Montag, 5. August 2019

"Jetzt nicht über Waffen reden"


Am vergangenen Wochenende gab es in den USA mal wieder Schießereien; in zwei Anschlägen sind zig Menschen um's Leben gekommen, die Regierung spricht von einheimischem Terror. Worüber sie nicht spricht: Waffengesetze.

Als ich heute zum x-ten Mal in diesem Jahr eine amerikanische Zeitung gelesen habe, in der stand "Wir sollten jetzt nicht über Waffen sprechen, sondern lieber für die Opfer und ihre Familien beten." - ist mir einigermaßen kotzübel geworden. Jedesmal wieder heißt es, jetzt bloß nicht über Waffengesetze sprechen, sondern Beileid bekunden. Der zweite Teil des Satzes ist okay - Anteilnahme zeigen - aber gerade nach einem solchen Anschlag sollte man endlich mal an das unangenehme Thema des Waffenbesitzes gehen. Ich finde es erschreckend, dass es in diesem Jahr in den USA bereits mehr bewaffnete Gewaltakte als Tage gibt, das hatte eine Zeitung recht hübsch herausgekehrt.

Unangenehme Themen. Ich glaube, es ist normal, dass die meisten Menschen Themen haben, über die sie nicht gern reden, oder? Ich meine die Frage durchaus ernst, denn ich habe da keinerlei Hemmschwelle, und auch das kann zu autistischem Verhalten zählen, wenn ich das richtig gelesen habe. Ich habe mit dieser mangelnden Hemmung bei meinen Freunden anfangs für Sorgenfalten gesorgt (und sie ist auch der Grund gewesen, warum ich in St.Peter-Ording eine Position in der Supervisionsrunde abgelehnt hatte). Die große Buba, Er und - glaube ich? - auch die Sannitanic, und auch meine Eltern. Ich habe keine Probleme damit, intime Details über mich preiszugeben, und es gibt kein Thema, über das zu sprechen mir Unbehagen bereitet. Die Frage ist nur, ob mein Gegenüber das wirklich hören möchte.

Ich dachte viele Jahre lang, dass das ganz normal sei. Ich frage mich: Woran kann ich denn erkennen, dass ein Thema für meinen Gesprächspartner unangenehm ist? Und dass ich nicht weiterbohren sollte? Viele Menschen sind ja so höflich, mich nicht darauf hinzuweisen, dass ich in ein Wespennest gepiekst habe. Wenn bei mir tatsächlich Autismus festgestellt werden sollte, dann werde ich nichts gegen diese Gesprächsbereitschaft unternehmen können.

Was sind Anzeichen, dass man ein ungutes Thema angeschnitten hat?

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