Daneben fühle ich mich fast ein bisschen fehl am Platze... |
Tag der offenen Tür, und auch wenn ich mich nicht repräsentativ gefühlt habe, um selbst etwas zum Programm der Schule beizutragen, bin ich trotzdem hingegangen. Ich wollte mir die Schnupperstunde in Latein eines Kollegen anschauen (prima lectio Latina mit Sechst- und Viertklässlern). Ich fand das ganz spannend, zu beobachten, und sollte ich an der Schule bleiben wollen/können, würde ich irgendwann wohl selbst solch' eine Stunde zeigen. Und ich fand es sehr nostalgisch, meinen alten Lateinprof, die "Wurzel", samt Töchtern dort zu treffen.
Und dann wurde es Zeit für einen Moment der Wahrheit, als danach beim Bummeln durch die Gebäude ein Vater eines Schülers zu mir in den Raum kam und sich vorgestellt hat. Und ich hatte ziemlich weiche Knie, denn ich hatte seinen Sohn im Kopf und hatte mir schon öfters überlegt, was für Eltern dahinter stecken. Im positiven Sinne: So einen höflichen jungen Mann habe ich lange nicht in der Schule erlebt, mit einer unglaublich sauberen, ausgeschmückten Handschrift. Heute hat sich mir dann erklärt, warum das so ist, und ich habe mich völlig fehl am Platze gefühlt.
Ich habe mich in den letzten Jahren mit verschiedensten Eltern unterhalten, aber noch nie mit solchen, neben denen ich mich "klein" gefühlt habe. Nicht von der Körpergröße her (wobei der Vater auch die zwei Meter geknackt hatte), sondern vom Habitus. Von der gefühlt elitären Aura her. Dieses Gefühl "Sein Rasierwasser kostet bestimmt mehr, als ich im ganzen Jahr verdiene". Und sollte ich an der Schule bleiben wollen, werde ich mich auf mehrere solcher Begegnungen einstellen müssen. Die KGS hat nun mal ihre Zielgruppen, und sie alle fühlen sich nach Düsternbrook an [für die Nichtkieler: Düsternbrook ist ein sehr "feiner" Stadtteil].
So hat dieser Vater mich also abgehorcht. Gefragt, was es mit meinem Outfit auf sich hat, ein paar literarische Fetzen ausgetauscht, gefragt, ob ich mit meiner Unterrichtsart Erfolg habe (der sich nach seiner Einschätzung gut danach beurteilen lässt, ob man in der Lage ist, den Lehrplan durchzubekommen). Und ich war ein wenig perplex, denn das Gespräch hat sich dann sehr positiv entwickelt. Am Ende hat mein Gesprächspartner sich für das Kennenlernen bedankt; die Wirkung der Unterhaltung hat mich den ganzen Samstag hindurch getragen. Und lehrt mich, allen Menschen gegenüber aufgeschlossen zu sein.
Und lässt mich gleichzeitig feststellen: Egal, ob die Eltern Unternehmer sind, oder adelig, oder einer sozial schwächeren Gruppe angehören, oder ob sie Politiker sind: Ihre Kinder verhalten sich dann doch irgendwie alle ähnlich. Wie jugendliche Schüler eben.
Don't judge a book by its cover - auch keine Männer in Anzügen. War eine gute Lektion für mich.
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