Mittwoch, 1. August 2018

Schlag in's Gesicht

Eine Situation - zwei Blickwinkel.

Telse

"Ich bin wirklich aufgeregt. Erst war ich nur Nulltsemester an dieser Schule, eine Vertretung für eine Kollegin, die sich das Bein gebrochen hat. Nur für ein paar Monate - aber es hat einfach gepasst: Die Schüler kommen gut mit mir klar, die Eltern sind hochzufrieden, die Schulleitung hat mich direkt in das Referendariat übernommen. Die Ausbildung hat echt toll geklappt, ich habe eine Theater-AG gegründet und ich fühle mich sauwohl. Und nun besteht tatsächlich die Möglichkeit, mich unbefristet zu übernehmen - das wäre toll! Die Schulleitung hat mir signalisiert, dass sie mich behalten möchte, aber natürlich muss die Planstelle ausgeschrieben werden. Und natürlich wird es mehrere Bewerber geben, und die Note meines zweiten Staatsexamens ist auch nicht soooooo toll. Aber die Schulleitung hat mir gesagt, ich solle ganz ruhig bleiben, denn es gibt Mittel und Wege, mich auf die Stelle zu bekommen. Sie würden die Ausschreibung genau auf meine Kompetenzen zuschneiden und das Auswahlgespräch so leiten, dass es vollkommen nachvollziehbar erscheint, warum sie mich den Mitbewerbern vorgezogen haben würden. Es kann nichts mehr schiefgehen - ich bin so glücklich!"

Klaus

"Ich bin wirklich aufgeregt. Da ist doch tatsächlich eine Planstelle ausgeschrieben mit meiner Fächerkombination, und gar nicht weit entfernt. Das wäre so toll, dann muss ich nicht umziehen, denn wie das Leben nun mal läuft, muss ich meine Familie versorgen, und es wäre doof, wenn ich jedesmal hundert Kilometer zur Schule fahren muss. Dann bekäme mein Lütter mich gar nicht mehr zu sehen. Ich kenne die Schule noch nicht, aber bin sehr neugierig. Und es passt wirklich vollkommen, sie suchen jemanden, der eine Theater-AG leiten  würde - als hätten sie gewusst, dass ich mich mein ganzes Studium über mit dem Theater auseinandergesetzt habe. Es ist wirklich so, diese Ausschreibung beschreibt mich bis in das kleinste Detail, und ich habe eine sehr gute Note in meinem zweiten Staatsexamen vor sieben Jahren bekommen. Und sie haben mich zum Auswahlgespräch eingeladen. Es kann nichts mehr schiefgehen - ich bin so glücklich!"

...klingt vertraut?

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