier Beiträge gleichzeitig in Arbeit, das ist anstrengend - nicht, dass ich einen davon aus dem Blick verliere. Aber manchmal strömen die Ideen von unterschiedlichsten Seiten heran - und das scheint nicht ungewöhnlich zu sein: Als ich zum Tee bei Jay war, der ebenfalls einen (weitaus wissenschaftlicheren und literarisch anspruchsvolleren) Blog führt, habe ich gesehen, dass er ebenfalls mindestens vier Textfenster geöffnet und Beiträge angefangen hatte.

Na toll. Heute kommen zwei Briefe von der Agentur für Arbeit (AA) hier an. Im ersten liegt die Benachrichtigung, dass mein Gesprächstermin von heute auf kommenden Montag verlegt wird. Das wollte man mir schon gestern mitteilen, aber ich gehe ja nicht an's Telefon, dafür trage ich also die Verantwortung. Und im zweiten Umschlag befindet sich der Entscheid über meinen Antrag auf Arbeitslosengeld (ALG).

Und ich muss zugeben, ich bin überrascht. Hatte ich mich doch gerade erst darüber aufgebracht, dass das Ausstellen einer Arbeitsbescheinigung für Lehrer in SH Wochen dauern kann, so ist die Timeline in Sachen ALG absolut vorbildlich:

14.08.: Online-Antrag auf ALG gestellt
15.08.: Arbeitsbescheinigung bei'm DLZP und MBK angefordert
...
07.09. (Sa): Arbeitsbescheinigung erhalten und bei der AA hochgeladen.
09.09. (Mo): Entscheidung wird gefällt
11.09. (Mi): Ich habe Post und die erste Überweisung des ALG auf dem Konto

Ich finde es richtig toll, dass die Bearbeitung im AA so schnell abgewickelt wurde. Und das kleine Extra an dieser Geschichte liegt im Detail:

Wer von Euch schon einmal ALG beantragen musste, weiß vielleicht, dass man sich rechtzeitig (drei Monate) vor der Arbeitslosigkeit arbeitssuchend melden muss. Wenn man diese Frist versäumt, entsteht eine Sperrfrist - die ersten sieben bis zehn Tage des ALG werden dann ersatzlos gestrichen. Das ist bei mir jedesmal der Fall gewesen, weil ich... naja. Ich bin überfordert mit Bürokratie, erst recht, wenn ich verarbeiten muss, dass ich gerade vor die Tür gesetzt worden bin. Oder dass eine Lehrprobe ansteht, die über meine Weiterbeschäftigung entscheiden wird.

So fehlte mir also jeweils ein Drittel bzw. Viertel des ersten ALG-Monats. Man hat eine Gelegenheit, eine Stellungnahme bei verspäteter Arbeitssuchend-Meldung anzugeben, in Textform im Antragsformular, aber mir ist nie etwas Besseres eingefallen als "Ich habe nicht daran gedacht." - und genau das habe ich auch diesmal angegeben, allerdings etwas ausführlicher:

"Bei mir besteht der Verdacht auf eine geistige Behinderung (das Asperger-Syndrom), allerdings beginnt der Diagnoseprozess erst jetzt. Mein erster Termin in der Psychiatrie des UKSH Lübeck liegt am XY 2020, früher ließ sich leider kein Termin bekommen.

Autismus (bzw. das AS) kann bewirken, dass ich - wenn mich eine Sache sehr beschäftigt - um mich herum nichts mehr mitbekomme; dabei vergesse ich auch notwendige Aktionen wie Essen und Trinken. Mir war selbstverständlich bewusst, dass der Termin für meine arbeitssuchend-Meldung am 30.04.2019 lag, allerdings hatte ich mich darauf konzentriert, alles für einen neuen Vertrag an meiner Schule zu tun. Als mir dann Ende Juni mitgeteilt wurde, dass ich die Schule verlassen werde, hat das den Wunsch nach einer psychiatrischen Untersuchung ausgelöst, denn mein Leben lang habe ich im Alltag unterschiedliche Probleme gehabt (wie zum Beispiel fristgerechte Arbeitslosmeldungen, wie Sie meiner Akte entnehmen können).

Da momentan noch kein Gutachten über meine Behinderung vorliegt, wird dieses Argument nicht zählen, und natürlich nehme ich dann die Sperrfrist in Kauf. Ich wollte nur, dass Sie einen Eindruck dafür bekommen, warum es für mich schwierig ist, bürokratische Abläufe ohne Hilfe zu übernehmen.

Herzliche Grüße,
Dr Hilarius"

Und nun liegt hier der Bewiligungsbescheid über das ALG - ohne Sperrfrist. Ich bekomme den vollen Betrag ausgezahlt.

Und für mich fühlt es sich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit so an, als ob mir eine Behörde zu verstehen gibt, dass ich OK bin, dass ich nichts für diesen zerstreuten Kopf kann, dass - womöglich - eine Behinderung vorliegt und ich damit auch gewisse Anrechte habe. Und das fühlt sich nach dem Schlag in's Gesicht seitens des Berufsbildungszentrums Plön sehr fürsorglich? beruhigend? verständnisvoll? akzeptierend? an.

Ich bin beeindruckt.

post scriptum: Made my day.

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