Dienstag, 9. August 2016

Alles Dumpfbacken


Der Anlass: Ich habe heute den offenen Brief gelesen, den wichtige US-Politiker als Statement gegen Trump veröffentlicht haben. Da stehen so viele aussagekräftige Punkte drin, warum Mr Trump auf keinen Fall der nächste Präsident der USA werden sollte, mit Verfügungsgewalt über ein großes Heer und ein Atomwaffenarsenal. Dieser Brief ist nett und alarmierend zu lesen und wunderbar nachvollziehbar. Jeder US-Bürger sollte sich den einmal zu Gemüte führen und danach Trumps Aussagen und Handlungen etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Ich fürchte nur, dass das nicht passieren wird. Er ist nach wie vor zu beliebt beim amerikanischen Volk, wenngleich ihn seine Tiraden hinsichtlich des gefallen Soldaten (Khan-Story) in den letzten Tagen etwas Popuarität gekostet haben. Wir beobachten: Nicht sachliches Fehlverhalten, begründet in unsinnigen politischen Aussagen, beeinflusst die Wählerhaltung, sondern pathetischer, emotionaler, unsachlicher Quatsch, der die Bürger tief im Inneren berührt. So ist es nun einmal.

Und genau das ist ja auch der Punkt, den rechtspopulistische Politiker weltweit ausnutzen, sei es nun ein Donald Trump, eine Marine Le Pen, ein Geert Wilders oder eine Frauke Petry. Sie nutzen die emotionalen Befindlichkeiten des Volkes aus, und darüber hinaus das Unverständnis vieler Bürger über politische Mechanismen. Und ein Punkt, der mich besonders beunruhigt, ist die Forderung nach Volksentscheiden.

In der Theorie ist es richtig, was diese Populisten da fordern. In einer Demokratie sollten Volksentscheide eines der grundlegenden Werkzeuge sein, sie fordern "direkte Demokratie", jeder Bürger sollte in wichtigen Fragen höchstpersönlich eine Stimme besitzen. Das fordern in Schleswig-Holstein zum Beispiel auch die Piraten. Die Forderung wird abgeleitet aus der Etymologie des Begriffs Demokratie: "demos" - das Volk, "kratos" - Macht, Herrschaft.

Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust: Natürlich bedeutet dieses Konzept, dass ich als Bürger selbst über die Einführung der Todesstrafe sollte entscheiden können. Und mit wem wir Handel treiben, und mit wem wir uns auf keinen Fall verbünden. ABER! Ich habe ein ständiges Bewusstsein, dass ich viel zu unfähig bin, viel zu politisch ungebildet, um solche Entscheidungen zum Wohle meines Landes treffen zu können. Ich bin heilfroh, dass im Bundestag Politiker sitzen, die eine weitreichende Expertise besitzen, die auf Grundlage ihres Wissens und ihrer Erfahrungen für unser Land förderliche Entscheidung treffen. Ich kann komplizierte mathematische Formeln lösen und umfangreiche Zusammenhänge erkennen und aufschlüsseln. Aber Politik, das kann ich nicht, und dessen bin ich stets eingedenk.

Platt ausgedrückt: "Das Volk" (das es in dieser Form eh nicht gibt, obwohl die AfD und Pegida uns das glauben machen wollen) besteht aus so vielen Dumpfbacken, die aus dem Bauch heraus entscheiden, ohne eine Ahnung zu haben, was ihre Entscheidungen anrichten können. Brexit anyone? Wie sagte Tucholsky? "Unterschätze nie die Macht dummer Menschen, die einer Meinung sind."

Aus diesem Artikel soll sich keine Wertung jener Dumpfbacken ableiten lassen, bloß nicht. Er soll nur die Gefahr aufzeigen, die diese mangelnde politische Weitsicht für ein Land darstellen kann. Und er soll darlegen, warum ich zum Beispiel ein Gegner von Volksentscheiden bin; unter anderem, weil ich um meine Schwächen weiß. Trump scheint das nicht zu tun, und er scheint auch nicht lernwillig zu sein - genau diesen Punkt erwähnen auch die Unterzeichner des oben angeführten offenen Briefes, so dass nun ein schöner Rundschluss erzeugt ist und ich zum Ende komme.

Volksentscheide. "Lasst uns die Steuern abschaffen!" - klingt geil, alle unterzeichnen, ohne zu verstehen, dass Steuergelder für unser Land absolut notwendig sind. Nur so als Beispiel.

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