Samstag, 24. Juni 2017

Abgelehnt

Toller Schulfotograf - aber ganz bestimmt nicht meine Schule, und so geht die Suche weiter...

"Mit Latein kannst du dir nachher deine Schule aussuchen!"

Mit diesem Satz habe ich das Werner-Heisenberg-Gymnasium verlassen und bin an die Universität gegangen. Das war eine Art Credo für mich, ich habe mich durch das damals sehr anspruchsvolle Lateinstudium gearbeitet mit genau diesem Ziel im Blick: Dass ich keine Probleme haben werde, eine Arbeit zu finden. Und jedesmal, wenn ich überlegt hatte, das Studium zu schmeißen, kam immer wieder dieses "...garantierter Job." in den Kopf und ich habe mich aufgerappelt und weitergekämpft. Ich kann mich in sowas ziemlich gut hineinsteigern, verliere dann auch gern den Blick für die Realität da draußen.

Deswegen bin ich heilfroh, dass ich die Sannitanic habe. Sie hat ihr Studium ein Jahr vor mir beendet, ein vorbildliches, fleißiges Bienchen. Als ich also mein erstes Staatsexamen einkassiert hab, hatte sie bereits ein Jahr Arbeitsmarkt und Realität erlebt und kontinuierlich, mal mehr, mal weniger subtil mir einzuhämmern versucht, dass der Satz "Mit Latein kannst du dir nachher deine Schule aussuchen!" mittlerweile obsolet war. Und immer, wenn ich irgendwelche freudigen Höhenflüge hatte, mir ausgemalt hatte, wie schön gesichert meine Zukunft sich entfaltet, dann kam sie und prügelte mir gesunden Menschenverstand ein.

Für uns gab es da draußen kein "Schule aussuchen" mehr. Man muss nehmen, was man kriegen kann. Und die Sannitanic hatte Erfolg, ich bekam einen genauso pessimistisch-realistischen Blick auf den Stand der Dinge wie sie. Und als ich mein zweites Staatsexamen einkassiert hatte, gab es nur noch "Ich nehm' Alles, hauptsache irgendeine Arbeit!" (Dass der nächste Job mich an eine Traumschule führen sollte, lasse ich jetzt mal dahingestellt)

Und so ist es noch heute. Man sollte nehmen, was man kriegen kann. Auch wenn es Fahrzeiten bedeutet. Auch wenn es Umzug bedeutet. Und ich bewundere Herrn Leinhos da draußen, der sowohl Schulart als auch Bundesland gewechselt hat (er liest das jetzt gerade) und eine Arbeit hat. Ich beneide ihn ein wenig darum, denn ich kann das nicht. Ich bin viel zu unflexibel. Und ich habe das ein oder andere Jobangebot abgelehnt. Sylt hat eine Planstelle angeboten - der Sannitanic-Schrei: "Nimm', was du kriegen kannst!!!" - aber ich möchte in Kiel bleiben, ich möchte in meiner Wohnung bleiben. Aber es gibt auch andere Gründe, eine Stelle abzulehnen.

So hat die Lübecker Geschwister-Prenski-Schule angefragt, es ging um eine Planstelle. Sannitanic: "Wow, das würde ich mir überlegen, die soll echt gut sein!" - und das hat mich misstrauisch gemacht. Ich möchte nicht an so eine "tolle" Schule. Warum? Weil ich mir ernsthaft Sorgen mache, dass ich den Ansprüchen nicht gerecht werden kann. Dass ich nicht mit den tollen Kollegen mithalten kann. Und das würde mir immer wieder wie eine unsichtbare Last auf den Schultern gelegen haben. Lieber würde ich an eine Schule gehen, an der es Probleme gibt, damit ich mein Ding durchziehen kann.

Und es hat auch die Klaus-Groth-Schule aus Neumünster angefragt (aber befristet). Und zwar expressis verbis nach mir gefragt, denn den Schulleiter  habe ich im Studium mehrfach erlebt. Und er mich. Und mir war klar, dass ich nicht an seine Schule möchte. Nicht, weil er kein guter Lehrer wäre, ganz im Gegenteil, er ist echt super. Aber er hat mir im Studium suggeriert, dass es nur eine Art zu unterrichten gebe, nur eine Hauptstraße durch den Text (jetzt kotzt jemand). Er würde womöglich von mir erwartet haben, mich an die KGS anzupassen, mich an seinen Stil anzupassen, und das wäre ganz unschön ausgegangen, Querkopf, der ich bin. Deswegen habe ich höflich abgelehnt. Allerdings hat der Schulleiter sich nicht so schnell abwimmeln lassen, und da kommen wir zu einem weiteren Argument für eine Ablehnung.

"Dr Hilarius, wir sind ein Gymnasium, reizt sie das nicht?" - Nein, habe ich ihm nett geantwortet, gerade das ist ein Grund, nicht anzunehmen. Ich möchte an eine Gemeinschaftsschule (wie ich hier schon bis zum Erbrechen erörtert habe). Bei der Schulart Gymnasium sitzt schon wieder diese unsichtbare Last auf meinen Schultern: Elitäre Schüler, toller Ruf der Schule, niveauvoll, anspruchsvoll, keine Fehltritte erlaubt - ich würde dem niemals gerecht werden können.

Und so bleibt immer wieder die Frage - soll ich irgendeinen Job annehmen? Oder einen, in dem ich mich wohlfühlen werde? Sannitanic: Naja, dann gib' doch mehreren Schulen die Chance, die richtige für dich zu sein! Ich: Ich habe zurzeit eine Schule gefunden, an der ich mich wohlfühle und in die ich gut hineinpassen würde, trotz (oder aber wegen) meiner Eigenarten - warum soll ich an eine andere gehen?

post scriptum: Die letzte Frage ist rhetorisch ^^

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