Heute ist der Titel des Beitrags mal ganz wörtlich zu nehmen. Es geht darum, der eigenen Wohnung ein bisschen Würze zu verleihen. Unlängst hatte ich mit dem Dämmerlicht über die visuelle Wahrnehmung der Wohnung geschrieben, heute geht es um das olfaktorische Element. Agarbathi (in verschiedenen Schreibweisen) ist die indische Bezeichnung für Räucherstäbchen - ach, und da geht das Chaos schon los.
Es gibt unzählige Substanzen, die beim Verbrennen bestimmte Gerüche erzeugen, Tabak zum Beispiel. Allerdings ist Zigarettengeruch in der Wohnung nicht meine Vorstellung von Wellness zuhause. Daher verwende ich spezielle Räucherware. Es gibt Sachen, die man direkt anzündet und verbrennt, es gibt aber auch Sachen, die man auf glühende Kohle legt und die dann sozusagen "indirekt" verbrennen. Das können Blätter sein, Hölzer oder Harze, die Palette ist reichhaltig.
Ich habe mich im Laufe des Studiums für Räucherstäbchen entschieden. Ich betrachte sie als einfache Weise, der Wohnung eine bestimmte Duftnote zu verleihen. Und das macht tatsächlich eine ganze Menge aus für das Wohlbefinden, auch wenn man es nicht immer aktiv wahrnimmt. Man entspannt sich, ist weniger gestresst. Wenn man schon die Möglichkeit hat, dem Riechsinn in der Wohnung Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, dann sollte man das ruhig tun.
Ganz klar: Es gibt Menschen, die bekommen tränende Augen vom Rauch, und noch viele Unverträglichkeiten mehr. Das sollte man vorher abklären. Und dann heißt es immer, ach herrje, Räucherstäbchen sind doch nicht gut für die Gesundheit. Abgesehen davon, dass es auf die Sorte ankommt (japanische Räucherstäbchen z.B. enthalten keinen Holz-Glimmspan und sind daher oft besser verträglich), so sträube ich mich ein wenig gegen den "Fetisch Gesundheit", wie Gundula Barsch die Situation in ihrem Buch zur Suchtprävention nennt. Besessen davon, immer gesund zu leben - nun, sterben werden wir eh alle einmal. Und ich habe vor, das Leben aus vollen Zügen (und gern auch einmal in einer leeren S-Bahn) zu genießen.
Japanische Räucherstäbchen, wie schon gesagt, besitzen keinen Holzspan, auf den die Kräuterpaste aufgetragen wird. Die japanischen Aromen sind in der Regel wesentlich milder als zum Beispiel indische oder tibetische. Ich mag es gern etwas knalliger, daher finde ich sie nicht so reizvoll. Wer aber seine Wohnung ein bisschen aufmotzen möchte, ohne dass der Duft "aufdringlich" wirkt, ist hiermit sehr gut beraten.
Tibetische Räucherstäbchen wirken für die daran nicht gewöhnte Nase "muffig", "dreckig", "erdig". Es sind Düfte, die eine warme Atmosphäre erzeugen, ich finde, das passt ganz gut zu der Kälte in Tibet. Ich habe zwar diverse Sorten davon, verwende sie aber nur selten, weil sie mir oft zu "schwer" sind. Balinesische Räucherstäbchen haben auch diese erdige Note, sind allerdings leichter als die tibetischen.
Ich arbeite mit indischen Räucherstäbchen. Vielen Menschen sind ihre Düfte zu intensiv oder zu süß, ich kann das gut nachvollziehen - aber wie schon gesagt, ich habe es gern etwas plakativ. Bleibt noch die Frage, welche Duftnoten man gern mag. Ich halte nicht viel von den "Supermarkt-Räucherstäbchen", die nach Seife, Chemie und Industrie riechen. Ich bestelle lieber direkt aus Indien und habe mich im Wesentlichen auf drei verschiedene Düfte festgelegt.
Nag Champa-Räucherstäbchen dürften wohl die bekanntesten Räucherstäbchen der Welt sein. "Die Blauen". Es handelt sich um einen warmen, süßlichen Duft, den es je nach Hersteller in unterschiedlicher Intensität gibt. Von "eher dezent" bis "sehr süß":
Shrinivas Sugandhalaya - Vijayshree - Goloka - Maya
Nag Chandan/Sandelholz ist ein nicht ganz so süßer Duft, weltweit verbreitet, ich kann ihn gar nicht gut beschreiben. Ich nehme eine ganz kleine herbe Note wahr, die ich sehr beruhigend finde. Verglichen mit Nag Champa sind diese Räucherstäbchen deutlich weniger süß.
Adlerholz/Aloeholz verwende ich erst seit etwa einem Jahr. Ich habe herausgefunden, dass Adlerholz eines der teuersten Räucherhölzer weltweit ist und es scheint sehr beliebt zu sein - daher habe ich mir Goloka Goodearth bestellt, eine Duftmischung mit Adlerholz. Ich mag den Duft sehr gern, gerade weil meine Nase sonst nur an Nag Champa gewöhnt war; der Duft ist deutlich leichter, frischer, ein Hauch von Zitrus. Gute Sorte für die, denen die anderen Düfte zu süß sind.
So, jetzt werde ich mal in die nächste Meditation gehen und dabei den Duft der Räucherstäbchen genießen. Das ist Wellness pur.
post scriptum: Dat is pure Edhergighie!
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