Samstag, 23. September 2017

Der Geruch von Meer

Die Brandung bei Methoni, Griechenland

Die Buddhistin Pema Chödrön lehrt mich, auch in schwierigen Situationen immer das Gute zu sehen. So hat ein Neurodermitis-Schub auch positive Aspekte. Um einen davon soll es heute gehen.

Ein Hilfsmittel gegen die juckende Haut ist Öl. Im Studium habe ich damals den Ratschlag bekommen, ich sollte einfaches Olivenöl nehmen, vom Discounter, muss gar kein spezielles Hautpflegeöl sein. Hat tatsächlich auch geholfen, allerdings mochte ich den Geruch vom Olivenöl nicht so und irgendwie hatte ich dann auch immer zuviel davon auf der Haut. Mittlerweile weiß ich, dass es medizinische Ölbäder gibt, und die sind richtig toll:

Zunächst einmal lasse ich richtig heißes Wasser in die Wanne, und dann reiße ich zwei Beutel Totes-Meer-Salz auf. Die werden im Wasser aufgelöst, dann bringe ich es auf eine angenehme Temperatur und gebe das Mandelölbad dazu; dadurch legt sich ein Ölfilm über die Wasseroberfläche (es löst sich also nicht auf), und beim Ein- und Aussteigen aus der Wanne legt dieser Ölfilm sich dann auf die Haut. Sehr praktisch und gründlich, und weder das Salz noch das Ölbad (sollte ein sog. spreitendes Ölbad sein) sind teuer, ich hole das Salz immer kiloweise von Rossmann.

Für mich ist es immer ein besonderer Genuss, diese Beutel aufzureißen. Ich schließe dann die Augen und schnuppere an den groben Salzkristallen, und schlagartig sehe ich das Meer vor mir. Während das Wasser in die Wanne rauscht und ich mit geschlossenen Augen und dem Beutel Salz in der Hand dastehe, denke ich wieder daran, wo ich diesen Geruch schon einmal erlebt habe, nämlich an der Küste von Methoni in Griechenland. Exkursion, zwei Wochen Peloponnes. Heiße Sonne, anstrengende Wanderungen, lange Vorträge, klassisches Altertum und ein paar Momente, die unvergleichlich gut waren. In der Brandung bei Methoni zu stehen und den Wind um die Ohren gepustet zu kommen, den Elementen trotzen... im Mittelmeer schwimmen, griechisches Essen genießen, den Zikaden lauschen... und der unvergleichliche Sonnenuntergang am Kap Sounion...

All' diese Erinnerungen, diese Bilder und Szenen, schießen mir beim Riechen an dieser Tüte Drogerie-Badesalz durch den Kopf, und ich genieße diesen herrlichen Moment jedes Mal auf's Neue. Ich glaube, ich habe noch keinen Beutel Salz in's Bad gekippt, ohne einen tiefen Atemzug zu nehmen. Und wenn dann der Duft des Mandelöls aus dem Wasser aufsteigt, das Licht abgedunkelt ist und aus der Wohnung ägyptische Klänge herüberwabern, da wird aus einer medizinischen Anwendung wieder ein echtes Wellness-Erlebnis.

Okay, das wird es sicher nicht gewesen sein, was Pema Chödrön meint, wenn sie von "das Gute sehen" spricht. Aber die Grundidee stimmt: Ich arrangiere mich mit schwierigen Situationen, ich gehe auf sie zu und versuche nur Positives darin zu sehen.

Der Sonnenuntergang am Kap Sounion

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