Mittwoch, 3. August 2016

Die Technik-Steinzeit


"So, liebe Leute, dann schätzt doch mal, wie alt ich bin."

"Hmmm... vielleicht zweiundzwanzig?"
"Nein, der ist bestimmt schon sechsundzwanzig!"
"Ich kann das irgendwie so gar nicht einschätzen."

"Ich komme aus einem Zeitalter, da gab es noch kein Internet."

"Waaaaaas? Oh, dann sind sie ja schon über vierzig, oder?"
"Ohne Internet? Wie soll das denn gehen, wie soll man sich denn da unterhalten?"
"Ja, Schanita-Kinshasa, da ist man dann zum Freund hingegangen und hat geklopft und gefragt, ob der Zeit zum Spielen hat, und wenn nicht, dann ist man wieder nach Hause gegangen."
"Oder man hat vorher angerufen und gefragt."
"Ja, aber wie denn? Telefonieren ging doch damals auch nicht, oder?"

Dafür liebe ich meinen Job. Und voller Stolz erzähle ich den Kindern dann die Mär von der Technik-Steinzeit, in der Telefone noch Hörer und Basis hatten, die mit einem Kabel verbunden waren, und von Wählscheiben.

"Ach, das sind dann so antike Touchpads, oder?"

Und damit haben wir ein wunderbares Stichwort erreicht für den heutigen Beitrag. Meine Augen glitzern: Neues Technikspielzeug. Für jemanden wie mich, der so uralt ist, dass er die Technik-Steinzeit noch im Aussterben miterlebt hat, ist das, was ich heute erleben durfte, etwas ganz Besonderes.

Das Foto oben zeigt einen ganz normalen PS4-Controller - eigentlich nichts Besonderes. Aber seit den Controllern der Neunziger hat sich eine ganze Menge verändert. Dass das Equipment mittlerweile wireless funktioniert, gehört schon zum guten Ton dazu. Und das ist ja auch unglaublich praktisch, wenn man nicht jederzeit Gefahr läuft, über das Kabel zu stolpern und dabei das ganze System ins Verderben zu reißen.

Aber dieser Controller kann mehr.

Dieses rechteckige Feld, in der Mitte oben - erst dachte ich, das ist eine Art Fach. Vielleicht steckt man da einen Akku rein, oder das ist eine Klappe, unter der sich weitere Kabeleingänge befinden. Weit gefehlt: Dieses kleine nette Ding ist ein Touchpad. Ja, mittlerweile hat der standardisierte Spielecontroller ein eigenes Touchpad!

Ich erinnere: Als ich im Alter meiner Schüler war, habe ich mir im Leben nicht vorstellen können, dass ich allein durch Berühren einer Fläche meterweit entfernt einen Mauszeiger bedienen könnte. Für unsere heutige Jugend nichts Besonderes mehr - ich hoffe, sie wissen es trotzdem wertzuschätzen. Ein eigenes Touchpad am Controller, herrschaftszeiten...

Und dann findet sich am unteren Ende des Controllers ein Eingang für das mitgelieferte Headset. Ja, meine Damen und Herren ältere Generation, es wird immer besser: Man bekommt ein Headset dazu, das man am Controller anschließen kann - nicht nur, um damit den Sound direkt auf die Ohren zu bekommen für VoiceChats oder Teamspeaks - mithilfe des eingebauten Mikrofons kann man seine Playstation komplett per Sprache steuern!

Ich erinnere: In meiner Jugend galt es als technologischer Meilenstein, dass man die Zimmerlampe mittels Klatschen ein- und ausschalten konnte. Theoretisch eine Innovation, praktisch ein Schlafkiller, wenn man nicht allein in der Wohnung war. Und heutzutage kann ich meiner Playstation also einfach befehlen, was sie machen soll - ich dachte, solche Entwicklungen gehören in den Raumfahrt-Bereich, weit gefehlt.

Und ich muss hier einfach mal konstatieren: Ich liebe die gewaltigen Sprünge, die unsere Technik heutzutage macht. Ich genieße die extrem hochauflösenden Darstellungen in Videospielen, ich genieße den kristallklaren Surroundsound. Für einen Ästheten wie mich, der seine Umgebung intensiv wahrnimmt, ist das ein Springquell guter Stimmung. Was freue ich mich auf den September, wenn Final Fantasy XV in die Läden kommt! Die Reihe hat an sich selbst den Anspruch, die Maßstäbe in Sachen Grafik zu setzen. Ich denke mal, das dürfte ein Fest für die Sinne werden.

Ja, ich bin da auch typisch Mann, ich finde so technisches Spielzeug toll. Mit Bezug auf den Anfang des Beitrags: Egal, wie alt ich bin, beim Ausprobieren neuer Hardware werde ich zum kleinen Spielkind mit leuchtenden Augen. Ich liebe es auch aufgrund seiner modernen Ästhetik, die sich gut in den Stil einpasst, den ich in meiner Wohnung erreichen möchte. Ein Modernarium im Stil Tyler Johnsons aus Douglas Couplands Shampoo Planet. Ich bin nun also sehr glücklich, und ich fühle mich ausgeglichen genug, als dass nun endlich der Kopf runter kann. Ich hasse diese hochtemperierenden Haare in dieser Jahreszeit.

Danke an die Entwickler! Danke für das neue Technik-Zeitalter!

post scriptum: Den Friseur gewechselt und eine Busfahrt in Kiel kostet jetzt Zwei Sechzig. Was für ein glorreicher Tag trotz mir für gewöhnlich die Laune verhagelnden Wetters!

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