Freitag, 31. August 2018

Wochenendplatzen

Frei! Alle Gedanken rausströmen lassen...

Jedesmal, wenn ich in der Schule ankomme, werde ich lautstark begrüßt. Das ist echt irre: Kaum steige ich aus dem Auto, gibt es direkt Geschnatter, laut, schnell, ich verstehe kein Wort. Und immer in Bewegung, hin und her, und ich denke mir, och Leude, könnt ihr nicht ein bisschen Ruhe einkehren lassen? Einfach ein bisschen ausgeglichener, und mir nicht gleich das Ohr abkauen?

Nein, können sie nicht, denn sie sind Schwalben in einer Parkgarage, und sie müssen ihre vier Jungen im Nest warnen, dass Gefahr im Anmarsch ist. Ratzfatz fliegen sie aus dem Nest auf einen der extra angebrachten Vorsprünge, um die Situation zu sondieren, während ich mich aus dem Auto pelle. Nur noch die Treppe zum Parkdeck hoch, dann bin ich weg und die Schwalbeneltern können mit ihrem Frühstücksgezeter weitermachen.

Die zweite Schulwoche ist um und die Deja-Vu-Erlebnisse häufen sich. Es fühlt sich alles so vertraut an: Das kleine Lehrerzimmer, in dem nur Knallköpfe sitzen (sagen sie selbst). Diese Schüler, die anfangen, eine eigene Identität zu entwickeln. Die lockeren Sprüche, die Tiefenentspannung. Der Umstand, dass ich unter der Woche keine Beiträge für den Blog schreibe, weil ich geistig voll in der Schule bin. Ich bin mittlerweile so oft an meine Zeit in St.Peter-Ording erinnert worden, dass ich langsam wirklich glaube, hier könnte ich richtig sein.

Eines dieser "Kenne ich!"-Erlebnisse ist der Meditationstag, der letzte Tag des Schulblocks. In SPO war es immer der Donnerstag, und auch an der KGS, jetzt ist es der Freitag. Bis zu diesem Tag nehme ich unzählige Eindrücke in der Schule auf, denke fast die ganze Zeit an den Unterricht, die Kollegen, die Schüler. Immer mehr Eindrücke sammeln sich, die ich gar nicht verarbeiten kann (deswegen fällt es mir wirklich schwer, unter der Woche Artikel für Euch zu schreiben!) - bis der Meditationstag kommt. Mein Gehirn voll beladen mit Erlebnissen aus der Woche, übervoll, dazu tolle Filmeindrücke, und dann geht es in die Meditation und endlich kommt die Zeit und Ruhe, das alles noch einmal durchzugehen. Als würde meine Gedankensammlung im Gehirn platzen und während der Meditation bunt durcheinander in alle Richtungen davonstreben.

Dieses Wochenendplatzen hatte ich in SPO sehr intensiv, es ist für mich zu einem unverkennlichen Teil einer tollen Phase geworden. Es ist schön, das jetzt wieder zu fühlen. Ich hoffe, dass ich in den nächsten Monaten nicht alles falsch machen werde.

Und nu ab in's Wochenende!

Montag, 27. August 2018

Ramschnachrichten

Manchmal will man sich in einem Bunker einschließen...

Oh mann, irgendwie ist das alles gerade zuviel Neues, und ich bekomme keine Ordnung in meinen Kopf (Alltag und Wohnung lasse ich mal komplett außen vor). Eben habe ich in meinen Nachrichten bei Facebook runtergescrollt und gesehen, dass da immer noch ungelesene Geburtstagsglückwünsche waren. Wie peinlich ist das denn! Das ist ein typischer Fall von "Oh, nett, will ich jetzt gerade nicht lesen, weil mein Kopf woanders feststeckt, also ramsche ich diese Nachrichten erstmal zur Seite und beantworte die später." - oder eben auch nicht, wie ich jetzt, über zwei Wochen später merke.

Also, liebe Leute, nehmt es mir nicht übel, aber ich ticke noch nichtmal ansatzweise in einem Takt, der sich Alltag nennen könnte. Und das führt zu zahlreichen lapsus, und ich muss erstmal schauen, dass ich alles Wichtige auf die Reihe bekomme. Macht ja gleich einen wunderbaren Eindruck, wenn der neue Lehrer so verpeilt ist - aber ich habe vorgewarnt, dass ich eine Weile brauche, um in die richtige Bahn zu kommen; gab natürlich die Standard HB-NB-Antwort "Keine Sorge, das brauchen wir alle hier."

Also muss ich jetzt mal so nach und nach hier alles entramschen, seien es nun Nachrichten, alte Papierstapel und was es sonst noch alles rauszuwerfen gibt. Das ist eine ganze Menge.

Kommt gut in die neue Woche!

Sonntag, 26. August 2018

Schall und Rauch

Manches bedarf keiner Worte...

Was wäre, wenn ich nicht mehr sprechen könnte? Was wäre, wenn ich nicht mehr sprechen dürfte? Könnte ich es damit aushalten?

Ich liebe Science Fiction. Sie beschäftigt sich mit allen möglichen Was wäre, wenn-Fragen, schon seit den Anfängen jeglicher Form von Literatur. Nicolai Klimii Iter Subterraneum (1741) von Ludvig Holberg handelt von einer Reise in eine Welt unter- bzw. innerhalb unserer eigenen. Fritz Langs Metropolis (1927) erzählt von einer hochtechnologisierten Stadt und einer unterirdischen Arbeiterstadt, George Orwells Nineteen Eighty-Four (1948) erzählt von einem vollkommen überwachten Leben, Ridley Scotts Blade Runner (1982) beschäftigt sich mit dem Thema künstliches Leben (wie übrigens auch Metropolis). Immer geht es darum, eine Variation zu finden.

Eine Variation von unserem derzeitigen, "normalen" Leben, dessen wir vielleicht überdrüssig geworden sind, und das macht SciFi so interessant - dass uns eine Antwort geboten wird auf die Frage Was wäre, wenn...?

Ich konnte mich früher nie für das Genre begeistern. Das war mir zu unrealistisch; SciFi lebt davon, dass wir die uns dargebotenen Welten als möglich akzeptieren, und das wollte, oder konnte, ich damals nicht. Mittlerweile funktioniert das, und seitdem kann ich mich vollkommen auf einige der besten Geschichten einlassen, die die Literatur uns in Schrift und Film zu bieten hat.

Natürlich sind die dargebotenen Szenarien abgefahren. Doch gerade darin besteht der Reiz: Zu erleben, wie Menschen wohl damit umgehen würden, wenn diese Szenarien real wären. Und an dieser Stelle kehre ich zurück zum Einstieg: Was wäre, wenn wir nicht mehr sprechen dürften? Wenn jeder Laut, den wir zu viel machten, uns das Leben kosten könnte?

An dieser Stelle eine SPOILERwarnung: Es geht um den Film A Quiet Place (2018). Wer ihn noch sehen möchte, sollte vielleicht nicht weiterlesen, sondern sich auf einen sehr spannenden, originellen und inspirierenden Film einlassen, der wichtige Grundsatzfragen provoziert, zum Beispiel zur Bedeutung des gesprochenen Worts. Weit unten gibt es eine Spoiler-Entwarnung.

Und damit landen wir bei des Films Prämisse, herrlich indirekt eingeführt mittels einer schlichten Texttafel "Day 89": Wir erleben Kamerafahrten durch eine Stadt, die wie leergefegt wirkt. Menschenlose Straßen, leere Gebäude, Müll und Blätter pflastern die Straßen und Gehwege. Wir wissen, dass irgendwas passiert ist, und versuchen von nun an herauszufinden, was das wohl gewesen sein mag, und ob überhaupt noch jemand an diesem Ort lebt. Wir entdecken einen Supermarkt: eine fünfköpfige Familie schleicht zwischen den Regalen umher auf der Suche nach Medikamenten und elektrischen Bauteilen. Anhand ihres Verhaltens erkennen wir innerhalb der ersten paar Sekunden: Es scheint unglaublich wichtig zu sein, dass sie keinen Laut machen - daher gehen sie barfuß, daher geben sie sich Mühe, nichts fallen zu lassen, daher kommunizieren sie per Gebärdensprache (für den Zuschauer netterweise untertitelt: Der gesamte Film enthält so gut wie keinen gesprochenen Dialog) - auch für die ältere Tochter, die seit ihrer Geburt taub ist, wie wir per subjektiver Kamera erfahren. Nachdem sie mit ihrer Suche im Geschäft fertig sind, machen sie sich auf den Weg durch einen Wald - ein Weg, der sorgfältig mit feinem Sand ausgestreut ist. Sie wollen eine Brücke überqueren, als hinter ihnen, in ein paar Metern Entfernung, der vierjährige Sohn ein Elektrospielzeug einschaltet, das zu blinken beginnt und laute Geräusche von sich gibt. Der Vater erstarrt, läuft sofort in Richtung des Sohnes. Die Mutter bricht zusammen, hält erschrocken ihre Hände vor den Mund. Die taube Tochter sieht die Mienen ihrer Eltern, dreht sich um, sieht das blinkende Spielzeug und realisiert - das war laut. Zu laut. Und in der Entfernung beginnt es zu rascheln...

Ach klasse, hier kann ich noch einmal vor den SPOILERn warnen: Das war der Prolog des Films bis zur Einblendung des Titels. Noch könnt Ihr Euch entscheiden, diesen Film unvorbelastet anzusehen - ich werde jetzt etwas in's Detail gehen, um zu erklären, wie dieser Film es in seinem Genre in die Top Ten der Kritikerlisten bei rottentomatoes.com gebracht hat. Gönnt Euch diese nicht einmal neunzig Minuten und geht mit einem Hochgefühl aus dem Abspann heraus, um einen Kritiker zu zitieren. Denn ich komme jetzt in's Schwärmen. Unten gibt es eine Spoiler-Entwarnung.

Innerhalb der ersten fünfundvierzig Minuten werden wir in das Konzept der Geschichte eingeführt. Der jüngste Sohn kommt bei dem Vorfall an der Brücke um's Leben, der Hauptteil der Geschichte spielt allerdings über ein Jahr später. Durch indirekte Hinweise und häppchenweise präsentierte Puzzlestücke erfahren wir, dass außerirdische Kreaturen auf der Erde erschienen sind, deren Panzerung undurchdringlich ist, die keine Sichtorgane haben, dafür aber über ein hypersensitives Gehör verfügen, nach dem sie alles jagen, was Geräusche macht, die lauter als die Umgebungsgeräusche sind.

Auch wenn das vielleicht albern klingen mag, wird diese Was wäre wenn-Geschichte konsequent und absolut überzeugend umgesetzt: Wir sehen nicht viel von den Wesen in der ersten Hälfte des Films (Spielberg wusste, dass man den Weißen Hai bis zum letzten Akt geheim halten sollte, und auch Regisseur Krasinski befolgt diesen Rat), und es werden auch keine weiteren tödlichen Zwischenfälle gezeigt: Der Film spielt über vierhundert Tage nach der Ankunft der außerirdischen Wesen durch einen Meteoriteneinschlag, und es gibt kaum noch Überlebende im Umkreis der Familie - nur jene, die gelernt haben, sich anzupassen.

Und wie das geht, zeigt uns die erste Hälfte in warmen, emotionalen Sequenzen. Kommunikation per Gebärdensprache, Liebesbekundungen innerhalb der Familie ohne Worte. Die taube Tochter, die sich von ihrem Vater ungeliebt fühlt. Wie bereitet man Essen zu, ohne Laute zu produzieren? Wie lässt man seinem Kind Schulerziehung angedeihen, ohne zu sprechen? Wie verbringt man seine Freizeit? Wie geht man mit Schmerzen um? Und - wie findet man trotzdem Wege, um laut miteinander sprechen zu können? In aller Ruhe werden wir über eine Dreiviertelstunde lang in diesen Alltag eingeführt, und zwar auf eine Art, die nicht nur nicht langweilig ist, sondern uns zu einem Teil der Familie werden lässt. Wir fragen uns, wie wir selbst in gewissen Situationen handeln würden, und uns schwant Unheil, als wir realisieren, dass die Mutter im neunten Monat schwanger ist...

...und genau das ist der Punkt, an dem der Film die Gangart und das Genre wechselt. Von einem Science Fiction-Drama wechselt die Geschichte schlagartig in einen Horrorfilm. Bitte nicht abschrecken lassen: Es gibt kein Gesplatter, sondern in erster Linie nägelzerbeißende Suspense. Natürlich sind Schrecksekunden dabei, BOO-Momente, in denen man zusammenzuckt - ist logisch, wenn es immer still ist und dann plötzlich ein Geräusch erzeugt wirkt und man weiß, dass es die Kreaturen aufmerksam gemacht haben könnte. Natürlich beginnt der Genrewechsel, als eines Abends die Wehen der Mutter einsetzen und Geräusche absolut unvermeidlich scheinen.

Hier ist ENDE der wesentlichen SPOILER, es darf weitergelesen werden.

Von dieser Stelle an will ich tatsächlich nichts weiter zum Inhalt verraten, sondern kurz beschreiben, was der Film bei mir bewirkt hat. Klar, ich mag Horrorfilme. Aber in den letzten Jahren gab es eine ganze Menge Fließbandausstoß, Filme wie Insidious, Annabelle, Fortsetzungen eigentlich guter Filme wie The Conjuring, Paranormal Activity oder Sinister. Ziel dieser Filme ist es, Teenager in Angst und Schrecken zu versetzen und Geld in die Kassen zu spülen (die große Buba stirbt gerade), und das funktioniert auch. Aber, ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal denken würde: Ich hätte gern etwas Originelles, etwas Neues. Mittlerweile schaue ich viele Film, und den anderen Kram kenne ich schon, und ja, ich erschrecke mich, aber nein, diese Filme wirken kein bisschen nach. Doch aus unerwarteten Ecken kommen immer wieder Filme, die in meinem Kopf hängen bleiben, weil sie neue Wege gehen. So habe ich über Get Out (2017)The Babadook (2014) und It Follows (2014) geschrieben.

A Quiet Place schafft es, dass wir uns immer wieder fragen: Brauchen wir überhaupt gesprochene Wörter? Wie können wir noch ausdrücken, dass wir unser Kind lieben (was zu einer Szene führt, bei der ich tatsächlich Tränen in den Augen hatte, sehr schön)? Was bedeutet es, Eltern zu sein? Was bedeutet es, sich anzupassen?

Und der Film schafft es, einen sensationellen final shot hinzulegen; das hat Brian Tallerico in seiner Rezension erwähnt und das muss ich auch noch einmal bestätigen - denn ich wäre bei den Schlusscredits fast aufgestanden - klatschen musste ich definitiv, weil der Film an der perfekten Stelle endet, mit einer Geste und einem Geräusch, das wir schon unzählige Male in Filmen gesehen haben, aber hier wirkt es, hier sorgt es dafür, dass ich inspiriert und triumphierend aus einem Film in eine Meditation gegangen bin - ein Gefühl, das ich in dieser Intensität zuletzt bei Dark City (1998) hatte. Und ich liebe es, wenn ein Film mich wie einen intelligenten Zuschauer behandelt, ohne nervige oder künstliche Exposition, sondern mich selbst die Geschichte zusammensetzen lässt. Man nennt das wohl visual storytelling, das sich auf Einstellungen, Kamerafahrten, alles außer Dialoge verlässt, und das mag ich, weil so Vieles in meinem Kopf stattfinden kann.

Also, wenngleich nicht jeder ein Horrorfan sein mag: Dieser Film ist gleichzeitig eine großartige Science Fiction-Parabel über die Geräusche, die Lautstärke, die unser Leben ausmacht, und wie bereichernd es sein kann, still zu sein. Ich fühle mich durch diesen Film in meiner Vorstellungskraft bereichert, und das schaffen nicht viele Filme. Ein tolles Erlebnis, das ich mir heute nacht wahrscheinlich noch einmal geben werde, um einige Szenen etwas genauer zu betrachten. Wie schrieb einst Goethe?  

Worte sind nichts als Schall und Rauch...





post scriptum: Toll übrigens, dass der Regisseur für die ältere, taube Tochter eine taube Darstellerin gewählt hat - Millicent Simmonds - die mit knapp sechzehn Jahren eine beeindruckende Leistung darbietet. Und ich möchte nicht den Vergleich zu "Don't Breathe" (2016) außer Acht lassen, ein sehr effektiver Film, in dem es auch um den Hörsinn geht; wenn jener gut genannt wird, kann "A Quiet Place" getrost sehr gut genannt werden.

paulo post scriptum: Ach herrje, das ist jetzt ein relativ langer Text geworden. Signalisiert, dass ich wirklich begeistert von dem Film bin... klar könnte ich die Zeit auch nutzen, um meinen Unterricht vorzubereiten, aber es wird sich - hoffentlich - ein "Vier Tage Arbeit - Drei Tage frei"-Rhythmus einstellen, ähnlich wie damals in St.Peter-Ording, und das bedeutet, dass ich meine freien Tage auslebe. Und ich muss mich erst noch darauf umstellen, dass ich ja neuerdings den Montag frei habe. Klingt nach einer harmlosen Umstellung, aber für diesen Hochbegabten ist das ein ziemlich tiefer Einschnitt in eine jahrelang eingeübte Taktung...

Samstag, 25. August 2018

The Last Klopapier

Ähm... das war es dann also.

Kein Mensch geht samstags einkaufen. Niemand!

...würde ich normalerweise sagen. Denn da ist viel los in den Supermärkten, man findet kotzende Kinder, mörderische Scannerkassen oder das Tor zur Hölle tut sich auf. Ich glaube wirklich, dass an keinem anderen Tag das Einkaufen so sehr zu einer sozialen Aktion wird wie am Samstagmittag. Und weil die viel zu vielen Eindrücke der Kotzkinder, ausgelaufenen Waschmittelflaschen und verlorenen EC-Karten mein Gehirn dann gern überfordern - anstatt sich einfach nur auf's Bezahlen zu konzentrieren - kaufe ich zu unauffälligen Zeiten ein. Das klappt auch immer - bis auf heute.

Es ist doch nicht zu glauben: Während der unzähligen Semester meines Studiums hat meine Mutter sich immer sehr um mich gesorgt, Junge, hast du denn auch genug zu essen da, ich habe hier noch Spaghettisoße eingefroren, und hast du genügend Socken, und oben sind noch volle Pakete Klopapier, nimm' reichlich mit! (Der heutige Film hat mir mal wieder vor Augen geführt, warum Mütter so sind, wie sie sind)

Und jedesmal war es mir unangenehm, wenn ich eigentlich nichts in Kronshagen brauchte, und so habe ich dann oft Tiefgefrorenes mitgenommen, damit meine Mutter sich keine Sorgen mehr macht. Aber Klopapier? Jedesmal hat sie bei dem Klopapier nachgefragt - es sei ja schlimm, kein Klopapier im Haus zu haben und das wird ja nicht schlecht. Und jedesmal habe ich mir gedacht: "Ich habe in meiner Wohnung noch unzählige Rollen, ich weiß gar nicht, wohin damit, wenn ich noch ein Paket mitnehme, und außerdem hole ich immer rechtzeitig Nachschub."

Habe ich auch gemacht: Wenn noch zwei, drei Rollen übrig waren, ist der Punkt auf meiner Drogerie-Einkaufsliste gelandet, Ihr kennt das. Aber diese Woche hat mal wieder einen Klassiker hervorgebracht - das Essenvergessen. Nur, dass ich diesmal an das Essen gedacht habe, dafür aber vieles Andere völlig aus dem Blick verloren. Das Video mit den Geburtstagsgrüßen muss noch zurechtgeschnitten werden, Er war ja letztes Wochenende dran. Die Tafelfolie muss an die Wand gepappt werden, damit ich endlich eine gut sichtbare To Do-Liste in der Wohnung habe. Geschirr - wunderbar in der ganzen Wohnung verteilt, und ich bemerke es erst, wenn ich in den Schrank greife und kein sauberes Glas mehr finde.

Die neue Schule, die neuen Schüler, der neue Ort, das ist alles zu aufregend. Mein Gehirn konzentriert sich genau darauf, alles Andere ist irrelevant. Und so kam es dazu, dass ich heute früh mit der auf dem Foto abgebildeten Situation konfrontiert wurde. Mit fünfunddreißig Jahren ist es mir nun zum ersten Mal passiert - kein Toilettenpapier mehr. Werde ich alt? Die fette Schnecke weiß: Ich bin alt.

Also bin ich heute einkaufen gegangen. Zu plaza, um die Mittagszeit, passender geht es nicht: Acht Kassen sind geöffnet und überall stehen sie. Früher hätte ich versucht, anhand der Einkaufswagen und des Alters der Kunden mir zu überlegen, an welcher Kasse ich am schnellsten durch sein dürfte. War immer eine nette Rechnerei, aber heute ticke ich anders, versuche mich mehr auf das Gefühl der Ausgeglichenheit des Buddhismus zu berufen - Nichts ist entspannender als das anzunehmen, was kommt - und stelle mich an der Kasse mit dem hübschesten Kassierer an. Und die Wartezeit habe ich genutzt, um mir diesen Beitrag durch den Kopf gehen zu lassen, denn die ganze Situation hat mir eine Sache ganz klar vor Augen geführt:

Ich bin frei und ungebunden, die einzige Einschränkung in der Flexibilität erlege ich mir selbst auf. Mir wird an diesem Tag erst richtig bewusst, dass ich normalerweise einkaufen gehe, wann ich Lust habe, denn meistens sind die Kassen komplett frei. Diese anderen Menschen, die für einen Samstagsstau sorgen, können womöglich keinen anderen Zeitpunkt zum Einkaufen finden: Unter der Woche sind sie berufstätig, und nach Feierabend müssen sie sich womöglich um ihre kleinen Kinder kümmern. Vielleicht kommen sie von außerhalb, da kann man eben nicht mal schnell zu sky runter - und in ihrer Freizeit möchten diese Menschen sich vielleicht ein bisschen mit ihrem Lebenspartner beschäftigen.

Ich habe keinen festen Partner, ich wohne allein und kann, abgesehen vom Schuldienst, die Dinge dann machen, wann ich sie für richtig erachte. Und das ist ein hohes Gut. Ich sollte mir das immer mal wieder in Erinnerung rufen, wenn ich lange Schlangen an den Kassen sehe.

Und damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich möchte diese Freiheit im Verhältnis zu anderen Lebensskripten nicht bewerten! Ich habe Hochachtung vor den Menschen, die es schaffen, Beruf, Familie, Wohnung und Hobby zu wuppen, mit Augenzwinkern an die Sannitanic. Und ich kann es mir nicht einmal im Ansatz vorstellen, was all' diese Dinge, die sie unflexibel machen, im Austausch geben. Es muss ein tolles Gefühl sein, eine Familie zu haben, und auch aus der Hochbegabtensicht muss es sich gut anfühlen, wenn der Alltag wie ein Uhrwerk läuft. Voll, aber fließend.

Das sind also unterschiedliche Lebensskripte, so wie jeder von uns sein eigenes Skript hat (Terminologie der Transaktionsanalyse). Und keines ist besser oder schlechter, sondern einfach nur anders.

post scriptum: Über den heutigen Film werde ich unbedingt noch einen Artikel schreiben müssen. Science-Fiction - was wäre, wenn wir still sein müssten, um zu überleben? "A Quiet Place", ganz frisch aus diesem Jahr und mittlerweile auch bei Amazon prime verfügbar.

Freitag, 24. August 2018

Ein neuer Start

Anständig war gestern...?

Montag

Das neue Schuljahr hat begonnen, und damit wünsche ich allen Kollegen und Kolleginnen unter den Lesern erst einmal einen erfolgreichen Start in sechs Wochen Schulbetrieb, bevor dann auch schon wieder in den Herbstferien gelandet wird.
Für mich hat der Tag heute begonnen wie für viele Andere - mit einer Dienstkonferenz (wobei viele andere Schulen das schon am vergangenen Freitag hinter sich gebracht haben). Mein Abteilungsleiter hat viel Wert darauf gelegt, dass wir das letzte Wochenende in den Ferien noch zum Entspannen nutzen, und das habe ich natürlich gern befolgt.

Von einem Kollegium zum nächsten, und nun bin ich wieder in einer kleineren Runde gelandet; wir sind ingesamt einundzwanzig Kollegen, und das Lehrerzimmer erinnert mich von der Größe her an SPO, und auch vom ersten Eindruck hinsichtlich der Atmosphäre.

Dienstag

Meine Schüler sind so etwa zwischen sechzehn und einundzwanzig Jahren alt. Es sind genau die Leute, die ich in SPO mit dem MSA verabschiedet habe, also kenne ich diese Schüler irgendwie. Also ob ich nie an einer anderen Schulart unterrichtet hätte, wobei das nur für die Lernenden gilt.

Meine Abteilung hat durchgeknallte Lehrer, das behaupten sie zumindest selbst. Und sie wirken extrem locker, das freut mich sehr, denn auch das erinnert mich an SPO. Ist einfach etwas Anderes mit einem kleinen Lehrerzimmer und einem Klassenkollegium, das nur aus mir und vier weiteren Kollegen besteht. Once again: SPO-like.

Mittwoch

Ich schreibe mal wieder vollkommen zusammenhanglos - ich liebe es. Die Vorstellungsrunden in den Lerngruppen sind eigentlich wie an jeder anderen Schule; nur eine Frage bringt mitunter sehr spannende Antworten mit sich und viele Schüler geben dort sehr ehrlich Auskunft: "Warum sitzt ihr überhaupt hier? Ihr habt doch jetzt euren MSA in der Tasche, warum tut ihr euch noch mehr Schule an?"

Meistens gehen die Antworten in Richtung größerer Berufsauswahl. Sehr oft haben sie aber auch Angst oder sind unsicher, was sie nach der Schule machen sollen, und so bieten sich für sie noch ein, zwei Jahre zusätzliche Bedenkzeit. Kann ich so gut nachvollziehen, gerade, wenn man mal so eben fünfzehn oder sechzehn Jahre alt ist.

Ganz selten kommt als Antwort auch, dass ihnen die Schulzeit einfach gut gefällt, sie fühlen sich dort wohl. Das finde ich toll; Andere sind eher aus Not hier: "Ich bin aus meiner Ausbildung rausgeflogen und möchte mir hier neue Chancen suchen." - "Ich bin entlassen worden und der Rechtsfall läuft zwei Jahre, und ich hab mir gedacht, dass ich in der Zwischenzeit was aus mir machen kann."

Viele waren schon im Ausland, und das Leistungsspektrum geht extrem weit auseinander. Der Gemeinschaftsschulklassiker halt. Ich finde die jungen Erwachsenen toll. Sie sind endlich wieder richtig authentisch. Man muss sie nicht wie Kleinkinder betüddeln. Manche haben Scheiße gebaut und sind in der Lernphase angekommen. Sie brauchen diesen Abschluss, und ich hoffe, dass ich möglichst viele von ihnen durchbringen kann.

Donnerstag

So ungewöhnlich. Die Klassenräume stehen alle immer offen. Die Pausen sind, abgesehen von der fünfundzwanzigminütigen Frühstückspause, recht kurz - so ist die achte Stunde um halb drei Uhr nachmittags vorbei. Entlassung in die Freiheit. Das Kollegium nicht spießig-konservativ. Es geht um eine angenehme Zeit für alle und einen Lernerfolg für die Schüler, "ohne den Druck vom Gymnasium", wie ich zu hören bekommen habe.

"Und, bist du schon ein bisschen hier angekommen?" fragt mich eine Kollegin. Wieder einmal der HB-Zwiespalt. Soll ich ihr sagen, dass so etwas bei mir sehr lange dauert? Dass es Monate dauern kann, bis ich einmal von mir aus jemanden anspreche, und bevor ich mich in dem kleinen Lehrerzimmer nicht immer automatisch von den anderen Kollegen wegsetze? Oder soll ich ihr das sagen, was sie hören will, irgendwas Positives, damit ich meine Ruhe habe? Ja, das mache ich.

Und erst auf der Heimfahrt wird mir bewusst, dass ich nicht gelogen habe. Denn es waren nur ganz wenige Tage bisher, an dieser neuen Schule. Aber ein Gefühl scheint sich einzustellen, das ich in dieser Form sehr lange nicht mehr hatte. Zum letzten Mal vor viereinhalb Jahren, nachdem ich die erste Nacht in meiner neuen Wohnung in Kiel geschlafen habe. Dieses Gefühl davon, endlich den "richtigen" Ort gefunden zu haben; dieses Gefühl, sich nicht wie ein Fremdkörper zu verhalten.

Klar, es ist nur ein Gefühl, und es sind gerade erst ein paar Tage an diesem neuen Arbeitsplatz. Aber ich glaube, ich scheine mich darauf einlassen zu können, dass dieses endlich meine Schule wird. Ich kann in Kiel wohnen bleiben, ich habe nette, entspannte Kollegen, ich kann mit den Schülern arbeiten, keiner unter fünfzehn, und irgendwie alle nicht perfekt. Ich fühle mich gerade wohl.

Ganz randompömpöm habe ich jetzt Lust auf Lucio Fulcis Sette Note in Nero (1977, fast zeitgleich zu Dario Argentos Suspiria) - wenn ich alte Filme in Ruhe genießen kann, ist das ein gutes Zeichen.

Freitag

Ich habe geschrieben "Als ob ich nie an einer anderen Schulart unterrichtet hätte", aber es gibt noch ganz Vieles, dass ich in meinen Kopf bekommen muss. Weit mehr als nur die Lehrpläne und Prüfungsbestimmungen von BFS III und BOS und was in der Zukunft noch so auf mich zukommt. Da ich in einer kaufmännischen Abteilung arbeite, muss ich selbst mich im Wirtschaftsenglisch auf Vordermann bringen. Ich muss ein Gefühl dafür entwickeln, mit welchem Mindset die Lernenden in den Klassen sitzen. Ich brauche Zeit, um das richtige Niveau für den Unterricht zu finden; ich kenne mich, ich fange wahrscheinlich zu leicht an.

Whatever, schauen wir mal. Jetzt ist erstmal wieder das Bett angesagt, die komische Rumhusterei der letzten Tage hat sich zu irgendwas entwickelt, das ich schnell loswerden möchte. Ich freue mich auf die nächste Schulwoche.

Und ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.

Und das muss ich noch loswerden: Ich bin so froh, aus diesem biederen Scheiß raus zu sein. Das geht nicht gegen irgendjemanden persönlich, und es geht auch nicht gegen irgendeine Schule. Es ist einfach nur ein Gefühl von Befreiung, das ich teilen möchte.

post scriptum: Nach fünf Jahren ändert sich nun auch der Meditationstag, der von Donnerstag auf Freitag wandert. Natürlich wieder mit Film, und heute gab es einen ziemlich guten Film über Hexerei im siebzehnten Jahrhundert. Tolles Englisch, authentische Bilder und eine Coming-of-Age-Geschichte gibt es obendrauf: "The Witch" (2016) - schon wieder ein Regiedebüt, das die Kritiker begeistert. Manche Menschen haben wirklich große Talente.

Samstag, 18. August 2018

Das Diktat


Was mich nervt: Ich schaue einen tollen, immersiven Film, bin von der Handlung und den Effekten total eingenommen, meine Gedanken rasieren auf Hochtouren und die Inspiration schlägt zu: Mir kommt eine tolle Idee für einen Blogeintrag. Um sie bloß nicht zu vergessen, bevor der Film zu Ende ist, pausiere ich, gehe zum Schreibtisch, nehme mir Zettel und Stift und schreibe mir die Idee auf, im Idealfall in einer später noch lesbaren Schriftart (ist leider nicht immer gegeben, oft kann ich nachher nur noch eine Linie erkennen, denn es musste ja möglichst schnell gehen, und beim Aufschreiben weiß ich immer, was da gerade stehen soll). Dann wieder vor den Fernseher, weiterschauen. Gerade bei 3D-Filmen ist es umständlich, erst noch die Brille abnehmen und wieder aufsetzen zu müssen. Ich habe irgendwann angefangen, Zettel und Stift immer vor mir parat zu haben, aber trotzdem reißen mich diese Notizen aus dem Erlebnisflow heraus.

Oder noch ein schönes Beispiel: Meditationen. Eine richtige Meditation dauert bei mir zwischen sechzig und neunzig Minuten. Während ich früher dachte, dass ich nie so lange stillhalten könnte, bin ich heute froh, diese Zeit zu haben, denn die erste Viertelstunde brauche ich überhaupt erstmal, damit mein Geist sich beruhigen kann und die Gedanken des Tages sich setzen, und erst dann kann ich mit speziellen Meditationstechniken beginnen. Dauert also eine ganze Weile. Und während dieser Zeit schießen mir alle möglichen Gedanken in einem Mordstempo durch den Kopf: Ich lasse meinen Schultag Revue passieren, ich überlege nochmal, was in dem Film gerade eben passiert ist, und immer wieder kommen mir dabei wunderbare Ideen für den Blog. Allerdings kann ich nicht, wie bei dem Film, einfach aufstehen und sie aufschreiben; für die Meditation ist es mir wichtig, regungslos liegen zu bleiben. Da hilft nur hoffen, dass die Idee am Ende noch im Kopf ist.

Oder aber man arbeitet mit Hilfsmitteln, und so habe ich mir nun endlich ein Diktiergerät zugelegt, nachdem die Idee schon über zwei Jahre durch meinen Kopf wabert. Das Gerät ist großartig, nur halb so groß wie meine Hand, kann auch als MP3-Player verwendet werden und hat Sprachaktivierung: Auf diese Weise nimmt das Gerät nur auf, wenn durch die Sprache ein bestimmter Lautstärkepegel erreicht wird (den man selbst einstellen kann).

Ich finde das toll: So lege ich das Diktiergerät zu Beginn der Meditation in meine Nähe und muss die wichtigen Gedanken nur laut aussprechen, um sie aufzuzeichnen. Ich spare tonnenweise Notizzettel, und weil das Teil nur so groß wie ein Feuerzeug ist, kann ich es überall problemlos mit hinnehmen. Das fällt für mich definitiv unter Home Improvement und macht Lust auf mehr Neuerungen.

Manchmal bin ich sehr einfach zufriedenzustellen.

Mittwoch, 15. August 2018

Alltägliche Blockaden

"Was tun?" sprach Zeus.

Sieben ungelesene Nachrichten.

Jedesmal, wenn ich Facebook öffne, werden mir sieben ungelesene Nachrichten angezeigt. Ich könnte sie einfach mal lesen. Ich könnte einfach mal antworten, aber ich tue es nicht. Ich schaue nur kurz drüber, von wem sind die denn wohl, hmja, scheint irgendwas davon dringend zu sein? Kann ich auch nächstes Mal abarbeiten. Dann logge ich mich eine Weile später ein und sehe, ach herrje, jetzt hat einer der Nachrichtenschreiber, dessen Nachricht ich nicht gelesen habe, eine weitere Nachricht geschickt! Bestimmt ist er genervt oder wütend, weil ich nicht geantwortet habe, hätte ich ja auch längst machen können, hmne, ich öffne die Nachricht gar nicht erst, ich habe Angst davor. Und so passiert es gerne mal.

"Ach, du bist hochbegabt? Das ist ja cool."
"Naja, hat zwar seine Vorteile, aber es kann auch echt nervig sein. Es gibt Phasen, in denen sich das eher wie eine Behinderung anfühlt."
"Ach? Hast du ein Beispiel?"

Diesen Wortwechsel kennen sicherlich einige Hochbegabte. Mir geht es dann oft so, dass ich kein gutes Beispiel auf Kommando anbringen kann. Schlechte Beispiele sind jene, auf die die Antwort folgt: "Ach, das geht uns doch allen so!" Gute Beispiele habe ich nicht abrufbereit, aber das heißt nicht, dass es sie nicht gibt - wie im genannten Fall mit den Nachrichten. Anderes Beispiel gefällig?

Ich möchte ein Glas Wasser trinken. Ich gehe zum Küchenschrank, um mir ein Glas herauszunehmen - Gedanken: "Oh, es ist ja nur noch ein großes Glas da, sonst nur die kleineren. Und nachher kommt die große Buba vorbei, und ich möchte ihr eigentlich ein großes Glas hinstellen, und das kann ich nicht, wenn ich jetzt das letzte saubere große Glas nehme. Sollte ich also ein kleines Glas nehmen? Aber ich mag die großen Gläser lieber, die kleinen sind so schnell leer, und dann muss ich öfters aufstehen, um nachzufüllen, außerdem haben die großen Gläser die Form eines Achtecks, das mag ich lieber als die runden. Und irgendwie schmeckt es auch besser, wenn ich aus einem großen Glas trinke. Hm. Aber kann ich ja jetzt nicht."

Und so stehe ich vor dem Küchenschrank und grübele. Grübele mehr. Vergesse vollkommen, womit ich mich zuvor beschäftigt hatte. Oder ob ich eine Tasse nehmen soll? Andächtig schaue ich in den Küchenschrank - und letztlich läuft es darauf hinaus, dass ich gar nichts trinke.

Schnelle Entscheidungen? Nicht mit diesem Hochbegabten! Das ist ein harmloses Beispiel, aber es gibt unzählige solcher Situationen, zumindest in meinem Leben, und ich kann mich nicht an alle gewöhnen. Dieser Denkstress behindert mich in meinen alltäglichen Aktivitäten. Und deswegen betrachte ich Hochbegabung nicht als eine "Gnade", wie manche Lehrer meinen mögen.

Dienstag, 14. August 2018

"Warum bin ich eigentlich hier?"

Bei manchen Veranstaltungen fühle ich mich wie ein Alien...

Im Rahmen des Alleshinterfragens habe mich schon öfters gefragt, warum ich überhaupt in einer bestimmten Situation bin. "Ja, der Freund eines Freundes macht 'ne Party, kommst du?" - und im Studium hatte ich eine Phase, in der ich regelmäßig "ja" gesagt habe. Hingegangen, rumgesessen. Inmitten von Menschen, die ich nicht kannte, und die ich nicht ansprechen wollte. Ich rede nicht so viel mit fremden Menschen. Und irgendwie hat es sich angefühlt, als würde ich einfach nur eine bestimmte Zeit absitzen, bis ich endlich wieder los kann, wieder nach Hause, machen, was ich möchte.

Sowas kommt öfters vor - und führt dazu, dass ich mittlerweile nicht mehr so oft zusage, wenn jemand fragt: "Kommst du auch?" Jüngstes Beispiel: Die Taufe der Tochter der Sannitanic. Ich hätte aus Höflichkeit hingehen können, und dann hätte ich dagesessen und überlegt "Warum bin ich eigentlich hier?" - und würde vermutlich bei der Antwort ankommen, um ihr eine Freude zu machen, aber sie ist doch nicht auf mich angewiesen, oder?

Ich dagegen würde dort gesessen haben, unsicher zwischen vielen unbekannten Menschen, nicht wissend, was ich tun soll, auf die Uhr schauen, überlegen, wann ich wieder gehen kann. Klingt wohl etwas unhöflich, menschenfeindlich, oder wie auch immer. Aber ich überlege mir tatschlich, womit ich meine Lebenszeit verbringe.

Sonntag, 12. August 2018

Cluedo - Fauler Zauber

Mord auf Gut Trontstein!

vorweg: Die folgende Geschichte habe ich vor siebzehn Jahren geschrieben, als Drehbuch für einen Film, der eventuell angestanden hätte; ich hatte auch zuvor schon zwei Drehbücher geschrieben, die wir zuhause verfilmt haben - das war ein ganz lustiges, wenn auch anstrengendes Projekt. Das hier wurde zu einem meiner albernsten Drehbücher:

Cluedo - Fauler Zauber (2001)

Szene 1: der Butler mit Zylinder, Herr Hansen
Kommt aus dem Haus, im Vorbau verneigen
Butler: Ich heiße sie ganz herzlich willkommen zu einem Spiel auf Gut Trontstein. Ein Spiel? Das hat sich Graf Maibusch zunächst auch gedacht. Er hatte ja auch nicht ahnen können, was für hinterlistige Gegner seine Gäste darstellen würden. Und als dann der große Trick verloren schien, ging es bergab mit dem Grafen. Die wahre Katastrophe sollte aber auf sich warten lassen, denn einer der Mitspieler hatte noch ein As im Ärmel... zieht Messer aus Zylinder, legt es beiläufig auf die Balustrade, wo eindeutig Herr Hansens Hand sich das Messer greift. Butler schaut abfällig auf die leere Stelle Es ist ihre Aufgabe, diesen Falschspieler zu entlarven. Aber dazu sollten sie genau wissen, was in den letzten Tagen passiert ist...
4Tagevorherblackboxmitfreilassungseffekt, „nahtlos“ in Szene 2

Szene 2: Herr Flip, Herr Fröhlich, Graf Maibusch

Wohnzimmer, Gespräch auf Sesseln

Einblenden mit Blackboxeffekt
Fröhlich: Und sie wollen tatsächlich an die Börse gehen?
Flip: Ja, das habe ich ihnen doch schon oft genug gesagt.
Fröhlich: Aber vielleicht sollten sie das noch einmal überdenken. Die Börse ist ein unsicheres Geschäft. Sie können viel gewinnen, aber auch alles verlieren. Und sie sind ja nicht gerade der große Börsenexperte.
Flip: Wollen sie mir etwa Ratschläge geben?
Fröhlich: Keineswegs. Ich denke nur, daß sie sich Hilfe von Börsenmaklern holen sollten. Und wenn ihnen das zu teuer ist, fragen sie doch Graf Maibusch. Er hat Erfahrung an der Börse, er wird ihnen sicher helfen.
Flip: Aber er ist raffgierig. Er wird mich letzten Endes ärmer machen als die richtigen Experten.
Fröhlich: Sie müssen sich schon für eines entscheiden. Oder sie steigen aus dem Geschäft aus. Noch ist die Gelegenheit dazu da.
Flip: Nein, ich bin mir sicher. Ich werde doch zum Grafen gehen.
Fröhlich: Und falls sie dabei nicht überzeugt werden... schreibt Nummer auf einen Zettel Hier ist die Nummer von einem sehr zuverlässigen Mann, der ihnen helfen kann.
Flip: Hüten sie ihre Zunge! So ein Satz kann leicht als Beleidigung aufgefaßt werden!
Fröhlich scheinheilig: Ich weiß gar nicht, was sie meinen. Sie sollten jetzt besser gehen. Frisch gewagt ist halb gewonnen! Fröhlich verabschiedet sich, geht, Flip reißt Zettel in Fetzen, in den Mülleimer, zum Schrank, schenkt sich einen „Whisky“ ein, nimmt Financial Times und blättert, Graf kommt herein
Graf: Ach, guten Morgen Herr Flip!
Flip: Ebenso, Herr Graf! Ebenso!
Graf: Warum denn so förmlich? Nenn mich Henry, das steht dir sonst nicht. Wirft einen Blick auf die Zeitung Seit wann liest du denn die „Financial“?
Flip: Tja, das wird schon seinen Grund haben.
Graf: Und den darf ich nicht erfahren?
Flip: Eigentlich mußt du das sogar, um ehrlich zu sein. Ich brauche dich als Berater.
Graf: Das sind ja ganz neue Wege, die du einschlägst! Ich hatte immer gedacht, du hältst mich für einen hinterhältigen Aasgeier, was Geschäfte betrifft.
Flip: Wie kommst du denn darauf?
Graf: Ich habe dein Gespräch mit Frau Sauerlich belauscht. Schon nett, wie die Leute hinterm Rücken über einen reden...
Flip peinlich berührt: Ja... äh... das war aber alles nicht so gemeint!
Graf: Natürlich nicht. (Sarkastisch)
Flip: Es ging mir nur darum... ich war einfach wütend wegen der gewaltigen Provision, die du in dem Kandarsky-Fall haben wolltest.
Graf: Aber das hat ja nicht dich betroffen, sondern Herrn Fröhlich.
Flip: Es war trotzdem eine Ungerechtigkeit. 60%, wo sollte denn das noch hinführen?
Graf: Reden wir nicht mehr davon. Du wolltest meine Hilfe, wie ich sehe, zum Thema Aktien. Eine interessante Gegend, in die du dich da begibst. Eines des riskantesten Geschäfte heutzutage, möchte man sagen. Um so verständlicher, daß du zu mir kommst, um dich beraten zu lassen. Natürlich nicht ganz umsonst!
Flip: Glaub bloß nicht, daß ich auf dich angewiesen wäre. Bei mir kommst du mit deinen 60% nicht durch. Ich möchte einfach nur ein paar kleine Tips.
Graf: Ich denke, das wird sich einrichten lassen. Weißt du, wie man mit Aktien umzugehen hat?
Flip: Genau das ist das Problem. Ich würde dich gerne als Verwalter fungieren lassen und selber die Aktion ein wenig lenken. Ich biete 10% von dem Gewinn, den ich (betont) mache.
Graf: Aber wenn ich an der Börse spekulieren soll, brauche ich ein gewisses Grundvermögen. Die Kosten steigen proportional zu der Anzahl Aktien, mit den ich handeln soll. Da es nur du bist, kann ich – wobei ich von überdurchschnittlichem Gewinn aufgrund meiner Erfahrung ausgehe – mit 20% des Gewinns zufrieden sein.
Flip: Also gut. So soll es denn sein. Ich überlasse den Anfang dir, du hast freie Hand.
Graf: Na dann: Auf gute Zusammenarbeit!
Flip: Auf gute Zusammenarbeit! Schütteln die Hände, Zoom auf Händeschütteln, Schwenk hinter Flips Rücken, wo der die Finger gekreuzt hat, Musikeffekt, ausblenden

Szene 3: Fräulein Maria, Frau Schmidt, der Butler, Frau Sauerlich, Herr Hansen

Straße, Schmidt und Maria spazieren aufwärts zum Haus

Kamera geht mir, einblenden mit Himmeleffekt?
Schmidt: Ach, es ist heute wieder ein schönes Wetter!
Maria: Sie haben ja so Recht. Da kommen Frühlingsgefühle auf...
Schmidt: Das hört sich ja sehr verdächtig an. Wer ist denn der Glückliche?
Maria schwärmt: Wenn sie es nicht weitersagen: Herr Flip hat mein Herz gewonnen. Was soll ich nur tun? Da ist man wie von Sinnen.
Schmidt: Das kann ich verstehen. Am besten, ich mache ihnen gleich erst mal einen Tee. Gegen das Liebesleiden kann niemand etwas machen.
Maria: Vielleicht können sie sich ja mal bei Herrn Flip umhören, was er so von mir hält?
Schmidt: Ich werde mein Bestes versuchen. Ach, die junge Liebe ist schon etwas Schönes! Ich wünsche ihnen viel Glück!
Maria: Das ist nett von ihnen! In diesem Moment sind sie an der Kamera vorbei, der Butler kommt wie aus heiterem Himmel hinzu, Maria und Schmidt sind eingefroren, während Butler den Zuschauer anspricht, Butler geht beim Reden schwungvoll zum Haus, hinein, ins Kinderzimmer, wo eingefroren Frau Sauerlich und Herr Hansen stehen
Butler: Sie sehen: Es ist doch alles in Butter. Gute Geschäfte und eine junge Liebe, was will man da mehr? Aber man sieht es ihnen an – sie wollen hinterhältige Intrigen und böse Machenschaften, wie es sonst der Fall auf Gut Trontstein ist. Jetzt ins K-Zimmer Aha, ich sehe, hier könnte es noch eine interessante Unterhaltung geben. Was haben wohl Herr Hansen und Frau Sauerlich Wichtiges zu besprechen? Wir sollten am besten abwarten, was weiterhin geschieht. Verschwindet unauffällig, Darsteller tauen auf, Sauer sucht wie eine Wilde, Hansen steht dumm herum
Sauer: Herr Hansen, ich kann so nicht mit ihnen arbeiten. Sie dürfen nicht ständig die Akten verschlampen!
Hansen: Regen sie sich doch nicht so auf, das kann ja mal passieren.
Sauer: Aber nicht mit MEINEN Akten. Ich hätte es besser wissen sollen und ihnen nicht meine Rechnungen anvertrauen sollen. Wahrscheinlich haben sie sie dem Hund zu fressen gegeben!
Hansen: Also nun reicht es bald! Wenn sie nicht in der Lage sind, ihre Materialien ordentlich abzuheften, sehe ich mich nicht in der Lage, ihre Materialien ordentlich zu lagern.
Sauer: Sie tun also, als ginge sie das gar nichts an? Aber nur zu ihrer Information: Ihre Gehaltsschecks sind auch flöten gegangen. Es ist also nur in ihrem Interesse, sie schnell wiederzufinden. Der Graf macht mich zur Schnecke, wenn er merkt, daß die Grundstückspläne weg sind. Und all die Klienten von Herrn Fröhlich. Das hat man nun davon, wenn man Sekretärin ist und sich auf einen Gärtner verläßt!
Hansen nimmt vom Schreibtisch einen Aktenordner und gibt ihn Sauer: Ich denke nicht, daß dieser Ordner, der für alle sichtbar auf dem Schreibtisch lag, zufällig ihr Ordner ist? Aber natürlich, es muß ihr Ordner sein, schauen sie doch nur! Dreht den Ordner um, alle Unterlagen fallen heraus Ups, ich glaube, JEMAND hätte die Akten abheften sollen!
Sauer: Okay, sie Irrer. Sie wollten es so! Nimmt den Pokal aus dem Regal, zieht ihn Herrn Hansen übers Haupt, drastisch Stop

Szene 4: Herr Hansen, der Graf
Wohnzimmer, Hansen liegt mir Verband auf der Couch, hält sich den Kopf, Graf sitzt im Sessel mit Telefon, mitten beim Telefonieren einblenden
Graf: Und ich hoffe, sie haben nicht die Baumgarten-Anteile vergessen?... Wunderbar, das ist eine lohnende Investition!... Das können sie laut sagen. Wann ist mit einem Gewinn zu rechnen?... Doch, das läßt sich einrichten... Das sieht sehr gut aus!... Ja, das Medium-Aktienpaket der Zebulon-Aktien.... Der Name ist Maibusch... setzen sie dahinter in Klammern Flip. Danke... Auf Wiederhören! Legt auf Herr Hansen! Haben sie sich wieder erholt?
Hansen: Mehr oder weniger. Ich weiß gar nicht mehr, was passiert ist.
Graf: Machen sie sich keine Mühe. Frau Sauerlich war so freundlich und hat mir alles erzählt. Das war aber auch ein böser Sturz!
Hansen: Sturz?
Graf: Gegen den Schreibtisch! Sie scheinen sich aber auch an gar nichts erinnern zu können. Zum Glück hat Frau Sauerlich sie gleich verarztet.
Hansen: Frau Sauerlich?
Graf: Weiß der Himmel, leiden sie an Gedächtnisschwund? Soll ich vielleicht einen Notarzt rufen? Oder einen Krankenwagen?
Hansen: Das ist nicht nötig... kippt in Ohnmacht
Graf: Herr Hansen! Schüttelt ihn Nun wachen sie doch schon auf! Mein Gott, es ist nicht zu fassen. Nimmt das Telefon, ruft Notarzt Ist dort der Notruf?... Ja, schicken sie bitte schnell einen Krankenwagen nach Gut Trontstein... Ohnmachtsanfall, oder irgendsowas... Ja, der lebt noch... Vielen Dank! Bei „Vielen Dank“ ausblenden

Szene 5: Fräulein Maria, Frau Sauerlich, Herr Flip, Herr Fröhlich

Küche, Sitzgruppe, abends!

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Sauer: Herr Hansen im Krankenhaus! Ich darf gar nicht daran denken, daß das alles nur meine Schuld war.
Maria: Was reden sie denn da? Ihre Schuld?
Sauer: Ich habe Herrn Hansen mit dem Pokal eins übergebraten.
Flip: Wie bitte? Wie konnten sie nur so etwas tun?
Sauer: Es war halt ein Reflex. Er hat mich immerzu provoziert.
Maria: Wie konnten sie sich nur so hinreißen lassen. Was hast er denn überhaupt getan?
Flip: Maria, ich denke, das ist doch egal. Außerdem wahrscheinlich unangenehm für Frau Sauerlich. Stimmt’s?
Sauer: Sie haben Recht, sehr unangenehm.
Flip: Siehst du, und daher kommen wir zu etwas Schönerem. Habt ihr schon einmal mit Aktien gehandelt?
Sauer: Eine Freundin von mir hat mal ihr Glück an der Börse versucht. Die Arme! Bankrott ist sie gewesen!
Maria: Also, für mich ist die Börse nichts als eine unübersichtliche Zahlenkolonne.
Flip: Genau. Nichts als unübersichtlich. Daher solltet ihr euer Geld, eure Investitionen einem Experten anvertrauen. Graf Maibusch hat ein erstaunliches Geschäft vorgeschlagen. Er wird für einen erstaunlich geringen Anteil meines Gewinns mein Kapital möglichst lohnend investieren.
Sauer: Und was ist der Vorteil für uns?
Flip: Wenn ihr mir euer Geld, das ihr anlegen wollt, mitgebt, kann ich es als meine Einlagen ausgeben. Dann würdet ihr sozusagen von einem der besten Börsenmakler völlig umsonst betreut! Skrupel sind da natürlich fehl am Platze, denn das Geschäft ist nicht ganz fair gegenüber dem Grafen...
Maria: ...aber was kümmern uns Skrupel? Sieht sehr vielversprechend aus, dein Plan.
Sauer: Aber was ist, wenn wir erwischt werden?
Flip: Es gibt eigentlich kein Risiko. Der Graf hat ausdrücklich gesagt, er will 20% MEINES Gewinns. Von euren Geldern war da gar nicht die Rede.
Sauer: Gut, ich bin überzeugt. Aber, wenn sie da mit so viel Geld auf einmal ankommen, wird der Graf dann nicht mißtrauisch werden?
Flip: Dazu wird er gar keine Zeit haben. Hier ist nämlich unser Mittelsmann! ruft Herr Fröhlich! Fröhlich kommt vom Wohnzimmer rein
Fröhlich: Das Ganze wird wie folgt ablaufen. Sehen sie, ich habe es hier notiert. Legt Plan auf den Tisch, zeigt darauf Herr Flip gibt mir das gesamte Geld mit. Der Graf erledigt diese Art von Geschäften immer vor Ort an der Frankfurter Börse. Daher werde ich ihn morgen in aller Frühe zum Bahnhof bringen und im dort das Geld übergeben. Er wird keine Zeit haben, sich über die unerwartete Menge zu wundern. Dann fährt er nach Frankfurt. Dort wird ihm schließlich die Riesensumme auffallen. Er wird sich dann aber darüber keine Gedanken mehr machen, sondern wird das Geld investieren. Der Rest ergibt sich wie von selbst. Steckt selbstzufrieden den Plan wieder ein
Maria begeistert: Oh, das wird bestimmt toll!!! Ich kann es gar nicht abwarten.
Sauer: Eigentlich betrüge ich ja meinen Freund...
Maria: ...und das für ein paar läppische 100 Riesen...
Sauer: ...aber es ist ja nur zu unserem Besten! Schüttelt Flip, dann Fröhlich die Hand, Musikeffekt, ausblenden

Einschub Bahnhof mit „früh am nächsten Morgen“


Szene 6: Herr Fröhlich, der Graf, Frau Schmidt
Am Bahnhof, kurz bevor der InterCity kommt (Text vorher einstudiert!)
Die drei gehen vom Unterstand weg, Fröhlich mit Aktentasche, einblenden
Graf: Also, ich werde morgen gegen 17 Uhr wieder zurück sein.
Fröhlich: So schnell geht das?
Schmidt: Da hätte ich ja vielleicht auch mitmachen sollen!
Graf: Gegen 20% Provision immer doch. Aber ich fürchte, das hätten sie sich früher überlegen sollen.
Schmidt: Naja, das nächste Mal ergreife ich die Gelegenheit sofort.
Fröhlich: Das sie mir an der Börse nur keine krummen Geschäfte drehen! Das würde mir meinen Ruf ruinieren.
Schmidt: Welchen Ruf? Zug fährt ein
Graf: Nun mal keine Streitereien. Da kommt schon der Zug! Warten, bis der Zug steht, dann schnell
Fröhlich: Gute Reise!
Schmidt: Auch von mir!
Graf: Wird schon schiefgehen! Winkt, steigt ein, Kamera dreht zu Schmidt und Fröhlich, Graf steigt inzwischen wieder aus
Schmidt: Meinen sie, er hat uns die Nummer abgekauft?
Fröhlich: Frau Schmidt, er wird es erst merken, wenn es schon zu spät ist. Es war die richtige Entscheidung von ihnen, auch noch bei diesem Spiel mitzuspielen.
Schmidt: Wenn der Graf mal nur kein schlechter Verlierer ist...
Fröhlich: So viel Nerv muß er haben, um zuzugeben, daß wir diese Partie gewonnen haben.
Schmidt: Hoffen wir, daß wir gewinnen.
Fröhlich: Nun mal nur nicht so schwarzseherisch. So, ich denke, wir sollten noch einmal Herrn Hansen im Krankenhaus besuchen und dann nach Hause fahren. Was meinen sie? Reden noch kurz über belanglose Dinge, sobald Zug abfährt gehen sie zum Parkplatz, dabei ausblenden

Szene 7: der Butler, Fräulein Maria
Schlafzimmer, Butler staubt ab, Maria geht nervös auf und ab
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Maria: Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl.
Butler: Woran kann das denn liegen?
Maria: Ich frage mich nur immer wieder, wie ich meinen Onkel auf diese schändliche Art betrügen konnte.
Butler: WAS sagten sie da gerade?
Maria: Ach, ist unwichtig. Maria setzt sich auf einen Stuhl
Butler: Wenn ihnen etwas auf der Seele liegt, dann sollten sie das sagen. Vielleicht kann ich ihnen weiterhelfen?
Maria: Aber... ich kann nicht.
Butler legt den Staubwedel weg, setzt sich zu Maria: Sie können sich mir ruhig anvertrauen. Ich werde nichts verraten. Aber sie sollten ihre Last nicht weiter mit sich herumschleppen. Also, was ist los?
Maria: Sie wissen also noch gar nichts davon? Gut, lassen sie es mich kurz darstellen. Herr Flip, mein Verlobter, ist plötzlich ein Aktiennarr geworden. Ich weiß ja nicht, wieso, aber er liest in letzter Zeit dauernd die „Financial Times“ und analysiert Aktienkurse. Oder besser: Er versucht es. Denn er hat doch überhaupt keine Ahnung davon. Daher hat Graf Maibusch ihm ein lukratives Angebot gemacht: Er wird das Geld von Herrn Flip möglichst gewinnbringend in Aktien anlegen, wenn Herr Flip ihm dafür 20% seines Gewinns bezahlt. Nun haben wir alle unser Geld dazu gelegt, in der Hoffnung auf den großen Reibach. Das ist daher ungerecht, weil Graf Maibusch für diese Mehranlage größere Ausgaben hat, aber als Rückerstattung dieser Ausgaben nur die 20% von Herrn Flip bekommt. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Ganze wird meinen Onkel eine schöne Stange Geld kosten, weil die Mehrausgaben durch unser zusätzliches Kapital bei weitem den Gewinn übersteigen, den mein Onkel einstreicht.
Butler: Und sie befürchten, daß er Rache üben wird?
Maria: Genau das ist es.
Butler: Ich schlage ihnen vor, daß sie jetzt sofort ihren Onkel anrufen und ihm die Geschichte beichten. Ich sehe darin die einzige Möglichkeit, ein friedliches Ende des Ganzen herbeizuführen.
Maria: Vielleicht haben sie Recht. Aber sagen sie niemandem, daß ich die Sache habe auffliegen lassen, sonst sehe ich schwarz für meine Zukunft!
Butler: Ich werde nichts verraten. Machen sie sich keine Sorgen. Aber jetzt rufen sie an!
Maria: Okay. Geht, ausblenden

Szene 8: Fräulein Maria, der Graf
Maria am Wohnzimmertelefon, Graf am Handy in der Stadt
Einblenden, während Maria wählt, Graf „nimmt ab“
Graf: Ja?
Maria: Onkelchen, es ist etwas Wichtiges.
Graf: Maria? Was gibt es denn so schreckliches? Ist etwas passiert? Oder gibt es einen Glücksfall? Haben wir im Lotto gewonnen? Ist Herr Fröhlich verhaftet worden? ()
Maria: Du bist ja wieder sehr witzig. Nein, es ist etwas ernstes. Hast du schon mal in deinen Aktenkoffer gesehen?
Graf: Schon interessant, wie viel Geld dein Verlobter hat. Dann braucht er ja gar nichts von mir zu erben.
Maria: Ja... also um ehrlich zu sein... das ist gar nicht alles sein Geld. Das war ein abgekartetes Spiel von uns. Wir haben eigene Investitionen dazugegeben, in der Hoffnung auf ein gutes Geschäft.
Graf: Wie bitte!!???
Maria: Es tut mir ja auch alles leid, deswegen gebe ich es zu.
Graf: Wer steckt da mit drin?
Maria: Eigentlich alle. Aber es war auch zu verlockend. Kannst du uns irgendwie verzeihen?
Graf: Ich will es versuchen. Unter einer Bedingung!
Maria: Jaja, was du willst. Hauptsache du verzeihst uns.
Graf: Wir machen das Geschäft ganz normal weiter, mit einer Provision von 30%... pro Person!
Maria: Puh... atmet erleichtert auf Danke, daß du nicht mehr sauer bist! Bis heute abend! Legt auf
Graf zu sich selbst: Nicht mehr sauer? Die werden ihr blaues Wunder erleben!!! Steht auf (von der Bank), dreht sich weg, ausblenden

Szene 9: der Butler, Herr Fröhlich, Frau Sauerlich
Wintergarten, Butler schenkt Gläser mit irgendwas ein
Sauer und Fröhlich auf Bank, Butler auf Stuhl
Einblenden
Butler: Ist ganz schön was los in den letzten Tagen... Ich hoffe, daß das erst mal alles war.
Sauer: Und sie wissen wirklich nicht, wann Herr Hansen aus dem Krankenhaus zurückkommt?
Butler: Die Ärzte haben gesagt, frühestens morgen gegen Nachmittag. Er hat eine mittlere Gehirnerschütterung erlitten und hat scheinbar sein Gedächtnis verloren.
Sauer leicht freudig: Wie bitte? Das ist ja wun... also ich meine, das darf doch nicht wahr sein! Daß ein Sturz so schlimme Folgen haben kann.
Fröhlich: Es ist geschehen und man kann es nicht rückgängig machen. Machen sie sich bitte keine Sorgen. Momentan muß man sowieso abwarten, was noch alles geschieht. Trinkt einen Schluck, Sauer schaut verächtlich zu
Sauer: Wie können sie nur so gelassen bleiben. Unerhört!
Fröhlich: Frau Sauerlich! Nun denken sie doch mal ein bißchen mit. Herr Hansen ist im Krankenhaus. Was können wir machen? Nichts. Der Graf ist in Frankfurt. Auch hier müssen wir abwarten, was aus dem Geschäft wird. Butler wird hellhörig
Butler: Soso, aus ihrem Geschäft... Welches Geschäft meinen sie denn?
Sauer: Ach, gar nichts. Er hat sich nur versprochen. Er meinte natürlich Herrn Flips Geschäft.
Butler: Aber das kann ja gar nicht sein. Herr Flip und der Graf haben niemandem davon erzählt. Woher können sie das also wissen? Ist schließlich eine private Angelegenheit. Oder hat da jemand nicht dicht gehalten, Herr Fröhlich???
Fröhlich: Ich weiß gar nicht, wovon sie reden. Ich gehe jetzt besser. So unverschämte Unterstellungen muß ich mir nicht anhören! Hinaus
Sauer: Aber er hat wirklich nichts verraten. Es war meine Schuld. Ich stecke in diesem Geschäft mit drin.
Butler: Sagen sie nichts. Ich kenne die Geschichte bereits.
Sauer: Was!? Von wem?
Butler: Von einer Person meines Vertrauens, die nicht genannt werden möchte.
Sauer: Das ist ihr Glück, sonst würden hier die Köpfe rollen!
Butler: Frau Sauerlich. Lassen sie mich ihnen einen Tip geben: Ziehen sie sich aus dem Geschäft zurück, solange sie können. Der Graf ist eine ziemlich rachsüchtige Person.
Sauer: seufzt Sie machen es mir wirklich nicht leicht. Aber ich sehe, daß mein Vertrauen bei ihnen in besten Händen liegt.
Butler: Möchten sie denn auch etwas beichten?
Sauer: Also diese Sache mit Herrn Hansen... Das war eigentlich nicht ganz so, wie ich es berichtet habe. In Wahrheit... Fröhlich stürmt in diesem Moment rein, mit Messer, hält es dem Butler an den Hals
Fröhlich: James! Dies ist meine letzte Warnung. Sie sind hier nur der Butler. Schnüffeln sie nicht herum. Stecken sie ihre Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten. Und schon gar nicht in meine, sonst werden sie die Konsequenzen tragen. Kommen sie, Frau Sauerlich! Nimmt Frau Sauerlich am Arm, zieht sie raus, Butler geschockt im Haus, Musikeffekt mit Schlußpunkt, black und ausblenden

Szene 10: Frau Sauerlich, Herr Flip, Frau Schmidt
Bad unten, nicht einblenden, einfach da sein
Flip: Kann etwas so wichtig sein, daß sie mich deshalb hier unten ganz geheim im Badezimmer sprechen wollen?
Sauer: Und ob es das kann. Der Butler weiß alles.
Flip: Wovon sprechen sie?
Sauer: James weiß von unserer kleinen Scharade. Jemand hat ihm die Börsengeschichte erzählt.
Flip: Wie bitte!? Wer sollte so etwas getan haben?
Sauer: Genau das sollten wir überlegen. Herr Fröhlich war es wohl kaum. Der hat James ja schon mit dem Schlimmsten gedroht, falls er weiter schnüffelt. Fräulein Maria?
Flip: Das würde sie nicht tun. Zwar ist sie eine ungeheuer taktlose Frau, aber wir sind verlobt, und so etwas würde sie mir nie antun! Außerdem ist sie ausgesprochen unsentimental und würde sich nie dazu hinreißen lassen.
Sauer: Dann ist da noch Herr Hansen. Aber den können wir ausschließen. Der liegt gemütlich im Krankenhaus und weiß gar nicht, was hier vor sich geht. Ansonsten wäre er aber der ideale Kandidat. Er ist immer zu ehrlich, wenn dabei für ihn nichts rausspringt.
Flip: Womit Frau Schmidt übrigbliebe. Aber sie hat selber mitgemacht! Sie würde sich wohl kaum ihr eigenes Grab schaufeln.
Sauer: Ich glaube, ihr Gedächtnis läßt sie im Stich. Frau Schmidt hat nicht mitgemacht. Sie hat nur den Grafen zum Bahnhof gebracht.
Flip: Vielleicht hat Herr Fröhlich ihr dabei von dem Schwindel erzählt...
Sauer: Aber... denken sie wirklich...
Flip: Ich denke es nicht nur, ich spreche es sogar aus! Frau Schmidt hat uns verraten! Na, die kann was erleben! Vor der Tür steht Frau Schmidt, Schrecken, sieht Pistole auf Kommode und steckt sie ein, geht dann schnell raus, ausblenden

Szene 11: Graf Maibusch, der Butler, alle bis auf Herrn Hansen
Wohnzimmer, abends!
Einblenden, wildes Gemurmel und anderes Gespräch
Graf noch zum Butler gewandt: Okay, James. Sie kennen mich ja. Dann zu den anderen Kann ich mal bitte um Ruhe bitten!!! Es wird leise Ist das eine nette Begrüßung (ironisch)! Ich möchte euch von einem kleinen Spiel erzählen. Es waren einmal zwei Menschen, die spielten eine Partie Poker. Einer machte seinen Einsatz, der andere einen viel höheren. Erstaunlich hoch, möchte man sagen, weil es nicht ausschließlich sein Einsatz war. Er verwettete leichtsinnigerweise den Einsatz seiner besten Freunde und Mitbewohner. Doch einer dieser Freunde, einer dieser unsichtbaren Mitspieler, bekam ein schlechtes Gewissen und befürchtete, daß es in dieser Partie einen schlechten Verlierer geben würde. Deshalb gab er seine Schuld zu und forderte seinen Einsatz zurück. Der andere Spieler verzieh ihm, nicht aber den anderen Heuchlern. Er zeigte sich als sehr schlechter Verlierer. Wendet sich an Flip Ausgerechnet du, mein eigener Erbe, wolltest mich so schändlich hinters Licht führen. Und ihr alle, die ihr mit drinsteckt!
Flip: Unverschämte Lüge! Wie kommen sie überhaupt darauf?
Graf: Sagte ich nicht, daß jemand gebeichtet hat? Vielen Dank nochmals, Maria! Ich habe dir deinen Anteil zurückgegeben. Euer Geld hingegen habe ich in Ruin-Aktien investiert. Ihr sollt sehen, wie schnell es verschwunden ist! Grinst selbstzufrieden
Flip: Maria! Ausgerechnet du?
Maria: Ich konnte nicht mit ansehen, wie mein eigener Onkel hintergangen wurde!
Sauer: Aber jetzt sind sie fein raus und wir am Rande des Ruins.
Fröhlich: Also hatte James Recht! Sie haben nachgegeben. War das Absicht? Wollten sie uns wirklich alle ruinieren?
Maria: Nein, ich konnte doch nicht wissen, was mein Onkel machen würde. Zum Grafen Du sagtest, du würdest uns verzeihen und das Geschäfte weiterlaufen lassen!
Graf: Tja, ich konnte ja nicht vorhersehen, daß diese Aktien so ein Verlustgeschäft darstellen würden...
Flip zu Schmidt: Und wir hatten sie verdächtigt. Es tut uns Leid!
Sauer: Ja, wirklich!
Schmidt: Das ist schon in Ordnung.
Flip zu Maria: Aber du hast mich enttäuscht! Du hast dich also vor der Rache deines Onkels gefürchtet. Was ist mit meiner Rache? Nimmt Kerzenständer, geht auf sie los, Butler geht dazwischen
Butler: Was tun sie denn da! Sie können sie doch nicht für ihre eigene Hinterhältigkeit verantwortlich machen! Finden sie sich damit ab, daß sie verloren haben! Maria bricht in Tränen aus, Sauer tröstet sie
Sauer Es wird schon alles wieder gut werden.
Graf: Nun seht ihr ja, wer zuletzt lacht! Szene weiterspielen, ausblenden

Szene 12: der Butler
Im Kinderzimmer, stockduster, Butler mit Kerze in der Hand, die er zu Beginn der Szene mit Streichholz anzündet
Butler: Die Abgründe des menschlichen Wesens. Wir werden sie wohl nie erforschen. Kann die Lage im Hause eigentlich noch schlimmer werden? Was denken sie? Dreht sich um, pustet die Kerze aus Aus Erfahrung sollten sie darauf vorbereitet sein, daß alles noch schlimmer werden kann... weg

Einschub Villa mit „ein neuer Tag beginnt“

Szene 13: Frau Schmidt, Fräulein Maria, Herr Flip
Küche, Maria liegt auf dem Rücken tot in der Speisekammer, die Kuckucksuhr steht still, Kamera vor Wohnzimmertür, Schmidt kommt vom Flur rein
Schmidt: Steht die Uhr schon wieder still... Geht zur Uhr, tippt das Pendel an und dreht sich dabei nach links (HUCH!), kriegt also einen Schreck, Großaufnahme der toten Maria, Schmidt fällt in Ohnmacht, während Flip kommt wird ausgeblendet

Szene 14: der Graf, der Butler, alle bis auf Fräulein Maria
Krisenrat im Wohnzimmer, alle sitzen irgendwie rum
Betroffenheit, einblenden
Butler: Ich denke, ich kann nur noch einmal meine tiefste Trauer über das aussprechen, was hier geschehen ist.
Graf: Meine arme Nichte! Tot!!! Wer um alles in der Welt hätte denn so etwas tun können?
Schmidt: Ich kann es nicht glauben.
Fröhlich: Aber irgendwie mußte es ja so kommen, oder?
Flip: Sie miese kleine...
Sauer: Na na, wir wollen mal nicht ausfallend werden!
Flip: Aber sie war doch meine Verlobte!
Graf: Dennoch ist sie tot. Wir können nur noch trauern und müssen versuchen, darüber hinwegzukommen.
Schmidt: Das arme Fräulein Maria!
Butler: Ich denke, es ist am Besten, wenn wir jetzt eine Schweigeminute einlegen. Alle schweigen und senken die Häupter, plötzlich kommt Hansen mit Reisetasche hereingeplatzt
Hansen: Da bin ich wieder! Habt ihr mich vermißt? ... Was ist denn hier für eine Stimmung?
Fröhlich: Natürlich, sie können das ja gar nicht wissen. Fräulein Maria ist tot.
Schmidt: Ich habe sie heute morgen ermordet in der Speisekammer gefunden.
Flip: ... und haben daraufhin einen Schock erlitten.
Fröhlich: Das Motiv scheint klar zu sein.
Sauer: Selbstverständlich. Fräulein Maria hat unser kleines falsches Spiel ausgeplaudert, der Graf hat sich gerächt, und nun hat sich jemand dafür an Fräulein Maria gerächt.
Butler: Urteilen sie nicht immer so vorschnell. Es kann durchaus andere Motive geben.
Hansen: Mir scheint, ich habe hier einiges verpaßt!
Graf: Das können sie aber laut sagen. Alles eine hinterhältige gemeine Bande.
Schmidt: Wie können sie so etwas nur sagen!
Graf: Das tat mir leid, Frau Schmidt. Ich weiß, das sie nichts mit der Affäre zu tun haben.
Fröhlich: Es reicht. Ich werde jetzt gehen. Das sollten sie alle auch tun, damit sie ihre Ruhe finden!
Sauer: Da haben sie Recht.
Butler: Ich dagegen werde den Mörder von Fräulein Maria finden!
Fröhlich: James! Hatte ich sie nicht gewarnt...
Butler: ...und ich habe ja noch einen Kuchen im Ofen. Auf Wiedersehen, die Herrschaften! Butler geht zur Küche, Kamera mit und dabei ausblenden

Szene 15: der Butler, Herr Flip
Schlafzimmer, Butler sortiert Sachen in die Schränke ein, einblenden, Flip kommt hinter Schrank vor
Flip: Meinen sie diese Kiste hier?
Butler: Ja, genau das müßte sie sein. Ich denke, es müßten dort einige Rechtsratgeber zu finden sein, die ihnen vielleicht aus der Krise helfen.
Flip: Ich hoffe doch. Es kann nicht sein, daß ich so plötzlich pleite sein soll!
Butler öffnet die Kiste und wühlt: Wo können sie denn nur sein? ... Grundgesetz ... Baurecht ... Vom Winde verweht ... () ... Ach, hier: Steuerrecht und Wirtschaftsratgeber! Nun wollen wir doch einmal sehen, ob diese Transaktion überhaupt gültig ist. Blättert ungeduldig
Flip: Nun sagen sie doch schon! Sehen sie etwas? Ist unser Vermögen zu retten?
Butler: Das sieht interessant aus. Jede Handlung an der Börse ist widerruflich, wenn nicht beide an der Aktion beteiligten Personen jeden Vertrag unterschrieben haben. Und sie haben ja nicht unterschrieben. Zumindest nicht die anderen.
Flip: Aber das ist ja toll! Dann können wir das Geschäft für ungültig erklären!
Butler: Ich fürchte nicht. Hier steht nämlich auch, daß eine Frist zur Kündigung des Vertrages besteht von 24 Stunden. Nach der Auskunft des Grafen sind diese aber seit... schaut auf die Uhr 27 Minuten vorbei.
Flip: Nein! Verdammt!!
Butler: Beruhigen sie sich. Es ist zu spät.
Flip gebrochen: Aber es hätte alles so schön sein können... schaut dabei apathisch ins Leere, Butler dreht sich um und verstaut die Kiste wieder
Butler: Diese Partie geht an den Grafen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das so mitnimmt. Alles ruhig, dann hört man ein Klicken, worauf der Butler sich umdreht und Flip sieht, der sich eine Pistole an den Kopf hält Meine Güte! Sind sie verrückt? Geht zu ihm hin und entreißt Flip die Pistole Warum wollen sie sich nur so schnell aufgeben?
Flip: Sie haben gut reden. Ich habe alles verloren. Mein Geld, mit dem ich mir eine schöne Zukunft hätte aufbauen können. Fräulein Maria, meine Liebe, die Frau, die mir mein Leben bedeutet hat. Würden sie nicht ähnlich reagieren?
Butler: Es scheint mir, als wollen sie nicht einsehen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können nur zusehen. Aber man muß in seinem Leben auch mal eine Seite umblättern können, um all das Neue zu sehen, das einen noch erwartet. Genau das sollten sie machen. Ich kann nicht mehr für sie tun, als ihnen diesen Ratschlag zu geben. Ich hoffe, sie erholen sich gut. Und kommen sie mir nicht noch einmal auf so eine blöde Idee wie mit der Pistole eben! Droht scherzhaft mit dem Finger, geht
Flip zu sich selbst: Aber was soll ich nun machen ohne das ganze Geld? Ausblenden

Szene 16: Herr Hansen, Herr Fröhlich, Frau Sauerlich
Kinderzimmer, Sauerlich nimmt sich ein Buch, setzt sich auf den Sessel, Fröhlich sitzt auf dem Stuhl, Hansen geht hin und her, dreht sich dann zum Fenster, schaut hinaus, ohne einblenden
Hansen: Ich fürchte, ich bringe Unglück.
Fröhlich: Also, nun seien sie endlich still. Sie waren doch nicht einmal da, um irgendwelches Unheil anzurichten.
Hansen: Frau Sauerlich, warum reden sie eigentlich nicht mehr mit mir? Ich weiß noch genau, was gestern passiert ist... oder war es vorgestern?
Sauer: Schweigen sie. (ohne ihn anzuschauen)
Fröhlich: Eine tolle Stimmung hier.
Sauer: Ich habe nichts zu sagen.
Hansen: Das merkt man. Sie lesen ja immer nur. Wie wär’s, wenn sie zur Abwechslung mal ihre Akten sortieren würden?
Sauer: Dummer Ochse!
Fröhlich: Das ist nicht auszuhalten. Frau Sauerlich, haben sie ein Problem mit Herrn Hansen? Habe ich vielleicht etwas Wichtiges verpaßt?
Hansen: Und ob! Frau Sauerlich hat mir vorgestern den... wird von Sauer unterbrochen, die ihm den Mund zuhält und ihn mit vor die Tür schleppt
Sauer: Sie kommen jetzt mal mit! Draußen Sie werden niemandem von unserem kleinen Problem erzählen, daß das klar ist!
Hansen: Sie wollen mich erpressen?
Sauer: Warum auch nicht? Fräulein Maria ist bereits beseitigt, warum nicht auch sie?
Hansen: Was? Sie haben Maria umgebracht?
Sauer: Jetzt gehen sie endlich wieder rein und erzählen nichts. Zu glauben, ich hätte jemanden umgebracht. Sie sind doch verrückt! Gehen ins Zimmer zurück, Zimmer leer, Fenster weit auf, Gruselmusik
Hansen: Was ist hier los? Wo ist Herr Fröhlich?
Sauer: Ich weiß es wirklich nicht.
Hansen: Das ist mir unheimlich. Ich gehe jetzt. Raus
Sauer: Aber... will zum Fenster rausgehen, wird von Fröhlich überrascht, der mit Rohrzange droht
Fröhlich: Soso, sie haben also Fräulein Maria erledigt? Sind sie bei Sinnen? Dafür müssen sie büßen!
Sauer: Sie haben gelauscht? Was erlauben sie sich!
Fröhlich: Sie haben zwei Möglichkeiten. Entweder sie geben zu, was sie getan haben, oder sie werden die Konsequenzen spüren! Knallt Sauer die Rohrzange in die Hand, Musikeffekt, ausblenden

Szene 17: Frau Schmidt, Herr Flip, der Butler
Abends in der Küche, einblenden mit Scheinwerferschatteneffekt, von draußen, Schmidt hebt Messer in der Hand hoch, Flip sitzt am Tisch, Schmidt sticht zu, „Flip fällt tot um“, Musikeffekt, dann Innenaufnahme, Flip sitzt zusammengebrochen am Tisch, Schmidt bearbeitet Fleisch mit dem Messer
Flip: Frau Schmidt! Wie konnten sie nur die arme Gans töten?
Schmidt: Ach nun jammern sie nicht rum. Schließlich wollen sie auch etwas zu essen haben. Und ohne Gans gibt es keinen Gänsebraten. Brüllt unvermittelt JAMES!!!
Flip zuckt zusammen vor Schreck: Sind sie wahnsinnig! Wie können sie nur so plötzlich herumschreien? James kommt rein
Butler: Frau Schmidt. Man hört sie durch das ganze Anwesen! Keine Angst, ich bin nicht taub. Wie kann ich ihnen dienen?
Schmidt: Holen sie bitte aus dem Garten eben ein paar Tomaten. So 5 oder 6.
Butler: Wie sie wünschen. Geht
Flip: Sagen sie mal, können sie all ihre Rezepte auswendig?
Schmidt: Mit der Zeit gewinnt man eine gewisse Routine in diesen Dingen. Reichen sie mir mal eben den Pfeffer?
Flip: Eh, wo ist denn der?
Schmidt: Ach, nun stellen sie sich doch nicht so an. Über dem Herd auf dem Regal. Flip sucht Pfeffer, Butler kommt mit Tomaten zurück, gibt sie Schmidt
Butler: Ich habe die besten rausgesucht.
Schmidt: Danke James! Sie können jetzt gehen.
Flip: Hier ist der Pfeffer.
Schmidt: Ach, sie sind ja doch zu was tauglich. Es ist nur zu ihrem besten, damit sie ein leckeres Essen auf den Tisch bekommen. Schauen sie jetzt einmal in der Speisekammer nach, ob sie zwei große Zwiebeln finden.
Flip: Also, ich bin doch nicht ihr Sklave!
Schmidt: Wenn sie morgen nicht verhungern wollen, dann sollten sie mir jetzt helfen. Flip geht Immer diese tumbe Jugend heutzutage. Einfach zu verwirrt, um die einfachsten Aufgaben zu erledigen. Flip mit drei kleinen Zwiebeln zurück
Flip: Da sind die Zwiebeln. Wirft sie verächtlich auf den Tisch
Schmidt schaut sie prüfend an: Sind ja nicht gerade sehr groß.
Flip: Es waren die größten.
Schmidt: Naja, das wird wohl reichen. Und nun noch das Arsen.
Flip: Wie bitte? Ich habe nicht richtig verstanden...
Schmidt: Doch, das haben sie. Das Gift her, nun mal los. Ist in der Schublade.
Flip: Aber wozu?
Schmidt: Zu ihrem Wohl. Das wird eine Mahlzeit, die der Graf so schnell nicht vergessen wird!
Flip: Ich verstehe... einen Moment. Holt das Gift aus der Schublade, gibt es Schmidt, die es auf das Essen streut, in Großaufnahme, Musikeffekt, plötzlich weg ohne ausblenden

Einschub Villa mit „ein unerwartet früher Morgen“ und mit „Pistolenschuß“, dann Frauenschrei

Szene 18: der Graf, Frau Sauerlich, Herr Hansen
Wohnzimmer, Sauerlich erschrocken auf dem Sofa, Graf mit Pistole in der Hand, ohne extra einblenden
Sauer: Himmel, willst du mich zu Tode erschrecken?
Graf: Du bist gestern auf dem Sofa eingeschlafen und da dachte ich, du könntest eine kleine Ermunterung gebrauchen. Hansen stürzt rein
Hansen: Um Himmels Willen! Ist jemand verletzt worden?
Graf: Ganz ruhig, Herr Hansen. Das war falscher Alarm.
Sauer: Er wollte mich durch diesen Schreck töten. Dabei hätte er es gerade nötig, einen Schock zu erleiden. Zum Grafen Schließlich hast du mich ruiniert.
Graf: Ach, tu doch nicht so unschuldig. Du hast mich zuerst hintergangen. Und ich hätte auch nichts bemerkt, wenn meine Nichte euch nicht verraten hätte. Das wurde ihr zum Verhängnis.
Sauer: Das können sie wohl sagen. Sie hat es verdient!
Hansen: Irgendwie ist mir unwohl.
Sauer: Sagen sie bloß, sie warten schon auf ihren nächsten Krankenhausbesuch.
Hansen: Passen sie auf, was sie sagen!
Graf: Ich glaube, das geht mich nichts an. Aber trotzdem immer weiter. Ich will alles hören!
Sauer zu Hansen: Sie wagen es nicht!
Hansen: Und ob ich es wage. Sie können es auch gerne an die Öffentlichkeit bringen. Frau Sauerlich hat gelogen. Ich bin nie mit dem Kopf gegen den Tisch geknallt. Frau Sauerlich hat versucht, mich mit dem Pokal zu ermorden!
Sauer: Lüge! Nichts als Lüge!!!
Hansen: Zumindest haben sie mir damit eins übergebraten. Das weiß ich noch genau!
Graf: Ausgerechnet du?
Sauer: Ich warne dich. Wenn du es der Polizei oder irgend jemandem erzählst, dann bist du fällig. Und zwar für immer! Musikeffekt, ausblenden

Szene 19: der Butler, Herr Fröhlich
Garten auf Gartenstühlen, Butler trinkt Tasse Tee, einblenden
Fröhlich: Es scheint, als sei wieder ein wenig Ruhe eingekehrt nach all diesen Ereignissen.
Butler: Und trotzdem bin ich der Meinung, daß irgend etwas fehlt... Ich wäre mir da nicht ganz so sicher, was den Hausfrieden betrifft. Aber sie glauben das nicht?
Fröhlich: Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Ist so seltsam.
Butler: Dann kommen wir doch zu etwas Handfestem. Wo waren sie gestern morgen, als Fräulein Maria tot aufgefunden wurde?
Fröhlich: Äh, wie bitte?
Butler: Lenken sie nicht ab. Wo waren sie?
Fröhlich: Sie denken also, ich hätte es getan? Wie tief können sie eigentlich noch sinken. Hatte ich ihnen nicht gesagt, sie sollen sie aus diesen Angelegenheiten heraushalten?
Butler: Ich kann nicht mit ansehen, wie ein Mörder frei herumläuft. Die Wahrheit ist versteckt, aber ich werde sie finden. Also, wo waren sie?
Fröhlich: Meine Güte, ich war mit Frau Sauerlich im Schlafzimmer und habe dort Bettwäsche zusammengelegt. Fragen sie Frau Sauerlich.
Butler: Ich denke, das kann ich mir sparen. Ich glaube ihnen. Aber ich rieche da noch einen ganz anderen Braten. Es ist wohl am Besten, wenn sie heute dieses Haus nicht verlassen. Ich gebe ihnen einen gut gemeinten Rat: Vertrauen sie niemandem mehr!
Fröhlich: Ist ja widerlich, diese Aufpasserei. Ich werde hingehen, wo es mir paßt und sie werden mich nicht aufhalten. Haben sie das verstanden?
Butler: Ich werde mich zu ihrem rüpelhaften Verhalten nicht mehr äußern. Einen erholsamen und ruhigen Tag wünsche ich ihnen! Geht, Fröhlich stößt wütend den Stuhl um, geht auch, ausblenden

Szene 20: Frau Schmidt, Herr Flip, der Graf
Küche, Frau Schmidt kommt herein mit Schürze und murmelt vor sich hin, einblenden
Schmidt: Lalala... dann wollen wir doch einmal sehen, was aus unserem teuflischen Essen geworden ist. Holt Tablett mit Alufolie aus dem Kühlschrank, stellt es auf den Küchentisch, entfernt die Folie, Teller leer mit Resten, Zoom auf Teller mit Musikeffekt, dann wieder Schmidt in Rage Nein, verdammt. Wo ist die Pute? Flip kommt unauffällig herein, spricht überlegen
Flip: Wenn sie es wirklich wissen wollen: Sie ist auf dem Müll. Sie Wahnsinnige! Denken, sie können den Grafen so einfach töten. Das habe ich zu verhindern gewußt!
Schmidt: Sie schleimige Mistkröte! Wie konnte ich sie nur ins Vertrauen ziehen? Sie hätten an der Gans mit verrecken können und es hätte keinen auch nur im Geringsten interessiert.
Flip: Nun denken sie, sind sie aus dem Schneider. Aber was wird wohl der Graf dazu sagen? Was wird er wohl von einer Haushälterin halten, die ihren Arbeitgeber erledigen wollte?
Schmidt: Ach, das müssen sie erst mal beweisen. Graf Maibusch wird ihnen kein Wort glauben und sie, wie jeder andere vernünftige Mensch, für einen Spinner halten! Geht zornentbrannt
Flip: Wir werden ja sehen, was er dazu sagt. Geht ins Kinderzimmer, dort sitzt Graf auf Stuhl vor Computer – Bildschirmschoner!) Henry! Vielleicht interessiert es dich, daß Frau Schmidt dich um die Ecke bringen wollte. Keine Antwort Henry! Ich rede mit dir. Keine Antwort Henry? Geht hin, dreht den Stuhl rum, Zoom auf Grafen (tot – erwürgt) mit Musikeffekt und dann Flip erschrocken Nein! Nicht noch ein Mord! Rennt weg, von draußen sieht man gerade noch Herrn Hansen um die Ecke schielen, ausblenden

Szene 21: der Butler, alle
Wohnzimmer, Sitzgruppe, einblenden, erneut Betroffenheit, Butler bricht das Schweigen
Butler: Nun gut. Zwei Morde innerhalb von zwei Tagen. Eine sehr schlechte Bilanz, der ich ein Ende bereiten möchte. So darf es nicht weitergehen. Es ist wohl offensichtlich, daß der Mörder von Fräulein Maria auch der Mörder von Graf Maibusch ist. Um es ihnen möglichst deutlich darzustellen: Einer von uns ist ein zweifacher Mörder.
Schmidt: Ich kann ihnen auch gleich sagen, wer. Oder wollen sie das lieber selbst, Herr Flip?
Flip: Also was erlauben sie sich?
Hansen: Wirklich, Frau Schmidt. Das ist doch ein bißchen sehr direkt.
Sauer: Naja, sie sind ja auch nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt.
Hansen: Das müssen sie gerade sagen.
Sauer: Halten sie ihren Mund!
Fröhlich: Wir wissen sowieso, worum es geht.
Schmidt; Genau, sie haben Herrn Hansen K.O. geschlagen.
Hansen: Nanu, wer hat denn da gelauscht? (scherzhaft zu Sauer)
Sauer: Wie können sie das nur behaupten?
Butler: Graf Maibusch selbst hat es uns erzählt.
Sauer: Wie? Dann hat er aber Glück, daß er tot ist.
Fröhlich: Mäßigen sie ihre Sprache! Sie reden sich ja um Kopf und Kragen.
Hansen: Also, ich habe dichtgehalten.
Sauer: Ach, sie armer Wurm. Beim Grafen fühlten sie sich immer toll. Sie haben heute vormittag dem Grafen alles erzählt. Schon vergessen?
Hansen: Äh...
Butler: Also bitte, das führt doch zu nichts. Ich möchte, das sie sich möglichst normal verhalten. Das Leben geht schließlich – zumindest für uns – weiter.
Fröhlich: James hat Recht.
Schmidt: Ja. Deswegen gehe ich jetzt auch und werde wieder sauber machen.
Butler: So ist es richtig. Genießen sie den Abend! Trennung, ausblenden

Szene 22: Herr Hansen, Herr Fröhlich, Herr Flip, Fräulein Maria (?), Frau Schmidt, der Butler
Schlafzimmer, abends (!), Kartenspiel (Poker), einblenden
Hansen: So ein gutes Blatt können sie doch gar nicht haben. Sie blöffen doch nur.
Flip: Seien sie sich da nicht so sicher. Und sie, Herr Fröhlich?
Fröhlich: Das sieht schlecht aus.
Flip: Gut, ich decke auf. Full House, was machen sie nun?
Fröhlich: Also, ich habe einen Dreier und das war’s.
Hansen: Dann schlagen sie mal diesen Royal Flush! Legen ihre Karten hin
Flip: Ach verdammt. Sie gewinnen ja andauernd. Ich wette, sie betrügen!
Hansen: Ich bin ein ehrlicher Mensch, was man nicht von allen in diesem Hause sagen kann. Mariaschrei von draußen, Türenknallen und lautes Gepolter
Maria: Sie blöde Schlampe!
Fröhlich: Was? War das nicht die Stimme von ...?
Hansen: Fräulein ...?
Flip: Aber nein, das kann doch gar nicht sein, die Phantasie hat uns bestimmt einen Streich gespielt.
Hansen: Was ist da passiert? Steht auf, geht nach draußen, dann schnell ins Arbeitszimmer, wo Frau Schmidt erschöpft auf dem Stuhl sitzt Frau Schmidt? Was ist los?
Schmidt: Jemand hat mich überfallen und meine Schürze geraubt.
Hansen: Fräulein Maria?
Schmidt: Nun machen sie sich nicht lächerlich. Maria ist tot. Nein, die Stimme war vielmehr die von Frau Sauerlich. Ich weiß, daß sie es war.
Hansen: Aber was würde sie mit ihrer Schürze wollen?
Schmidt: Ich weiß es nicht. Fröhlich kommt dazu
Fröhlich: Was ist hier passiert?
Hansen: Frau Schmidt ist überfallen worden. Wo ist Herr Flip?
Fröhlich: Weg. Aber... was ist denn hier überhaupt los? Ich verstehe gar nichts mehr. Das ist alles ein wirres Durcheinander.
Schmidt: Das macht nichts. Mir ist jetzt alles klar. Ich kenne den Mörder von Graf Maibusch. Rauscht aus dem Zimmer
Hansen: Ist sie jetzt durchgedreht? Schulterzucken von Fröhlich, Kamerawechsel nach draußen (dunkel!), Schmidt kommt aus der Tür gelaufen
Schmidt: James! James! Wo sind sie denn? Ich weiß, wer der Mörder Peng!!! Knall, worauf Schmidt umfällt, James kommt von vorne
Butler: Frau Schmidt! Meine Güte, so komm doch endlich jemand und hilf ihr! Ausblenden

Einschub Villa mit „die Ereignisse überschlagen sich...“

Szene 23: Frau Schmidt, der Butler, alle
Bad oben, Butler überprüft Schmidts Verband, einblenden
Butler: Geht es wieder? Das war aber ein schlechter Schuß, sonst würden sie vielleicht nicht mehr hier stehen!
Schmidt: Puh, ich kann mich irgendwie nicht erinnern...
Butler: Aber – man hat mir gesagt, sie hätten mich gestern gesucht, weil sie mir sagen wollten, wer der Mörder ist.
Schmidt: Wollte ich das? Ich... ich kann mich nicht erinnern.
Butler: Das ist sehr schade. Aber der Mörder hat anscheinend Vorsorge getroffen. Um so wichtiger, daß ich ihn endlich entlarve.
Schmidt: Vielleicht kann ich ihnen anderweitig weiterhelfen?
Butler: Ja. Das können sie. Ich werde jetzt die menschlichen Abgründe endgültig erforschen. Bitte erzählen sie mir alles, was sie noch wissen.
Schmidt: Also, da war die Sache mit den Aktien. Das wissen sie bestimmt noch. Und... ääähh, Frau Sauerlich hat Herrn Hansen K.O. geschlagen. Ich habe Fräulein Maria tot gesehen. Und den Grafen... Frau Sauerlich... hat mich gestern überfallen... Meine Schürze?
Butler: Ja? Was ist mit der Schürze?
Schmidt: Die ist geklaut worden. Aber wer? Und warum? Schwindelanfall, Butler fängt sie auf
Butler: Sie brauchen Ruhe. Bitte erholen sie sich, ich setze jetzt meine Ermittlungen fort. Gehen beide, nächste Einstellung unten im Flur, wo Butler auf Herrn Flip trifft Herr Flip! Warten sie bitte einen Moment. Kommen sie doch in die Küche. Beide gehen und setzen sich
Flip: Was gibt es denn?
Butler: Ich ermittle. Aber natürlich nicht öffentlich. Bitte erzählen sie mir, was sie wissen.
Flip: Nunja. Ich war der Organisator der Aktiensache und bin somit schuldig am Ruin von Frau Sauerlich, Herrn Fröhlich und Graf Maibusch. Eigentlich hätte ich dieses Schicksal verdient und nicht Maria. Und als ich dann Fräulein Maria tot und Frau Schmidt gefunden habe...
Butler: ...da entschlossen sie sich, daß ihr Leben keinen Sinn mehr hat.
Flip: Aber dieser Selbstmordversuch war lächerlich.
Butler: Wissen sie was, ich will ganz ehrlich sein. Ich halte sie für einen zweifachen Mörder. Ich glaube, sie haben ihre Verlobte umgebracht, weil sie sie ruiniert hat. Sie hat schließlich alles zugegeben. Aber ich habe noch einen Trumpf im Ärmel. Graf Maibusch ist nämlich irgendwie zu Geld gekommen. Ihr Erbe ist beträchtlich gestiegen. Somit konnten sie durch diesen Mord zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Geld und Rache an Graf Maibusch. Aber ich will sie ja nicht direkt beschuldigen... doch, will ich. Was sagen sie jetzt?
Flip: Das trauen sie mir also zu? Ich halte das für eine Frechheit. Ich habe niemanden umgebracht. Ich habe ein Alibi für den ganzen Nachmittag. Zuerst hat Frau Schmidt mich wegen ihrer Giftgans bedroht. Ich bin weggelaufen und habe mich dann mit Frau Sauerlich ins Schlafzimmer gesetzt und geredet. So, was sagen SIE nun?
Butler: Das bringt mich in der Tat etwas durcheinander. Bitte, lassen sie mich allein. Ich muß nachdenken. Ich werde sie noch überführen!!! Flip geht, Butler sitzt grübelnd am Tisch, steht dann auf und geht ins Wohnzimmer Frau Schmidt? Nicht da... geht ins Kinderzimmer Frau Schmidt? Dort sitzt Frau Sauerlich über Akten und sortiert
Sauer: Ich bin es nur.
Butler: Was heißt hier „nur“? Sie sind Verdächtige in einem Mordfall, genau wie Frau Schmidt. Genau deswegen wollte ich mit ihnen sprechen.
Sauer: Worüber?
Butler: Ich bitte sie. Tun sie doch nicht so scheinheilig. Wir beide wissen, was gestern im Arbeitszimmer passiert ist. Sie haben Frau Schmidt überfallen und ihre Schürze geklaut. Das könnte ich ja noch durchgehen lassen. Aber dann haben sie auch noch auf sie geschossen. Das geht zu weit.
Sauer: Himmel, sie können einem aber auf die Nerven gehen. Wovon reden sie denn überhaupt? Ich habe gestern abend im Gartenhaus gesessen und mir „Wetten, daß...?“ angeschaut. Können sie mir das übelnehmen?
Butler: Vielleicht können sie ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. Sagen sie mir einfach, was sie gestern nachmittag gemacht habe, bevor sie ins Gartenhaus gegangen sind!
Sauer: Das können sie gerne wissen: Ich habe mit Herrn Flip eine gute Partie Schach im Schlafzimmer gespielt. Und ich habe gewonnen. Herr Flip ist eben nicht so ein leidenschaftlicher Spieler wie ich es bin. Er hat nach zwei Spielen aufgegeben. Aber nicht er ist gegangen, sondern ich. Seine Pokerrunde ist nämlich wieder zusammengekommen und ich kann diese Leute nicht ausstehen. Jedenfalls nicht, wenn sie beisammen sind. Dann bin ich ins Gartenhaus gegangen. Was soll überhaupt das ganze Verhör?
Butler: Sagte ich es nicht? Ich bin auf der Suche nach einem zweifachen Mörder. Aber es scheint mir, als müsse ich weitersuchen. In jedem Fall danke ich ihnen für dieses Gespräch. Sie haben mir entscheidend geholfen.
Sauer berührt: Ach, ich bin doch gerne zu Diensten.
Butler: Glauben sie mir, wir sprechen uns bestimmt noch! Geht jetzt nach draußen, wo ihm Herr Hansen aus der Garage entgegenkommt
Hansen: Guten Morgen James!
Butler: Herr Hansen. Gut, daß ich sie gefunden habe. Sie sind dieses Mal sozusagen der Außenstehende in diesem Fall. Ach, was rede ich. Natürlich hätten auch sie sich dazu hinreißen lassen können, einen oder zwei Morde zu begehen. Durch ihre Abwesenheit und ihr Unwissen, was die aktuellen Ereignisse betrifft, haben sie kein Motiv und ein bodenständiges Alibi. Aber erzählen sie mir doch etwas von ihrer freundschaftlichen Beziehung zu Frau Sauerlich.
Hansen: Was kann ich da groß erzählen, was sie noch nicht wissen? Vor vier Tagen war dieser Unfall. Frau Schmidt ist ja, wie ihnen vielleicht bekannt ist, mit ihren Unterlagen nicht so ordentlich. Butler nickt wissend Und nachdem ich damals das Kinderzimmer aufgeräumt hatte, konnte ich ihren Aktenordner nicht wiederfinden. Ich hatte ihn beiseite gelegt, damit nicht alle Zettel herausfliegen und verlorengehen. Jedenfalls hat Frau Sauerlich mich fertiggemacht, weil sie mich für unfähig hielt, ihre Sachen aufzubewahren. So ein Unsinn, schließlich lag der Ordner auf dem Schreibtisch. Als ich ihn sah, habe ich ihn genommen und demonstrativ umgedreht, damit Frau Sauerlich eine gute Portion ihrer eigenen Ordentlichkeit mitbekommt. Und dann kann ich mich nicht mehr so recht erinnern... da war ein Telefonanruf...
Butler: Ja? Was für ein Telefonanruf?
Hansen: Der Graf und... irgendwelche Aktien, glaube ich... Zebulon oder so.
Butler: Interessant. Das wirft ein neues Licht auf die Angelegenheit. Zebulon ist nämlich pleite. Damit hat jeder im Haus endgültig ein Motiv, den Grafen zu töten. Ich werde noch den Anwalt fragen müssen...
Hansen: Sie scheinen nicht gerade begeistert?
Butler: Ach, er ist ein Narr, ein Einfaltspinsel. Ich glaube nicht, daß er der Mörder ist, aber vielleicht benutzt er gerade diese Unbeholfenheit als Vorwand. Ich werde aus ihm nicht schlau.
Hansen: Dann suchen sie ihn mal besser auf. Ich glaube, er ist im Gartenhaus.
Butler: Danke für ihre Hilfe. Ich werde sehen, ob ich noch heute einen Mörder überführen werde. Geht mit energischen Schritten zum Gartenhaus, schließt die Tür von außen ab und zieht den Schlüssel raus, von drinnen brüllt Fröhlich
Fröhlich: Sie Ungeziefer! Was machen sie schon wieder? Lassen sie mich hier sofort raus oder ich rufe die Polizei!
Butler: Das wäre gar nicht klug. Schließlich ist das Recht auf meiner Seite, sie pöbelnder Anwalt. Wenn sie sich entschließen, mit mir in aller Ruhe zu reden, werde ich wieder aufschließen. Also?
Fröhlich: Na gut. Öffnen sie die Tür und setzen sie sich. Butler schließt auf und geht rein, Fröhlich schenkt beiden Mineralwasser ein
Butler: Ich wußte, sie würden wieder vernünftig werden.
Fröhlich: Wenn sie denn auch weiterhin ein wenig taktvoller sind.
Butler: Gut. Dann lassen sie mich versuchen, meine Gedanken so taktvoll wie möglich zu fassen. ... Frau Schmidt wußte, wer der Mörder von Graf Maibusch und Fräulein Maria ist. Haben sie sie deshalb angeschossen?
Fröhlich: So viel zum Thema taktvoll. Seien sie froh, daß ich aufgrund ihrer Anschuldigung nicht ausraste!
Butler: Natürlich, natürlich. Das versteht sich von selbst. Aber so einen Ausraster hätte ich mit einem Geständnis gleichsetzen können. Und das können sie sich ja nicht erlauben. Und warum hätten sie auf Frau Schmidt schießen sollen? Doch nur, weil sie dann wohl der Mörder sind!
Fröhlich: Nein, nein, nein. Sie verstehen das alles doch gar nicht. Etwas ruhiger Jedermann in diesem Haus macht mich für seine eigenen Probleme verantwortlich. Was dieses Aktiengeschäft betrifft, so bin ich es vielleicht auch. Dort hat alles begonnen und dort wird alles enden. Ich habe die Gäste in den Ruin gestürzt.
Butler: Das ist nicht wahr. Die Schuld ist allein beim Grafen zu suchen. Er hatte alles Geld schon viel früher in Ruin-Aktien angelegt. Das war doch sein einziges Ziel: Herrn Flip bankrott zu sehen. Er konnte ja nicht ahnen, daß alles Geld seiner Gäste mit in diesem Vermögen steckte. Daher war es nachher, als Fräulein Maria alles beichtete, unmöglich, diesen Handel rückgängig zu machen. Aber mehr sage ich ihnen zu ihrem eigenen Schutz noch nicht.
Fröhlich: Bitte?
Butler: Vertrauen sie mir, so wie ich ihnen vertraut habe. Sagen sie niemandem, was sie soeben gehört haben. Das könnte sonst sehr ungemütlich werden. Aber bitte, sagen sie mir, was ich noch nicht weiß. Zum Beispiel, wo sie zum Zeitpunkt des Mordes von Fräulein Maria waren. Oder als Graf Maibusch getötet wurde. Oder als Frau Schmidt angeschossen wurde.
Fröhlich: Als Fräulein Maria umgebracht wurde, habe ich noch geschlafen. Das war doch so früh morgens, und ich bin nun einmal ein Langschläfer. Dann war Graf Maibusch dran, und ich habe nicht einmal ein Alibi. Aber als auf Frau Schmidt geschossen wurde, war ich mit Herrn Hansen oben im Flur, nach unserer Pokerrunde. Wir haben einen Schrei und Lärm gehört und sind deswegen in den Flur gegangen. Frau Schmidt ist vor unseren Augen nach unten gerannt, also können wir sie unten gar nicht erschossen haben.
Butler: Das ist wohl richtig. Gut, ich sehe jetzt einiges klarer. Ich weiß nun endlich, wer der Mörder ist.
Fröhlich: Dann sagen sie es doch.
Butler: Zu ihrem eigenen Schutz sage ich es nicht. Auch fehlt mir noch der letzte Beweis. Aber glauben sie mir, ich werde ihn finden! Wissendes Nicken, ungläubige Blicke von Herrn Fröhlich, ausblenden

Szene 24: Frau Schmidt, Frau Sauerlich
Bad unten, beide mit Tasse Kaffee
Einblenden
Sauer: Hat James sie auch so derart penetrant ausgefragt?
Schmidt: Ja, es ist unerhört, was sich der Butler so alles erlaubt.
Sauer: Also, ich habe keine Ahnung, wer der Mörder ist.
Schmidt: Das würde ich an ihrer Stelle auch sagen.
Sauer: Was soll das denn bedeuten? Sie glauben wohl, ich war es.
Schmidt: Genau das glaube ich. Sie haben mich doch gestern abend auch überfallen.
Sauer: Wie kommen sie darauf?
Schmidt: Nun tun sie doch nicht so. Und dann haben sie auf mich geschossen.
Sauer: Das bilden sie sich doch ein!
Schmidt: Aber irgendwas spricht gegen diese Theorie...
Sauer: Wahrscheinlich gesunder Menschenverstand.
Schmidt: Genau der. Gestern wußte ich noch, wer diese Schreckenstat vollbracht hat.
Sauer: Und nun können sie sich an nichts mehr erinnern?
Schmidt: Es scheint so.
Sauer: Das klingt doch viel zu phantastisch. Das haben sie sich ausgedacht, um von sich selbst abzulenken.
Schmidt: Was soll denn das jetzt heißen?
Sauer: Wer garantiert mir denn, daß sie sich nicht selbst angeschossen haben?
Schmidt: Das wäre wohl ein bißchen sehr drastisch, meinen sie nicht auch?
Sauer: Es gibt Menschen, die tun so etwas.
Schmidt: Wieso nur?
Sauer: Gerade weil dadurch doch der Verdacht von ihnen abgelenkt wird.
Schmidt: Sie sollten ein wenig realistischer denken.
Sauer: Ich denke immer realistisch und objektiv über solche Fälle nach.
Schmidt: Natürlich. Deswegen haben sie auch Herrn Hansen ins Krankenhaus gebracht?
Sauer: Seien sie nicht kindisch. Das ist schon her.
Schmidt: Herr Hansen hatte aber trotzdem ganz schön zu leiden.
Sauer: Aber er hat es ja geradezu provoziert. Und wenn ich geärgert werde, garantiere ich für nichts.
Schmidt: Kommen wir zu etwas Wichtigem.
Sauer: Was kann denn schon so wichtig sein?
Schmidt: Herr Flip ist aber erstaunlich gut über den Verlust seiner Verlobten hinweggekommen.
Sauer: Tja, da steckt bestimmt eine neue Freundin dahinter... Klatschtratsch über das Wetter, ausblenden

Szene 25: Herr Flip, Herr Fröhlich, der Butler
Flip und Fröhlich in der Küche
Einblenden
Fröhlich: Fehlt ihnen Fräulein Maria eigentlich sehr?
Flip: Nun, es gibt Momente, da könnte ich mich eine Klippe hinunterstürzen. Dann gibt es auch wieder Momente, in denen ich sie ganz vergesse. Die sind mir noch am liebsten.
Fröhlich: Ist ja verständlich. Übrigens, James sagte, er hätte jetzt endlich den Mörder!
Flip: Ach ja? Und wer ist es?
Fröhlich: Er wollte es mir nicht sagen. Er sagte auch, es fehlte ihm nur noch der entscheidende Beweis.
Flip: Kann ich mir gar nicht vorstellen. Ein Butler, der Ermittlungen anstellt?
Fröhlich: Und was für welche! Er macht wirklich Fortschritte.
Flip: Und er ist von Natur aus unschuldig? Freeze, an dieser Stelle tritt der Butler ins Bild
Butler: Ich möchte es nur noch einmal anmerken: Ich bin unschuldig. So steht es schließlich in den Spielregeln. Andererseits – wer beachtet die schon? Verschwindet wieder, Freeze aufgehoben
Fröhlich: Vielleicht nicht das, aber er hat keinen Mord begangen.
Flip: Gut zu wissen. Ich sitze wie auf Kohlen. Allein schon die Vorstellung, daß einer von uns ein Mörder ist, der jederzeit ein neues Opfer suchen kann, macht mir Angst.
Butler: Ich hoffe, da kann ich Abhilfe schaffen. Butler kommt vom Wohnzimmer herein Ich werde heute abend den Verbrecher überführen. Auch wenn mir noch der letzte Beweis fehlt, so bin ich mir doch ziemlich sicher. Deswegen lade ich sie für heute abend zu einem gemütlichen Beisammensein ein.
Flip: Glauben sie mir, ich werde kommen.
Fröhlich: Auch mit mir können sie rechnen!
Butler: Ich danke ihnen für die Unterstützung! Händeschütteln und alle gehen in verschiedene Richtungen, ausblenden

Szene 26: der Butler
Wohnzimmer, Dämmerung, Butler sitzt im Sessel
Einblenden
Butler: Ein Kabinett des Schreckens. Genau das ist Gut Trontstein in den letzten Tagen gewesen. Eine Tragödie, die ihren Ursprung in der menschlichen Habsucht findet und einen schrecklichen Lauf nimmt. (aus einem Buch vorgelesen, jetzt zum Zuschauer) Sentimentaler Blödsinn. Es ist gemordet worden, und ich will von ihnen wissen, was hier vor sich gegangen ist. Nun, die Verdächtigen kennen sie jetzt schon gut genug. Ich werde ihnen aber gerne noch einmal den Überblick über die Waffen verschaffen. War es das Messer? Der Schal? Der Kerzenständer? Die Rohrzange? Die Pistole? Oder etwa der Pokal? Es wird heute abend nicht ganz einfach werden, das garantiere ich ihnen. Wenn sie aber über eine gute Menschenkenntnis ebenso wie über einen ausgeprägten Scharfsinn verfügen, dann kennen sie den Täter bereits. Also, wir sehen uns! Butler geht, ausblenden

Einschub Villa mit „Gut Trontsteins Nächte“

Szene 27: der Butler, alle (!)
Wohnzimmer, Sitzgruppe, abends!!!
Einblenden, alle reden und Butler rückt noch ein paar Gläser im Regal zurecht.
Butler: Einen schönen guten Abend wünsche ich ihnen allen. Ich habe mir die Aufgabe vorgenommen, einen Mörder zu überführen. Ich will versuchen, meine Gedankengänge einfach zu gestalten. Am besten ist es, sie hören aufmerksam zu. Alles wird ruhig Diese Tage waren nicht sehr erfolgreich. Weder für Gut Trontstein, noch für seine Bewohner. Alle Ereignisse finden ihren Ursprung in diesem Aktiengeschäft, das Herr Fröhlich Herrn Flip vorgeschlagen hatte. Herr Flip betrachtete dies als eine tolle Idee und überredete seine Mitmenschen zu einem hinterhältigen Plan. Leider hat er eines nicht gewußt – wie hinterhältig Graf Maibusch schon jetzt war. Der Graf hatte bei diesem Aktienhandel nur ein Ziel, nämlich Herrn Flip zu ruinieren. Flip erstaunt Er konnte ja nicht wissen, daß er seine Freunde auch arm machen würde. Hinterher befand er dies jedoch für eine gerechte Strafe. Graf Maibusch investierte das Geld nämlich von Beginn an in schlechte Aktien. Herr Hansen hat dies im Halbschlaf gerade noch mitbekommen können. Somit fiel dem Grafen die Entscheidung nicht schwer, als Fräulein Maria den Betrug zugab. Dafür mußte sie mit dem Leben bezahlen. Das konnte gerade Herr Flip nicht länger ertragen. Er versuchte, sich selbst das Leben zu nehmen, was ich glücklicherweise verhindern konnte. Daraufhin wurden die Ereignisse im Haus immer unüberschaubarer. Mittlerweile war Herr Hansen aus dem Krankenhaus zurückgekehrt. Zunächst war alles friedlich, bis dann Graf Maibusch tot aufgefunden wurde. Die zweite Leiche innerhalb von zwei Tagen... Zuerst hatte ich Frau Schmidt im Verdacht. Sie hat nämlich versucht, mit einer vergifteten Pute den Grafen sanft entschlafen zu lassen. Herr Flip bekam aber ein schlechtes Gewissen und vereitelte diesen Plan. Dabei kann ich niemandem seine Mordgedanken übelnehmen. Schließlich hat der Graf von Anfang an falsch gespielt und sich als schlechter Verlierer erwiesen. Seit seinem Tod habe ich mich um so aufmerksamer umgeschaut. Es war klar: Der Mörder von Fräulein Maria war gleichzeitig der Mörder von Graf Maibusch. Und ich wurde schnell fündig. Naja, eigentlich wurde Frau Schmidt fündig. Sie fand nämlich etwas, was den Mörder extrem belastete. Etwas, das ihn sofort überführen würde. Sie wollte mich mit ihrem neuerworbenen Wissen aufsuchen, leider aber war es zu spät. Der Mörder forderte ein weiteres Opfer. Zum Glück ging der Schuß daneben, eine mittlere Verletzung war die einzige Folge. Aber Frau Schmidt erlitt eine Gehirnerschütterung und hat alles vergessen, was so wichtig war. Der Mörder hat also doch noch sein Ziel erreicht. Wir sind uns alle im Klaren, daß der Mörder sowohl Fräulein Maria als auch Graf Maibusch getötet hat und Frau Schmidt angeschossen hat. Wer aber konnte auf Frau Schmidt geschossen haben? Frau Sauerlich vielleicht? Die Herren waren ja bei ihrem Pokerspiel beschäftigt gewesen. Das heißt, nach dem Schrei und der Aufruhr konnten weder Herr Fröhlich noch Herr Hansen eine Spur von Herrn Flip entdecken. Somit haben wir zwei Kandidaten. Das ist sehr interessant, da beide sowohl für die Mordzeit von Graf Maibusch als auch für die Mordzeit von Fräulein Maria ein Alibi hatten. Dies schien für mich die Sackgasse zu sein, bis ich aufgrund einer Aussage von Frau Sauerlich stutzig geworden bin. Sie sagte: „Herr Flip ist eben nicht so ein leidenschaftlicher Spieler wie ich es bin. Er hat nach zwei Spielen aufgegeben. Dann ist aber nicht er gegangen, sondern ich.“ Diese Aussage katapultierte mich schlagartig zurück an den Anfang meiner Ermittlungen. Ich war mir anfangs sicher, daß es ein und denselben Mörder in beiden Fällen gäbe. Aber warum war ich mir da so sicher? Nur weil ich für beide Morde ein Motiv gefunden hatte. Was aber nun, wenn eines der Motive gar nicht das war, wonach es aussah? Herr Flip, ich sagte ihnen, ich würde sie kriegen und nun ist es soweit. Graf Maibusch? Es war klar, warum sie ihn umbrachten. Er hat sie ruiniert und um ihren Lebenstraum gebracht. Aber was ist mit Fräulein Maria? Warum haben sie sie umgebracht? Alles still, dann noch einmal in Großaufnahme und eindringlich Warum haben sie Fräulein Maria umgebracht? Schweigen, Flip will antworten, dann kommt Maria aus der Küche
Maria: Sag nichts, Flip. Ich war es.
Butler: Vielen Dank, Fräulein Maria. Das war der Beweis, der mir noch fehlte. Es war klar, daß sie der Mörder von Graf Maibusch sind, aber ich hatte keinen handfesten Beweis. (die anderen sind natürlich überrascht) Aber sie waren es nicht allein. Herr Flip hat ihnen natürlich geholfen. Sie faßten den Entschluß, ihren Onkel zu töten, als er ihnen die Nachricht seiner verlustreichen Investitionen überbrachte. Fräulein Maria würde ihren Onkel töten. So hatten sie es abgesprochen. Dazu mußten sie ihr ein Alibi verschaffen. Was gibt es denn für ein besseres Alibi als den Tod? Also täuschten sie Fräulein Marias Tod vor. Das war nicht schwer zu bewerkstelligen. Sie tauchten auf, entdeckten die Leiche und schon war die Tote verschwunden. Es hat wohl nie jemand die tote Maria gesehen. Außer natürlich Frau Schmidt, und die ist schnell in Ohnmacht gefallen. Das war erledigt, Fräulein Maria brauchte sich jetzt nur noch zu verstecken. Die Ereignisse nahmen ihren Lauf und sie warteten nur noch auf den richtigen Zeitpunkt. Dieser schien gleich am nächsten Tag gekommen zu sein. Sie töteten Graf Maibusch, als er gerade seine Aktiengelder überwachte. Ach ja, die Mordwaffe. Es hat mich einige Phantasie gekostet, aber schließlich war es klar. Eigentlich nur Dank einer kleinen Druckstelle auf dem Stuhl... jetzt wird Mordszene eingeblendet, Butler erzählt weiter und Personen handeln dementsprechend Es war der Schal. Wie konnte ich auch so blind sein. Es gab keine Spuren von Blut am Grafen. Sie waren ja noch nie eine Freundin der großen Worte, daher schlichen sie sich unbemerkt von hinten an. Sie schlangen den Schal um Graf Maibuschs Hals und zogen mit aller Kraft. Doch schnell merkten sie, daß der Graf stärker war. Also stützten sie sich mit einem Fuß am Stuhl ab, um fester ziehen zu können. Das reichte dann vollkommen. Bald war der Graf tot. Herr Flip schaute dann noch einmal zur Kontrolle nach ob auch alles gut ging. Als er Herrn Hansen draußen am Fenster sah, brauchte er nur noch ein Theater zu spielen, als hätte er nie mit dem Mord gerechnet. Ende der Mordszene Nicht schlecht. Sie wären beinahe durchgekommen, aber Frau Schmidt hat einen geheimen Brief von Fräulein Maria, den sie leichtsinnigerweise nach ihrem „Tod“ geschrieben haben, gefunden und wollte mir mitteilen, sie wüßte, wer der Täter ist. An dieser Stelle wurde ich aufmerksam. Frau Schmidt sagte, sie wüßte, wer der Mörder von Graf Maibusch ist. Fräulein Maria erwähnte sie mit keinem Wort, dabei war dieser Mord doch scheinbar mit dem anderen verknüpft. Dann kam mir die Idee, daß Fräulein Maria vielleicht gar nicht tot ist. Sie war sogar noch sehr lebendig, als sie vor der Haustür auf Frau Schmidt schoß. Sie hätte sie vorher aber nicht so lautstark als Schlampe bezeichnen sollen, denn es haben sie die drei Herren gehört. Herr Hansen und Herr Fröhlich waren sich sicher, es sei die Stimme von Fräulein Maria gewesen. Herr Flip sah seinen Plan schon im Meer versinken und lenkte schnell von der Stimme ab. Auch hier wurde ich stutzig. Plötzlich war Herr Flip nämlich verschwunden. Dann war es jedoch eindeutig – er war zu Fräulein Maria ins Gartenhaus gegangen. Dort fand ich am nächsten Tag nämlich den eindeutigen Beweis dafür, daß Fräulein Maria nach ihrem eigenen Tod noch im Gartenhaus war: diese Haarspange. Hält Haarspange hoch Auf der Innenseite steht der Hersteller. Ich habe dort angerufen und herausgefunden, daß diese Haarspange eine Sonderanfertigung für Fräulein Maria war. Kommen wir zum Urteil. Herr Flip, ich beschuldige sie hiermit der Mithilfe am Mord von Graf Maibusch sowie Mithilfe zur Vortäuschung eines Mordes. Fräulein Maria, sie wird ein weitaus härteres Urteil treffen. Ich bezichtige sie des vorgetäuschten Mordes, des Mordes an Graf Maibusch und des versuchten Mordes an Frau Schmidt. Ich sagte bereits vorschnell, mir seien ihre Motive klar. Doch wollten sie wirklich aus reiner Geldgier zwei Morde begehen?
Maria: Ich habe einen Mord begangen. Es war für mich der letzte Ausweg. Mit dem Geld, das ich investiert hatte, zusammen mit Herrn Flips Geld, wollte ich ihn heiraten.
Flip: Laß nur gut sein, Maria. Das Spiel ist aus, wir haben zu hoch gepokert und verloren. Laß uns gehen. Stehen auf, gehen Hand in Hand zum Flur raus
Sauer: Ach, die junge Liebe. Daß sie so schreckliche Wege gehen muß... Es war eine verzweifelte Tat aus Leidenschaft... steht auf, geht langsam
Hansen: ... aus Leidenschaft, ja. Aber warum mußte es so ein Ende nehmen? Frau Sauerlich, das mit dem Streit tut mir Leid. Geht auch
Sauer: Mir ja auch, Herr Hansen. Mir ja auch.
Fröhlich: James, sie sind doch ein Pfundskerl. Ich hätte nicht gedacht, daß sie den Fall lösen würden. Eindrucksvolle Darstellung, wirklich.
Schmidt: Ich hoffe, ich muß so etwas hier nie wieder erleben. Das war die schrecklichste Woche meines Lebens. Helfen sie mir ein wenig in der Küche?
Butler: Ach, Frau Schmidt! Wie könnte ich ihnen je diesen Gefallen abschlagen? Doch erst müssen diese beiden liebeskranken Menschen weggebracht werden. Nun sehen sie mal , wie tief die menschlichen Abgründe reichen. Was gibt es morgen zu essen?
Schmidt: Ach, sie denken auch nur ans Essen. Na kommen sie, ich mache noch schnell was. Gehen auch weg, sobald Schmidt ihren ersten Satz sagt, setzt Musik ein, die beim Rausgehen von Schmidt und James lauter wird, ausblenden

Szene 28: der Butler
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Butler: Nun haben sie eine kleine Lehrstunde in Psychologie erhalten. Vielleicht auch in Kriminologie? War ihr Verdacht richtig? Sehen sie nun noch, was aus den Personen geworden ist! Musik setzt ein
Foto 1 mit Maria und Flip, die hinter Gittern heiraten: Fräulein Maria und Herr Flip sind ins Gefängnis gebracht worden, wo sie geheiratet haben.
Foto 2 mit Sauer vor Bücherregal: Nachdem Herr Hansen von einer Anzeige wegen Körperverletzung abgesehen hat, hat Frau Sauerlich den Job gewechselt und arbeitet in einer Bücherei..
Foto 3 mit Fröhlich und Financial Times: Herr Fröhlich widmet sich ab jetzt der Börse, in der Hoffnung, einmal reich zu werden.
Foto 4 mit Schmidt (Kochtopf), Hansen (Harke) und Butler (Teller): Frau Schmidt, Herr Hansen und ich, wir sind noch immer auf Gut Trontstein und werden auch weiterhin hier arbeiten. Abspann mit Musik