Sonntag, 3. September 2017

Das Bad

Spinnen. Ratten. Dieser Raum könnte aus dem originalen Resident Evil stammen! (Die große Buba sieht links um die Ecke gerade Rebecca krepieren, aber das kümmert sie nicht, weil sie sich mit dem muskelbepackten Chris Redfield [war dann in Teil fünf ein bisschen viel des Guten, oder? Wobei... ich bin mal besser still, von mir aus darf Er ja auch weiter in diese Richtung gehen ^^] in die Nachbarswohnung verkriecht. Da war damals noch nicht mein junger Nachbar, sondern nur die Leiche von Herrn P., die da vor sich hin gammelte, weil niemand seinen Tod bemerkt hat.)

"Was für ein Loch."

...war mein erster Gedanke bei der Wohnungsbesichtigung. Ich hatte Angst, dass ich niemals so viel Fantasie würde aufbringen können, es hier wohnlich zu machen. Das ist eine einzige Abstellkammer! Ist auch kein Wunder, ursprünglich war das ein Dachboden zum Lagern. Ein einziger großer Raum, an zwei Seiten mit Dachschrägen gesäumt, mittendrin fünf Dachbalken. Holzdielen. Ich hab' noch nie Holzfußboden gehabt. Das würde ich dann wohl mit einer Menge Teppich abdecken müssen, um es etwas wärmer und wohnlicher zu bekommen.

In die eine Ecke war eine Einbauküche geklatscht worden, die eventuelle Vormieter offensichtlich für chemische Experimente missbraucht hatten, in die Kochplatten waren interessante Muster eingebrannt - moment mal, Vormieter? ...nach einigem Herumdrucksen ließ der Hausmeister aus sich herausbekommen, dass dieses Loch mindestens ein Dreivierteljahr leergestanden hat.

Und überhaupt. Nicht nur, dass man das gesamte Treppenhaus bis unter's Dach erklimmen musste. Die offensichtlich nachträglich zwischen die beiden anderen gequetschte Wohnungstür ließ sich nicht vernünftig schließen, nur, indem man sie abschloss. Und sämtliche Geräusche aus dem Treppenhaus ließen sich durch den kompletten Wohnraum hindurch vernehmen - sicher würde auch jeder Nachbar auf den Stiegen jegliche Klänge aus dieser "Wohnung" ungefiltert wahrnehmen.

Außerdem war es später Nachmittag. Siebzehn Uhr im Januar, und es wurde bereits dunkel draußen, was diese Wohnung noch kälter und unbelebter wirken ließ.

Aber konnte es wirklich noch schlimmer werden als Husum? Und da vorne ein Bett hin, und dort vielleicht eine Sitzecke, scheiß drauf, Hauptsache, ich komme von dort weg. Und da um die Ecke wohnt die große Buba, das macht Vieles einfacher. Ach so, den Raum da hab' ich noch nicht gesehen, was ist da? Oh!

Das Bad.


Und ich habe keine Ahnung mehr, warum eigentlich... oder? Plötzlich sah Alles ganz anders aus. Das Bad war riesig!  Eine große Badewanne... reichlich Platz für eine Waschmaschine... eine große, neuwertige Badkonsole... gefliest, und alles so sauber... größer als manch' eine Studentenwohnung...

Wow, ich war platt, der frisch renovierte Eindruck des Badezimmers hatte in Sekundenbruchteilen alles relativiert, was der Wohnraum an Meinung in meinem verrückten Kopf erzeugt hatte. Sicherlich war alles in diesem Bad noch leer, weiß und kalt. Aber - vielleicht könnte ich ja wirklich Einiges aus dieser Wohnung machen, vielleicht geht das ja tatsächlich!

Und so bin ich zurück in den Wohnbereich gegangen und habe das alles nochmals überdacht. Plötzlich boten die Dackbalken Möglichkeiten, plötzlich wurde der Gedanke angenehm, barfuß über diese Dielen zu laufen, plötzlich entdeckte ich die wohnlichen Vorteile der Schrägen. Ich bin mir sicher, wenn das Bad nicht gewesen wäre, hätte ich mich nicht für diese Wohnung entschieden. Und das ist mir deswegen so wichtig und einen weiteren Blogeintrag wert, weil ich diese Wohnung mittlerweile für meine Traumwohnung halte, in der noch viel Platz für weitere Entwicklungen ist. Hier möchte ich nicht mehr weg (und sicher hat auch der Umstand dazu beigetragen, dass Er in der zweiten Nacht hier geblieben ist und wir uns die ganze Nacht hindurch nett miteinander unterhalten haben).

Heute sieht die Wohnung nicht mehr ganz wie ein Loch aus.

Und wenn es dunkel wird, wird es erst richtig interessant...

Und das Bad nicht mehr ganz so weiß.

Dazu möge man sich bitte Räucherstäbchen und atmosphärische Musik denken, und das Licht mit langsamem Farbwechsel...

Und ich bin ein wenig offener für den Umstand, dass man aus diesem Leben selbst etwas machen kann - und muss.

post scriptum: Ich schaue mir heute Abend mal das TV-Duell zwischen Merkel und Schulz an. Mittlerweile finde ich sowas recht unterhaltsam, auch wenn es an meiner Denkrichtung für die zwei Kreuze nicht viel ändern wird. Ich möchte einfach mal sehen, ob Merkel sich vom Demagogen-Register ihres Herausforderers aus der Reserve locken lässt - und ob die Merkel-Raute auch heute zum Einsatz kommen wird.

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