Mittwoch, 21. Juni 2017

Heiße Nacht in Hassee

Hasseer Stilleben (Alex, Du kannst das per Klick vergrößern!)

Ich schwitze. Ich schaue auf die Uhr - es ist ein Uhr einundfünfzig in der Nacht. Das bedeutet, dass ich gerade zwei Stunden am Stück geschlafen habe, mehr als in der ganzen letzten Nacht, und ich freue mich. Die Magenprobleme werden also ein bisschen besser. Ändert nichts an den Temperaturen, meine Bettwäsche und alle zusätzlich ausgelegten Handtücher sind durchgeschwitzt. Meine Dachschrägenfront von Osten nach Westen nimmt sehr viel Sonne auf. Im Sommer halte ich dagegen, indem ich alle Fenster öffne - über Eck kann es da manchmal richtig angenehm durchziehen. So auch in dieser Nacht, so dass ich immer wieder einen kleinen Luftzug spüren kann, und ich atme erleichtert auf. Ich gehe gleich in die Küche, trinke ein Glas Wasser, und drehe mich wieder um.

Das Wasser dürfte meinem Hals helfen, der ist irgendwie trocken. Ich räuspere mich und fange an zu husten. Als ich mich wieder in Selbstgesprächen ergehen will, merke ich, dass meine Stimme einem Reibeisen Konkurrenz macht, warum das??? Ich beschließe, den Mund zu schließen und wieder durch die Nase zu atmen. Aber irgendwas stimmt da nicht. Irgendwie riecht es nach Rauch. Dann werde ich aufmerksam und mir wird Knallerei draußen bewusst. Ach, hat mal wieder jemand Geburtstag und die brennen ein Feuerwerk ab?

Sollte gleich vorbei sein, also drehe ich mich um und schließe die Augen. Aber das Knallen dauert an, mittlerweile mindestens fünf Minuten. Das kann doch nicht stimmen. Ich wälze mich wieder herum und schaue zum Fenster - und sehe das Blaulicht, das rhythmisch meine Zimmerdecke erleuchtet. War ja klar. Hab' ich etwa vergessen, dass ich in Hassee wohne? Wahrscheinlich laufen hier ein paar Vollpfosten mit Böllern rum, andere haben genervt die Polizei gerufen und das regelt sich jetzt.

Jetzt höre ich, wie ein Einsatzwagen mit Sirene ins Viertel kommt. Das wird mir dann doch zu spannend, ich ziehe die Rollos hoch, muss mir aber Stoff vor das Gesicht halten, denn mittlerweile zieht dichter, schwarzer Rauch in meine Wohnung. An der Bushaltestelle stehen zwei Polizeiwagen, Polizisten laufen etwas planlos umher. Wo kommt der Rauch denn her? Ich schaue nach rechts - und sehe sie, eine dichte, schwarze Rauchsäule im Hinterhof von Sky, aus der weiterhin Knallen dröhnt und mittlerweile massenhaft Funken fliegen. Das wird ja richtig interessant, denke ich mir, während der erste Feuerwehrwagen ausgeräumt wird und ich höre, wie die Löschschläuche angeschlossen werden. Dauert nicht lange und ein zweiter Feuerwehrwagen kommt dazu - was für eine Show!

Wie auf jedem authentischen Foto erkennt man: Nichts!

Und weil es so eine Show ist, dauert es auch nicht lange, bis in der Nachbarschaft viele Fenster aufgehen, einige Nachbarn stehen unten auf der Straße mit Bierflaschen in der Hand und genießen das Spektakel. Aber das Leuchten innerhalb der Rauchsäule verschwindet langsam. Und es fliegen auch keine Funken mehr, und es knallt nichts mehr. Die Feuerwehr ist erfolgreich: Ich verliere das Interesse und gehe zurück in's Bett. Und ich komme nicht umhin, in mich hineinzukichern, weil die leidgeprüfte Hasseer Notfallsirene nun ihren dritten Einsatz hatte (nach den Zimtsternen und dem Wanderer). Ich liebe dieses Viertel - hier bin ich Träsch-Trüller, hier darf ich's sein!

Ich schwitze. Es ist jetzt zwei Uhr dreiundzwanzig; vielleicht kann ich ja noch drei Stunden schlafen. That's life!

Hier ein Artikel in der KN 

post scriptum: Erster Gedanke, als ich das Feuer realisiert habe, war "Wow, daraus kannst du etwas für den Blog machen!" - das ist genau wie der Lehrertick "Das kannst du doch irgendwie für den Unterricht gebrauchen!"...

Info-post scriptum: Also, es riecht noch nach Rauch überall, aber das Feuer hat nicht auf den Laden übergegriffen. Das war Glück im Unglück; ich bin auf die Brandursache gespannt!

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