Dienstag, 6. Februar 2018
Desiderium Ordinis
Als personifizierte Incompetentia habe ich mit diesem Titel versucht, meine Sehnsucht nach Ordnung auf Latein auszudrücken. Anlass? Psychosomatische Effekte, die mich heute flachgelegt haben.
Wenn ich über Autisten und Asperger rede, ist das alles bitte mit einer gesunden Dosis Zweifel zu goutieren. Ich habe in meiner bisherigen Schulzeit hin und wieder mit beiden Arten von Schülern gearbeitet, aber was ich über diese "geistige Konfiguration" weiß, habe ich eher aus Büchern wie The Curious Incident of the Dog in the Night-Time (dt. Supergute Tage) oder aber aus Brackmanns Buch zur Hochbegabung. Denn da gibt es ja gewisse Schnittmengen zwischen den Hochbegabten und den Autisten.
Zum Beispiel das Sehnen nach Sicherheit, Ordnung und geregelten Tagesabläufen. Mit Spontaneität komme ich nicht gut klar, unvorhergesehene Ereignisse können mich vollkommen aus der Bahn werfen. Die derzeitige Arbeitssituation hat für mich nichts mit Sicherheit zu tun: Erstmal nur elf Stunden, so dass mein Kopf nicht weiß, ob das jetzt richtig "Arbeit" ist oder nur eine Alternative zur Arbeitslosigkeit, eine unverbindliche kleine Beschäftigung, eh' nur drei Wochen, dann Ferien, dann vier Wochen, nichts Halbes und nichts Ganzes.
Und dann das zweite Halbjahr - Start mit reduzierter Stundenzahl, weil der neunte Jahrgang im Praktikum ist. Ich sollte mich freuen, dass ich so wenig Unterricht habe, und das wird mir auch noch bezahlt! Aber wieder ist der Stundenplan ein gefühltes zerstückeltes Werk. Ich muss zugeben, ich freue mich auf die nächste Woche.
Ich freue mich darauf, dass ich endlich einen vollen Stundenplan habe. Ich freue mich darauf, dass ich Aufsteh- und Zubettgeh-Automatismen einüben kann. Ich freue mich darauf, täglich etwas geschafft zu haben. Ich freue mich darauf, dass das jetzt ein paar Wochen so gehen wird. Denn jetzt weiß mein Gehirn endlich, dass es sich lohnt, sich für die KGS einzusetzen, jetzt kann ich mich darauf einlassen.
Wie sehr vermisse ich das, einen sicheren Stundenplan über längere Zeit - okay, das Ganze läuft jetzt auch schon wieder nur bis zu den Osterferien. Aber immerhin zwei Monate richtig arbeiten, das wird mir gut tun.
Diese mangelnde Sicherheit führt dazu, dass es mir richtig schlecht geht. Ich mache nichts in der Wohnung, ich habe keine "gedankliche Klarheit" und werde depressiv, ich frage mich, wofür ich das überhaupt tue. Und scheinbar gibt es auch einen psychosomatischen Effekt: Mein Immunsystem war lange nicht mehr richtig down, aber seit Dienstantritt an der neuen Schule schnodder' ich mich von A nach B und hänge in den Seilen.
Das war so schön damals, in St.Peter-Ording, ein geregelter Wochenplan, etwas, worauf ich mich verlassen konnte. Und vielleicht ist es nun verständlich, wenn ich schreibe, dass ich mich freue, dass ich ab nächster Woche endlich einen vollen Stundenplan habe.
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