Dienstag, 6. Juni 2017

What goes around...

Rube Goldbergs Zeichnungen wurden zum Inbegriff des Ursache-Wirkungs-Prinzips

...will come around. Dieser Spruch besagt, dass jede Ursache einen Effekt auslöst. Ich versuche meinen Schülern immer klarzumachen, dass ihre Unterrichtsperformance sich auf die Note auswirkt - und gleichzeitig mache ich ihnen klar, dass ich niemanden zu seinem Glück zwinge. Auf die Unterrichtssituation bezogen bedeutet das: Ich nehme keine Schüler dran, die sich nicht melden. Der Großteil der Kollegen wird jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. "Das kannst du doch nicht machen, was ist mit Schülern, die nunmal still sind und sich nicht melden wollen? Die bekommen dann eine 5, obwohl sie eigentlich gar nicht so schlecht in Englisch sind."

Ich versuche, meine Motivation zu erläutern. Im Referendariat haben wir alle gelernt, zu unterscheiden zwischen Sach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz. Diese Unterscheidung leuchtet mir ein. Ich wollte gern viele Lehrproben sehen, aus denen ich genau lernen konnte, was mit diesen vier Kompetenzen gemeint ist und wie ich sie unterrichtlich unterbringen kann. Leider ist aber bei den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst (LiV) die Sachkompetenz der totale Renner, wenn es um die hauptsächliche Einordnung geht. Hin und wieder erlebt man auch mal eine Lehrprobe in Methodenkompetenz.

Da ich manchmal gegen Trends stänkere, hatte ich mir vorgenommen, meine Examensstunden im Fokus der Sozialkompetenz durchzuführen, hat auch geklappt. Wir haben eine Möglichkeit der peer correction im Lateinunterricht eingeführt, das stärkt das soziale Element. Aber...

...wie sähe denn nun eine Stunde aus, in der die Selbstkompetenz vor allen anderen gefördert wird? Mir ist da nicht viel eingefallen, und deswegen habe ich zu Beginn meiner Zeit als Lehrer beschlossen, die Selbstkompetenz über das ganze Jahr verteilt zu trainieren. Ich mache den Schülern von Anfang an klar, wie das System meiner Noten Unterrichtsbeiträge funktioniert, ich zeige ihnen ein paar Wenn-Dann-Beispiele, und dann taucht das Thema erst wieder bei den Ferien auf. Und wie!

So hat Fritz sich im Unterricht nie gemeldet, in der Ecke gesessen, sich mit anderen Dingen beschäftigt - und ich drücke ihm die 5 rein. Nun sollte man meinen, dass er jetzt erst recht mauert - und in der Tat dauert es immer unterschiedlich lang, bis jeder merkt, dass sich die freiwillige Mitarbeit lohnt. Aber es zeitigt Effekte: Die Schüler nehmen mich beim Wort, melden sich daraufhin jede Stunde, und das wird natürlich auch belohnt. So habe ich es hinbekommen, dass auch die ganz Stillen sich trauen, sich zu melden.

Ich ringe immer um die Selbstkompetenz der Schüler, so war es auch in der Hausarbeit im Referendariat. Und ich freue mich, wenn es dann heißt: "Dr Hilarius, wie haben sie das geschafft, dass mein Sohn freiwillig Hausaufgaben erledigt und Vokabeln lernt?" Klar, da mögen mehrere Faktoren hineinspielen. Ich möchte aber, dass sie lernen, dass ihnen im Leben nicht immer alles hinterher getragen wird. Dass sie ihr Schicksal selbst in der Hand haben. Und so hat ein Schüler einmal eine 1 bekommen, wenngleich die Sprachfertigkeit im 2-Bereich gelegen haben mag. Das ist es mir wert, und er hat gelernt:

What goes around will come around.

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