In den unendlichen Jahren meines Studiums war das Bad nur eine Art Durchgangsstation, rein, Nötigstes erledigen, raus. Duschen dauert bitte nicht länger als fünf Minuten, denn ich habe ja mit meinem Kopf schon wieder Anderes zu tun (zum Beispiel das Essen zu vergessen). Ich bin auch nie auf die Idee gekommen, nicht einmal während meiner Husumer Zeit - denn da hatte ich eine (kleine) Badewanne - mich darin zwecks Entspannung aufzuhalten.
Wenn da nicht liebe Freunde wären, die mich sanft, aber unerbittlich zu meinem Glück antreiben. Zum Beispiel in Form einer Badetablette. Sprudelbad, kennt sicherlich der Eine oder die Andere. Das hatte ganz praktische Gründe: Ich war erkältet, also wurde eines meiner Geburtstagsgeschenke nebst Teeglas mit einem Eukalpytusbad garniert. Ich habe die Gelegenheit genutzt, meine Nase mit ätherischen Ölen ordentlich durchpusten zu lassen und habe dann erst erfahren, welch' nette Effekte ein schönes Bad haben kann.
Nun streben ja viele Menschen nach Perfektion. Genauer gesagt, nicht nach dem Zustand, der ja (hoffentlich) unerreichbar ist. Aber sie perfektionieren, sie verbessern Umstände. Und das tun sicherlich nicht nur Hochbegabte. Aus diesem Grund designe ich meine Wohnung immer weiter, aus diesem Grund modifiziere ich (ganz selten mal) meine Meditationen. Und nun also das Bad, das man mit ganz einfachen Tricks aufmotzen kann, um es mit allen Sinnen genießen zu können.
1. Der Sehsinn: Ich konzentriere mich hierbei nur auf die Badewanne und die unmittelbare Umgebung. Über Baddesign wurde ja gestern erst Geistiges erbrochen. Manch' ein Badezimmer tendiert dazu, wie eine Putzkammer auszusehen - so auch bei mir. Da steht nicht nur Badreiniger, sondern der Wäscheständer, diverse Waschmittel, Putzeimer und Besen und Vieles mehr. Nicht gerade romantisch/atmosphärisch. Also sollte man erstmal das Licht abdunkeln - daher lohnt es sich, das am späten Abend zu machen. Kleine Stimmungslichter oder Kerzen sollten die einzige Lichtquelle darstellen. Wenn der Badezusatz nette optische Effekte bietet, sollte man das ausnutzen: Die Sprudeltabletten, die ich derzeit verwende, färben das Wasser stark ein, je nach Bad rot, violett, grün usw.; außerdem produzieren sie einen äußerst feinen Schaum, der über die Wasseroberfläche gleitet; gleicher Effekt wie bei Rauch: Das langsame Wabern (ohne dieses Wort geht es einfach nicht) beruhigt.
2. Der Riechsinn: Eine Weile habe ich versucht, mit Räucherstäbchen im Bad zu arbeiten, bin davon aber abgekommen: Der Raum ist zu klein, der Geruch dafür zu intensiv und der Rauch verteilt sich nicht wirklich gut. Daher genieße ich es, wenn mein Badezusatz eine schöne Duftnote hat, Frangipaniblüten, karibische Früchte - findet man alles in der gut sortierten Drogerie, Schleichwerbung lasse ich hier einmal außen vor, die von den Dresdner Essenzen würden mich eh' nicht dafür bezahlen.
3. Der Geschmackssinn: Ein Teller mit Früchten, der Geruch und Optik des Bades komplimentiert, saftige Melone, Ananas, süße Mango, all das ist leicht zuzubereiten und passt perfekt. Wobei ich denke, es ist sinnvoller, auf leichte Früchte zurückzugreifen als z.B. auf Bananen. Kenne ich mich noch nicht so aus.
4. Der Hörsinn: Nun, wenn ich das Fenster geöffnet halte, ergötzt mich von draußen der liebliche Klang von Feuerwehrautos, Kranwagen und Handymusik. Alles eher suboptimal, daher sorge ich drinnen für meine eigene akustische Untermalung. Auch hier ist es besonders schön, wenn der Musikstil zu den anderen Faktoren, Farbe/Geruch/Obst etc. passt. Hier gebe ich allerdings gern eine konkrete Empfehlung, Musik von Vibrasphere, im Gegensatz zur ansonsten trancigen Musik des Duos bieten die beiden Selected Downbeats-Scheiben feinste Downtempo- und Ambientmusik.
5. Der Tastsinn: Man kommt vielleicht nicht sofort darauf, wie man den Tastsinn beim Bad anders beeinflussen sollte als mit der richtigen Badetemperatur oder Badeschaum. Tatsache ist, dass viele Substanzen, die der Entspannung dienen, auch das Empfinden der Haut verändern. Das kann ein Glas Rotwein sein, eine Zigarre, ein leckerer Tee, ein Joint, je nachdem, was man denn gern mag. Und bevor hier wieder die Moralapostel losträllern: Gegen das Feierabendbier sagt auch niemand etwas, also Backen halten und einfach mal das Leben genießen.
Man kann also aus einem einfachen Bad ein rundum entpannendes, inspirierendes Erlebnis machen. Ich denke, ich brauche nicht zu erwähnen, in welchem Ausmaß der Effekt verstärkt wird, wenn dem Ganzen ein anstrengender Arbeitstag vorweg gegangen ist und wenn man dem Bad eine ausgiebige Meditation folgen lässt. Meiner Meinung nach ein (fast) perfekter Wochenausklang!
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