Freitag, 29. September 2017

Positives über das Arbeitsamt

Auf ein Neues...

Ich habe bereits vor einem Jahr so meine Erfahrungen mit dem Arbeitsamt sammeln dürfen. Und die waren gar nicht mal negativ, Herr Denk war nett und geduldig, hat mir alles Mögliche erklärt und sich ein bisschen Zeit genommen, mich zu verstehen. Das tun nicht viele, weil es anstrengend ist und Offenheit zum Ausbrechen aus klassischen Denkmustern erfordert.

So war ich ganz froh, als dann vor ein paar Wochen die Einladung ins Arbeitsamt kam, "Sehr geehrter Dr Hilarius, ich möchte mit ihnen gern ihre berufliche Situation besprechen." Unpersönliches Schreiben, ist auch richtig so, dauert ja sonst viel zu lange. Und oben rechts in der Ecke stand dann beim Namen des Sachbearbeiters "Denk". Das war ein wenig unerwartet, nach über einem Jahr immer noch oder schon wieder denselben Sachbearbeiter zu haben, aber es war keinesfalls unwillkommen. Er kannte den Doc ja schon ein wenig, so würde das Gespräch nicht vollkommen bei Null anfangen müssen, und so begab sich Dr Hilarius heute pünktlich zum Arbeitsamt.

Pünktlich, denn ich hatte ja so meine Erfahrungen mit Sperrfristen und wie sehr im AA (Buba spült) darauf Wert gelegt wird, dass man sich an die Vorgaben hält. Termin um viertel vor zehn, also saß ich um genau neun Uhr vierzig im Wartebereich vor Zimmer siebenundfünfzig, hatte schon einmal angeklopft, um zu signalisieren, dass ich da bin (wie es laut Aushang gewünscht wird, was ja ebenfalls nachvollziehbar ist). Keine Antwort, nun, sicherlich sitzt Herr Denk noch in der Frühstückspause und kommt gleich den Gang heruntergebummelt.

Fünf Minuten später. Zehn Minuten später. Eine andere Angestellte kommt am Wartebereich vorbei, verschwindet in einem der hinteren Büros und durch geöffnete Türen hört man eine angeregte Unterhaltung zweier Damen, in deren Verlauf es irgendwo heißt "Marc ist diese Woche ja nicht da, deswegen übernehme ich dies (und jenes blabla...)" - moment mal, ich weiß noch, dass mein Sachbearbeiter mit Vornamen Marc heißt und werde ein wenig misstrauisch. Nochmals fünf Minuten später, im Denk-Zimmer ist noch immer kein Licht angegangen und jene Angestellte, die vorhin von rechts nach links spazierte, kehrt nun von links nach rechts zurück, keine Unterhaltung mehr, und so mache ich mich auf zum hinteren Büro, um einmal nachzufragen.

"Ja, Herr Denk fällt zur Zeit aus, ach, hatten sie einen Termin beim ihm? Oh, da muss ich mal nachschauen..." und da ich ja mein Gehirn noch nicht so leicht zügeln kann, explodiert schon wieder alles in mir, weil es nicht das erste Mal ist, dass ein AA-Termin platzt, ohne dass man davon in Kenntnis gesetzt wird, nicht wahr, Buba la Tättah. Und ich atme tief durch und höre nur "Also, eigentlich sind davon alle in Kenntnis gesetzt worden, ich schaue gerade mal bei ihnen..." und ich bin kurz davor auszurasten "...da steht, es wurde eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen..." und all die Wut verfliegt und ich bekomme Bauchschmerzen. Wie, AB? Sicher, darauf war eine Nachricht, aber die war doch von meinen Eltern, oder? Hatte ich etwa nicht eine eventuelle zweite Nachricht abgehört? Oh man, wie peinlich, und ich bitte mal eben, dass sich die Erde auftut und all' die fiesen Gedanken verschluckt, die ich der jungen Dame habe entgegen schleudern wollen.

Und dann kommt es zum Glück im Unglück, denn die junge Dame hat gerade Zeit - weil ihrerseits ein Kunde (so heißt man im Arbeitsamt) gerade nicht zum Gespräch erscheinen konnte, also schieben wir eine spontane Session ein, eingeleitet durch ihr "Haben sie denn ganz dringende Fragen, etwas, was sie wissen möchten?" und damit habe ich nicht gerechnet. Das ist ja klasse. Und ich setze mich, sie schließt die Tür. Und dann nimmt Frau Hauschildt sich eine halbe Stunde Zeit und ganz viel Verständnis und klärt mich über all jene Dinge auf, über die ich im Unklaren war:

1) Wenn sich für mich ein Angebot ergibt, bei dem ich netto weniger als mein derzeitiges ALG verdienen würde, muss ich das nicht annehmen.

2) Wenn ich eine kurzweilige Vertretung annehmen würde, z.B. drei Monate, wird danach mein ALG unverändert weitergezahlt und der Bewilligungszeitraum entsprechend verlängert.

3) Ich muss, genau genommen, überhaupt kein Angebot annehmen, da das Bewerbungssystem über das pbOn eine Arbeitsvermittlung durch die Agentur für Arbeit ausschließt. Nur wenn mir eine Arbeit vermittelt würde, mit Rechtsfolgenbelehrung, könnte mir aus einer Ablehnung ein Nachteil entstehen.

Das Alles beruhigt mich schon sehr. Denn ich möchte auf keinen Fall so eine Pleite wie an der Jungmannschule in Eckernförde nochmal erleben, in deren Kollegium ich einfach nicht gepasst habe, und auch möchte ich nicht für drei Monate befristet ohne Aussicht auf Verlängerung an einer neuen Schule antreten, nur um dort von der Hälfte des Kollegiums wieder misstrauisch beäugt zu werden. Diese Ängste sind allesamt ausgeräumt, und das sehr geduldig und verständnisvoll und ganz spontan, so dass der nächste Gesprächstermin nun bis Mitte November warten kann.

Und das finde ich toll, also einmal danke an Frau Hauschildt und an die AA (nicht so schlimm wie der Sprung in der Schüssel). Hätte nicht gedacht, dass es einmal so angenehm verlaufen kann. Wochenende kann beginnen! Und bitte, liebe Kollegen, geht Skilaufen oder was weiß ich und brecht Euch die Beine, muss ja erstmal nur für ein halbes Jahr sein, aber das wäre schon ganz nett. Sorry für den Zynismus!

post scriptum: Beim Lesen "Im Denk-Zimmer ist noch kein Licht angegangen" klingt irgendwie witzig!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen