Freitag, 23. Juni 2017

Ferienreif?

Liebgemeinte Abschiedsbriefe tun gerade nicht wirklich gut...

Ich habe heute in der Schule eine interessante Atmosphäre wahrgenommen. Die Sommerferien nahen, und das macht sich im Verhalten Aller bemerkbar. Ich schildere einmal ein paar Beobachtungen.

Da werden Unterrichtsstunden genutzt, um Tanzen zu üben - für die Abschlussbälle des neunten, zehnten und dreizehnten Jahrgangs. Ich finde das großartig, ich habe heute selbst dabei Aufsicht geführt. Es ist niedlich, wie unbeholfen manche Schüler sich bewegen, und es erinnert mich daran, dass ich ganz genau so war (und in Standardtänzen immer noch bin). Wieder ist mir der Wechsel bewusst geworden, vom Schüler, der da brav die Abschlusstänze mit seiner Tanzpartnerin einübt (Conny, ich war ungeoutet), zum Lehrer, der alle richtig motivieren möchte, anfeuern, anschieben, los Leute, schlaft ihr? Wo sind eure Hüften? ...war eine schöne Stunde.

Der Raumplan zerledert sich mittlerweile. Räume sind frei, die nicht frei sein sollten, weil einige Jahrgänge keine Schule mehr haben, die Ausbuchung der Filmräume steigt deutlich an, manche Räume müssen für Nachschreiber, Projektpräsentationen und Konsorten umgemünzt werden. Das "Alles hat seinen Platz." löst sich in Luft auf - für den Hochbegabten zwar spannend, aber auch nervenaufreibend, weil da Sicherheiten wegbrechen. Wo finde ich meine Lerngruppen? In welchem Raum kann ich einen Film schauen? Wo setze ich meine eigenen Nachschreiber hin? Ich bin heute sehr viel durch die Schule gelaufen.

Die Prüfpläne hängen aus, von Montag bis Mittwoch wird die Schule ziemlich leer sein, aber vor nervlicher Anspannung explodieren, vermute ich. Gut, dass ich noch Tests korrigieren muss, dann habe ich etwas zu tun, denn wir wissen: Selbst wenn man in keiner Prüfung eingeteilt ist, besteht Anwesenheitspflicht während der Prüfungstage. Ich finde das irgendwie schwachsinnig, aber gut, soll so sein. Und eine Prüfung habe ich dann ja doch, ich bin sehr gespannt: Ich übernehme den Fachvorsitz einer mündlichen Lateinprüfung im zehnten Jahrgang, Stichwort Zulassung zur gymnasialen Oberstufe. Ich erinnere mich noch an dieses Feeling: Nach den mündlichen Prüfungen ist eh' nichts Wichtiges mehr. Wobei es auch Kollegen gibt, die den Unterricht durchziehen: Ich fange nächste Woche mit meiner Klasse eine neue Unit an. Film vor den Ferien okay, aber bis dahin wird gelernt.

Ich empfinde diese "Endzeitstimmung" als extrem früh. Die Sommerferien beginnen erst in einem Monat. Mir ist bewusst, dass es normal ist, dass jetzt schon die Zügel lockerer gelassen werden, das ist an vielen Schulen so. Ich erinnere mich aber an St.Peter-Ording: Zeugniskonferenzen in der letzten Schulwoche - und bis dahin ganz normaler Unterricht. Und ich fand das ganz schön, muss ich zugeben. Ich vermisse die Nordseeschule.

Dadurch, dass das diesmal so früh losgeht, wird ein Gefühl verstärkt: Mir bricht der Boden unter den Füßen weg und ich weiß nicht, ob es weitergeht.

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